Arbeitswelt & Trends

Metaversum – ein neues Internet?

Das Metaversum wird als Internet-Nachfolger gehandelt

von 10.11.2021
Per Virtual-Reality-Brille in das Metaversum als der Internet der Zukunft? Bild: Pexels/Andrea Piacquadio

Die Erwartungen sind groß: Das Metaversum wird als neues Internet gehandelt. Als virtuelle Parallelwelt sollen Nutzer darin eintauchen und sich zum Beispiel als Hologramm in 3D begegnen können. 

Wir erklären, was das Metaversum ist und warum es als Nachfolger des Internets gehandelt wird.

Das Metaversum als neues Internet?

Das Internet ist heute allgegenwärtig. Der Büroalltag läuft teilweise oder vollständig im World Wide Web ab, Maschinen kommunizieren über das Internet miteinander und bestellen bald benötigte Ersatzteile einfach selbst nach und auch privat ist eine stabile Internetverbindung zunehmend so etwas wie eine Lebensader. Eine Grenze scheint dieser Entwicklung nicht gesetzt zu sein. Oder vielleicht doch?

Große Technologiekonzerne tüfteln mit Hochdruck an einer neuen Technologie, die dem Internet, wie wir es heute kennen, eine Ende bereiten könnte: dem Metaversum. Auch wenn das Metaversum bisher nicht mehr als eine Vision ist, wird es schon jetzt als neues Internet gehandelt.

Sie fragen sich, was das Metaversum sein soll? Sie möchten wissen, was Facebook damit zu tun hat? Und Sie sind neugierig, weshalb Europa und europäische Unternehmen bei der Entwicklung des Metaversums einen Logenplatz einnehmen? Dann sollten Sie unbedingt weiterlesen!

Zu sehen ist ein Mann mit Virtual-Reality-Brille; damit könnte er auch das Metaversum nutzen. Bild: Unsplash/Adrian Deweerdt

Per Virtual-Reality-Brille ins Metaversum als das Internet der Zukunft? Bild: Unsplash/Adrian Deweerdt

Was ist das Metaversum?

Um bewerten zu können, ob das Metaversum tatsächlich als Internet-Nachfolger taugen kann, ist zuerst einmal zu klären, was das Metaversum eigentlich ist. Der Begriff stammt aus dem 1992 erschienenen Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson. Darin treffen Menschen mit Hilfe von Avataren in einem Über-Universum aufeinander. Dieses Über-Universum ist also so etwas Ähnliches wie ein virtueller Ort der Begegnung.

Diese Idee ist seitdem immer wieder aufgegriffen worden, eines der jüngsten Beispiele ist der Science-Fiction-Roman „Ready Player One“ von Ernest Cline aus dem Jahr 2011, dessen gleichnamige Verfilmung im Jahr 2018 Premiere feierte. Auch darin existiert eine virtuelle Welt, Nutzer tauchen mit Hilfe von Virtual-Reality-Brille und mit Sensoren ausgestatteten Anzügen in diese ein und führen dort ein ganz eigenes Leben fern der eigentlich tristen Realität.

Bisher findet das Metaversum also ausschließlich in Literatur, Film und Videospiel statt. Das könnte sich aber bald ändern, denn inzwischen investiert die Tech-Branche viel Geld, um tatsächlich ein Metaversum zu erschaffen.

Metaversum als virtueller Begegnungsort

Die Corona-Pandemie ist daran nicht unschuldig. Dadurch, dass Menschen auf der ganzen Welt durch Ausgangssperren und Lockdowns die eigenen vier Wände kaum verlassen konnten, sind innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Ideen für zwischenmenschliche Interaktion trotz räumlicher Distanz entstanden – Videokonferenz- und Kollaborationstools sind dafür ein Beispiel.

Das Metaversum könnte aber noch deutlich mehr Möglichkeiten schaffen. Es könnte zu einem Ort werden, an dem Mitarbeiter aus aller Welt in virtuellen Konferenzräumen aufeinander treffen; vielleicht wäre es ein Ort, an dem sich Kollegen wie früher im Büro virtuell auf einen Kaffee treffen; es könnte sogar ein Ort sein, an dem virtuelle Großraumbüros entstehen, in denen Mitarbeiter ihren gesamten Arbeitstag verbringen; und in virtuellen Show-Rooms könnten sich neue Produkte und Angebote vorstellen lassen.

Die Möglichkeiten sind so grenzenlos wie das Metaversum selbst. Tech-Konzerne wittern einen ganz neuen Markt und haben regelrecht den Turbo eingeschaltet, um das Metaversum virtuell zur Realität werden zu lassen.

