Ad-Fraud ist ein großes Problem für alle, die in Online-Werbung investieren. Und: Es wird sich noch weiter verschärfen. Dahinter stecken Bots, die sich als reale Nutzer tarnen und die Werbekosten so künstlich in die Höhe treiben.
Wir verraten Ihnen, was Sie gegen Ad-Fraud tun können und wie eingesetzte Budgets tatsächlich potentielle Kunden erreichen.
Ad-Fraud – neue Studie kommt zu erschreckenden Ergebnissen
Das Unternehmen Appsflyer hat in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass allein im ersten Quartal 2019 insgesamt 2,3 Milliarden US-Doller an Betrüger ausgezahlt wurden. Möglich war das durch Ad-Fraud. Aber was ist genau unter Ad-Fraud zu verstehen?
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Sie sind im Bereich der App-Entwicklung tätig oder möchten Ihre unternehmenseigene App pushen. Also zahlen Sie Geld dafür, dass Ihre Werbung in anderen Apps angezeigt wird. Damit soll der Nutzer dazu gebracht werden, Ihre App zu installieren. Macht er das, bezahlen Sie eine gesonderte Provision.
In der Praxis kommt es aber immer öfter vor, dass automatisierte Bot-Systeme hinter den vermeintlichen Neu-Installationen stecken. Sie simulieren die Installation nur, ein Nutzer aus Fleisch und Blut steckt nicht dahinter.
Für Klicks bezahlen, Opfer werden
Dieses Beispiel lässt sich auch auf zahlreiche andere Online-Werbeformen übertragen. Anfang 2019 nutze beispielsweise ein Betrugsnetzwerk die IP-Adressen von IoT-Geräten dazu, massenhaft Klicks auf YouTube-Werbung zu simulieren. Solche Fälle sind aber keine Seltenheit, sondern machen immer wieder von sich Reden.
Noch eine Spur simpler sind die Betrugsmaschen im Influencer-Marketing. Mit dem „follow4follow“-Ansatz blähen vermeintliche Influencer ihre Reichweite künstlich auf, um (mehr) Werbegelder einzustreichen. Darunter ist sozusagen ein Geben-und-Nehmen zwischen Influencern gemeint – frei nach dem Motto „Folgst du mir, folge ich dir“.
Sie sollten sich bewusst machen: Sobald Sie für Klicks, Website-Besuche oder Installationen bezahlen, könnten Sie Opfer von Ad-Fraud werden – unabhängig von der bevorzugten Werbe-Art und -Plattform.
Finanz- und Versicherungsbranche trifft Ad-Fraud besonders hat
Die Studie zeigte zudem, dass besonders Unternehmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche betroffen sind. Da echte Neukunden für solche Dienstleister von besonders hohem Wert sind, weil neuen Verträgen auch immer eine Bindung zugrunde liegt, zahlen sie ohnehin schon verhältnismäßig viel Geld pro Lead. Wenn dann herauskommt, dass bis zu 75 Prozent all dieser Leads in Wirklichkeit von Bots stammen, ist der Ärger natürlich groß.
Problematisch ist das ganze Thema auch vor allem deswegen, weil Bots immer schwerer als solche zu erkennen sind. Noch vor einigen Jahren ließ sich mit simplen Analyse-Tools schnell feststellen, ob nach dem Klick oder der Installation noch irgendetwas auf der Nutzerseite passierte. Heute bauen die weiterentwickelten Bots ganze Customer-Journeys nach und sind so kaum noch von echten Usern zu unterscheiden.
Mit Traffic-TÜV gegen Bot-Betrug
Die große Frage für Werbeplattformen und Werbetreibende ist also klar: Wie bekommt man das Bot-Problem in den Griff? Die Antwort ist leider weniger eindeutig. Denn selbst der Einsatz von KI nützt nur wenig, wenn die Gegenseite ebenfalls auf deren Macht setzt.
Eine jüngst diskutierte Lösung könnte eine Art Traffic-TÜV darstellen. Dabei soll es sich um neutrale und unabhängige Dritte handeln, die den abzurechnenden Traffic kontrollieren. Unternehmen wie Meetrics, spezialisiert auf die Analyse von Kennzahlen, könnten dafür die Weichen stellen.
Wichtig sei Experten zufolge aber vor allem, dass auf große Werbeplattformen wie Google und Facebook Druck ausgeübt wird, damit sie auf das Problem Ad-Frau reagieren und dagegen vorgehen. Fahren Unternehmen, die Opfer der Bots geworden sind, ihre Budgets zurück, haben die Anbieter schließlich ein großes Problem.
Ad-Fraud – der Streuverlust der Online-Werbung
Die meisten Unternehmen sollten das Problem Ad-Fraud aber nicht zu hoch aufhängen. Oft reicht schon ein Schulterblick zurück, um den Ärger über verlorene Gelder zu relativieren. Bedenken Sie, wie viel Geld Sie früher für Print-Werbung oder Zeitungsanzeigen ausgegeben habe. Und wie viele Exemplare davon ungelesen im Müll gelandet sind.
Auch wenn es sich bei den Bot-Attacken um Betrug handelt, im Endeffekt ist das Ergebnis nichts Anderes als ein Streuverlust. Und wie hat Henry Ford einst gesagt: „Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.“
Unser Tipp: Lassen Sie sich von einer guten Werbeagentur beraten. Setzen Sie Ihre Werbebudgets gezielt nur auf Plattformen ein, auf denen sich Ihre Zielgruppe auch tummelt. Behalten Sie die Kennzahlen im Blick und vergleichen Sie die Anzahl Ihrer realen Neukunden mit den Leads durch Online-Marketing. Denn eines steht fest: Eine Alternative zur Online- und Social-Media-Werbung gibt es im 21. Jahrhundert längst nicht mehr.
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