Die iSIM ist die neueste Generation der SIM-Karte und hat nahezu gar nichts mehr mit der ursprünglichen Form und Art zu tun. Dafür bringt sie eine ganze Menge Vorteile mit – besonders für den Nutzer.
Was die iSIM so besonders macht und welche Auswirkungen ihre Entwicklung auf die kommenden Smartphone-Generationen hat, verraten wir jetzt.
Von Full-Size-, Mini-, Micro-, Nano- und e- bis zur iSIM
Als die erste Handy-Generation Anfang der 1990er Jahre die Oberschicht eroberte, war die SIM-Karte noch ein sperriges Ding im Kreditkartenformat. Seitdem ist viel passiert. Auf das sogenannte Full-Size-Modell folgte wenige Jahre später die Mini-SIM, an die sich wohl die meisten von uns noch gut erinnern. Hier stanzte man den kleinen Teil der Karte mit dem Chip einfach heraus und legte ihn in das Handy ein.
Die Entwicklung ging in der gleichen Richtung weiter. Nicht nur die Handys selbst wurden immer kleiner, leichter und irgendwann „smart“ – auch die SIM-Karte veränderte sich. Aus der Mini- wurde die Micro- und schließlich die Nano-SIM. Der vorerst letzte Meilenstein erfolgte im Jahr 2015 mit der sogenannten eSIM. Die eSIM („embedded SIM“, also die eingebettete SIM) war die erste Karte, die fest im Gerät verbaut war. Die Teilnehmerinformationen zur Identifikation des Nutzers lassen sich mittels Software ändern.
Nun also möchte eine neue Kartenart das Feld von hinten aufrollen: Die iSIM steht in den Startlöchern.
Wie funktioniert die iSIM?
Die Entwicklung der neuen SIM-Karte ist übrigens einer Kooperation aus Vodafone, dem Rüstungskonzern Thales und dem Chip-Hersteller Qualcomm zu verdanken. Die Premiere erfolgte Anfang 2022. Nun zur Funktionsweise der iSIM: Zunächst einmal folgt die iSIM dem eSIM-Prinzip, es handelt sich also um eine fest verbaute Karte im Smartphone. Also kein Warten mehr auf die Post, kein Stanzen, kein Einlegen.
Das Konzept wurde allerdings technisch und technologisch weiterentwickelt. Während die eSIM quasi eine Art Baustein auf der Platine ist, ist die iSIM nun bereits direkt in den Hauptprozessor integriert und kein „Add-on“ mehr. Dank dieser neuen Technologie ist es möglich, die Funktion und Informationen der SIM-Karte unmittelbar in den Hauptprozessor zu integrieren. Für die Experten unter den Lesern: Das Prinzip ist ähnlich der einer CPU; ein separater Chip ist – im Gegensatz zur eSIM – bei der iSIM nicht mehr notwendig.
iSIM Vorteile – mehr Speicher, mehr Platz, mehr Leistung
Die iSIM bietet viele Vorteile – sowohl für den Nutzer als auch für Telekommunikationsanbieter. Natürlich auch für die Hersteller von Smartphones, Tablets und Wearables wie beispielsweise Smartwatches oder AR-Brillen.
Zu den zentralen Vorteilen zählen:
- verbesserte Systemintegration
- größere Speicherkapazität
- höhere Leistung
- Platzersparnis
- zusätzliche Gadgets mit einer Mobilfunkanbindung auszustatten, die bislang über keine SIM-Funktionalität verfügen
- bessere Vernetzung mehrerer Geräte untereinander
- vereinfachte Geräteverwaltung
Vodafone selbst bezeichnete die Entwicklung der neuen Karte, die eigentlich gar keine richtige Karte mehr ist, als „bedeutenden Fortschritt.“ Und es scheint so, als hätte einer der größten Mobilfunkanbieter der Welt damit nicht ganz unrecht.
Was die Gerätehersteller und Nutzer dabei mit am meisten interessieren dürfte, sind die sich neu ergebenden Möglichkeiten bezüglich des Geräte-Designs. Smartphones und Co. können dadurch noch leichter und schlanker daherkommen. Alternativ lässt sich der gewonnene Platz im Geräteinneren auch für beispielsweise einen größeren Akku, eine bessere Kühlung oder eine andere, neue Technik verwenden. Und zu guter Letzt kommt sogar der ökologisch-nachhaltige Aspekt rund um die iSIM nicht zu kurz, denn der Plastik-Anteil in den Smartphones schrumpft.
Der lange Weg zum neuen Standard
Natürlich hat der Vodafone-Konzern mit seiner eigenen Erfindung jede Menge vor. Nicht weniger als der neue Standard lautet das erklärte Ziel für die iSIM. Dabei geht es nicht nur darum, die bereits feststehenden Vorteile gegenüber der eSIM und ihren Vorgängern zu kommunizieren, sondern auch zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Alex Froment-Curtil, Chief Commercial Officer bei Vodafone meint dazu: „Unser Ziel ist es, eine Welt zu schaffen, in der alle Geräte nahtlos und einfach miteinander verbunden sind und der Kunde die volle Kontrolle hat. Die iSIM in Kombination mit unserer Remote-Management-Plattform ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Sie ermöglicht die Verbindung von Geräten ohne physische SIM-Karte oder speziellen Chip und macht die Vernetzung mit vielen Objekten aus der IoT-Welt möglich.“
Dass die neue Technologie funktioniert und kein Wunschdenken ist, konnten die drei beteiligten Konzerne mithilfe eines modifizierten Samsung Galaxy Z Flip 3 5G bereits unter Beweis stellen. Im Rahmen der Premiere zeigte man nicht nur die Neuheit im Smartphone selbst, sondern auch die erfolgreiche Verbindung zum Thales-Betriebssystem und dem Vodafone SIM-Remote-Management.
Nächstes Ziel: Massenmarkt
Nur eine Frage ist nach wie vor offen: Wann gehören die physischen Karten endlich der Vergangenheit an? Selbst die eSIM und die Tatsache, dass heute ein knappes Drittel jedes auf dem Markt erhältlichen Mobilgerät mit ihr funktioniert, hat nichts daran geändert, dass die Nano-SIM noch immer milliardenfach im Einsatz ist und die meisten Hersteller daher zweigleisig fahren.
Für die iSIM ist der Weg klar: Nach dem erfolgreichen Test ist vor den weiteren Entwicklungsphasen. Das heißt: Man ist sich entwicklerseitig darüber im Klaren, dass der Massenmarkt erst in den kommenden Jahren erobert werden kann. Es ist davon auszugehen, dass die weiteren Schritte auch in enger Zusammenarbeit mit großen Geräteherstellern wie Apple, Samsung und Co. erfolgen.
Wichtig für den Ottonormalverbraucher ist daher erst einmal, dass sich kurzfristig nichts ändert und er auch mittelfristig nicht aktiv werden muss. Es wird vermutlich irgendwann einfach so sein, dass jedes neue Gerät von Anfang an mit der iSIM ausgestattet ist. Und damit wandert dann ein letztes Erinnerungsstück an den Anfang des Handy-Zeitalters endgültig in den Hausmüll …
Weiterführende Links:
ComputerBild, Connect, Vodafone Newsroom
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