Zwei Kolleginnen machen gemeinsam Kaffeepause. Solche Begegnungen könnten künftig im Metaversum stattfinden. Bild: Pexels/Alexander Suhorucov

Mittels Avataren könnte die Kaffeepause in Zukunft virtuell im Metaversum stattfinden. Bild: Pexels/Alexander Suhorucov

Facebook Metaverse als digitales Universum

Einer dieser Tech-Konzerne ist Facebook. Im Juni hat CEO Mark Zuckerberg die Facebook-Mitarbeiter über die Pläne zum Facebook Metaverse informiert, kurz darauf gingen erste Informationen an die Öffentlichkeit. Die Ideen stimmen dabei weitgehend mit den Grundideen für ein Metaversum überein. Facebook will demnach ein digitales Universum erschaffen, in dem sich Avatare durch virtuelle Räume bewegen und sich gegenseitig begegnen.

In dem globalen Netzwerk sollen Geschäfte auch Waren virtuell anbieten können, wobei mit einer digitalen Währung bezahlt werden soll. Zum Einsatz kommen könnte hier ein digitales Portemonnaie, das als Währung den Pax Dollar nutzt. Diese ist an den US-Dollar gekoppelt und gilt als „Stablecoin“. Dieses Vorhaben ruft allerdings Kritik hervor: Weder Politik noch Großunternehmen scheinen dem Facebook-Konzern das Management einer Kryptowährung anvertrauen zu wollen.

Das hat zuallererst mit den Negativschlagzeilen der jüngsten Zeit zu tun. Denn: Dem Facebook-Konzern wird nachgesagt, dass der eigene Profit im Zweifel über dem gesellschaftlichen Wohlergehen steht.

Facebook hat große Pläne für Europa

Es könnte immerhin als ein gutes Zeiten gewertet werden, dass Facebook für die Entwicklung des Metaverse das Augenmerk auf Europa richtet. Laut einer Ankündigung im Facebook Newsroom will der Konzern 10.000 Arbeitsplätze für Tech-Talente in der EU schaffen, die maßgeblich daran beteiligt sein sollen, die Vision des Metaversums zu realisieren. Das Fachwissen europäischer Fachkräfte ist dabei nicht der einzige Grund für Facebook, Europa als Investitionsstandort auszubauen.

Denn: Europa spiele auch eine wichtige Rolle bei der Gestaltung neuer Regeln für das Internet; die europäische Politik sei führend bei der Verankerung von Werten wie freie Meinungsäußerung, Datenschutz, Transparenz und Persönlichkeitsrechte. Das ist wohl ein klarer Verweis auf die europäischen Bemühungen für mehr Datenschutz – Stichwort: DSGVO.

Dieser Schachzug ist jedenfalls nicht schlecht: Anstatt im Nachhinein immer wieder auf Probleme bezüglich der Datenschutzvorgaben in Europa zu treffen, will Facebook nun offenbar von vornherein versuchen, die hohen Standards einzuhalten.

Zu sehen ist ein Showroom, in dem Kleidung gezeigt wird. Bild: Pexels/Ron Lach

Shoppen wir bald in virtuellen Showrooms im Metaversum? Bild: Pexels/Ron Lach

Unternehmen als erste Zielgruppe?

Aktuell deuten die Zeichen darauf hin, dass das Metaversum zuerst an die Unternehmenswelt gerichtet sein könnte. Warum? Zum einen weil Virtual Reality in vielen Unternehmen bereits im täglichen Einsatz ist. VR-Anwendungen werden in der Planungsphase von Maschinen, für die Visualisierung von Arbeitsprozessen oder für die Produktion und Steuerung von Produkten eingesetzt. Mit dem VR-Prototyping lassen sich Produkte virtuell testen, bevor sie real existieren. Wartungsarbeiten finden teilweise schon per VR-Brille statt. Und auch für virtuelle Konferenzen, die über VR-Brillen erreichbar sind, gibt es schon erste Prototypen.

In diesem Bereich wird generell massiv geforscht. Denn: Viele Arbeitnehmer wünschen sich dauerhaft die Möglichkeit, größtenteils oder ausschließlich im Home Office arbeiten zu können, ihnen fehlt aber die Nähe zu den Kollegen. Ergänzen will Facebook die VR-Erfahrung übrigens durch eine gefühlvolle Roboterhaut namens Reskin. Sie soll Interaktionen im Metaversum erleichtern.

Gemeinhin gilt auch: Digitale Innovationen sollten zuerst im Business-Bereich funktionieren, damit sie danach in den Privatbereich überschwappen – das könnte auch für die Entstehung einer digitalen Parallelwelt gelten.

Neuer Name: Facebook-Konzern heißt jetzt Meta

Wie hoch Facebook das Metaversum-Projekt aufhängt, zeigt auch dieser nicht eben kleine Schritt: Der Konzern heißt jetzt offiziell nicht mehr Facebook, sondern Meta. Mit der Namensänderung will Mark Zuckerberg einmal mehr deutlich machen, dass man „am Anfang des nächsten Kapitels des Internets steht“ – und das sei auch das nächste Kapitel für das Unternehmen. Der Name „Meta“ soll dafür stehen, dass Facebook massiv an der Entwicklung sozialer Technologien arbeitet, die über dem liegen, was heute mit digitalen Netzwerken möglich ist.

Die Namensänderung ruft allerdings einige Kritik auf den Plan. Manche deklarieren sie als Marketing-Stunt, der von den aktuell sehr negativen Schlagzeilen über den Konzern ablenken soll. Andere kritisieren den Namen als wenig innovativ und werfen dem Konzern vor, das Logo von einem Berliner Startup-Unternehmen namens M-Sense kopiert zu haben. Und auch ein Unternehmen mit dem Namen „Meta PCs“ existiert bereits. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie es mit dem Facebook Metaverse und der Kontroverse weitergeht.

Eine Frau sitzt mit einer Virtual-Reality-Brille am Computer und arbeitet an einer Produktentwicklung. Bild: Pexels/ThisIsEngineering

Schon heute wird Virtual Reality in der Produktentwicklung eingesetzt. Bild: Pexels/ThisIsEngineering

Ist das Metaversum die Zukunft des Internets?

Wie vermutlich in so ziemlich jeder Angelegenheit, gibt es auch bei der Frage, ob das Metaversum die Zukunft des Internets sein könnte, ein Pro und Contra. Dass es unzählige neue Möglichkeiten schaffen würde, die vor allem auch Wirtschaft und Arbeitswelt beflügeln könnten, ist wohl unumstritten. Die Zusammenarbeit über Kontinente hinweg könnte viel einfacher gelingen, anstrengende und zeitraubende Dienstreisen könnten überflüssig werden, große Messen könnten sich ins Digitale verlagern.

Auf der Contra-Seite erscheint die Vorstellung einer Welt, in der das Leben zu großen Teilen mit einer VR-Brille im Gesicht stattfindet und die Umgebung dadurch noch mehr ausgeblendet wird als schon heute durch das Smartphone, nicht unbedingt verlockend. Zudem besteht die große Befürchtung, dass das Metaversum von bestimmten Großkonzernen abhängig sein könnte. Und das wiederum würde bedeuten, dass die Abhängigkeit von diesen Großkonzernen noch größer werden könnte, als sie es schon heute ist.

IT-Fachleute bereichern Arbeitswelt von heute

Derzeit ist das Metaversum nicht mehr als eine Vision, für die erste Ansätze vor allem in der Gaming-Szene existieren. Dennoch gibt es erste Anzeichen darauf, dass die virtuelle Realität früher oder später großen Einfluss auf die Arbeitswelt haben könnte – und darauf sollten sich Unternehmen rechtzeitig vorbereiten.

Sinnvoll ist beispielsweise, dass sich Unternehmen bereits vorhandene zukunftsträchtige Technologien zunutze machen. Cloud-Lösungen, die die Voraussetzungen für hybride Arbeitsweisen (Stichwort: 3-2-2-Modell) schaffen, fallen darunter. Es gibt auch immer wieder neue Hardware-Lösungen, die moderne Arbeitsweisen und hybride Meetings möglich machen – dazu zählen etwa Interactive Displays. Und auch zahlreiche Software-Lösungen zeigen sich innovativ und schöpfen die derzeit vorhanden technologischen Möglichkeiten aus – Beispiele dafür sind etwa moderne Kollaborationstools und damit vernetzte Telefonanlagen.

Die Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK unterstützen Unternehmen dabei, solche Technologien ausfindig zu machen und zu implementieren. Lassen Sie sich doch einmal beraten!


Weiterführende Links:
WDR, Handelsblatt, Facebook, LinkedIn, DiConneX, PC-Welt, PC-Welt, t3n

Geschrieben von

Seit Anfang 2019 ist Janina Kröger für den Blog des IT-SERVICE.NETWORK verantwortlich – anfangs in der Position der Online-Redakteurin und inzwischen als Content Marketing Managerin. Die studierte Germanistin/Anglistin und ausgebildete Redakteurin behält das Geschehen auf dem IT-Markt im Blick, verfolgt gespannt neue Trends und Technologien und beobachtet aktuelle Bedrohungen im Bereich des Cybercrime. Die relevantesten… Weiterlesen

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