Qi2 ist der klangvolle Name des neuen Standards für kabelloses Laden, der zum Jahresende verfügbar sein soll. Die wesentlichen Vorteile: Eine verbesserte Energieeffizienz und kürzere Ladezeiten.
Was im Detail dahinter steckt und wie genau Qi2 funktionieren soll, erfahren Sie hier.
Qi2 – Mobilgeräte schneller und effizienter laden
Das Wireless Power Consortium hat mit Qi2 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas einen neuen Standard zum drahtlosen Laden von Smartphones und anderen mobilen Geräten angekündigt. Kurz zur Erklärung: Das Wireless Power Consortium ist eine im Jahr 2008 gegründete Organisation, die die drahtlose Energieübertragung fördert, in dem sie Verfahren und Standards entwickelt. Parallel dazu werden auch die Herstellerprodukte auf Kompatibilität getestet, die im eigenen Interesse meist Mitglied der Organisation sind. Darunter: Apple, Samsung, Sony, Motorola und LG.
Die gemeinsame Vision aller Mitglieder ist dabei klar: Es soll eine Zukunft geben, in der kein Mensch mehr Sorge davor haben muss, nicht mehr erreichbar zu sein. Beispielsweise, weil er kein Ladekabel zur Hand hat.
Fun Fact dazu: Es gibt sogar einen entsprechenden Fachbegriff. Die Nomophobie bezeichnet die Angst, ohne Smartphone unerreichbar für soziale und geschäftliche Kontakte zu sein. Neben Verlust und Diebstahl ist der Hauptgrund für Nomophobie ein leerer Akku.
Qi2 – Vorteile und Einsatzmöglichkeiten
Der neue Standard soll noch in diesem Jahr – spätestens zum Weihnachtsgeschäft – verfügbar sein. So zumindest die Einschätzung von Experten, denn das Wireless Power Consortium selbst gab im Zuge der Ankündigung kein mögliches Release-Datum an.
Dafür aber andere Details: Der Einsatzbereich des neuen Standards beschränkt sich dabei nicht nur auf Smartphones oder Tablets – auch die so genannten Wearables wie Smart-Watches oder gar VR-Brillen sollen sich damit laden lassen.
Die darüber hinaus gehenden Vorteile von Qi2 sollen sein:
- kürzere Ladezeiten
- verbesserte Energieeffizienz durch optimale Energieübertragung
- Anzahl der Ladevorgänge ohne Auswirkungen auf Lebensdauer des Akkus
- Unterstützung von neuen Arten im Bereich Zubehör(geräte) – beispielsweise externe Akkus, die mittels Magnet an der Rückseite des Gerätes angebracht werden können
In Summe soll der neue Standard sicherstellen, dass die Ladestationen und die Geräte perfekt aufeinander abgestimmt sind. In diesem Zusammenhang wurde der vorherige Standard um die so genannte Magnetic Power Profile Technologie erweitert. Federführend bei dieser Entwicklung war der Konzern Apple, der mit seiner hauseigenen MagSafe-Technik bereits entsprechende Vorarbeit geleitet hatte.
Kabelloses Laden – oh, du schöne Zukunft
Hand aufs Herz: Wie oft ist Ihnen selbiges schon in die Hose gerutscht, weil Sie befürchteten, Ihr Ladegerät vergessen zu haben? Es ist kein Geheimnis, dass es in unserer heutigen Zeit oftmals darum geht, immer und überall erreichbar zu sein. Wie gut oder schlecht das ist, sei an dieser Stelle mal dahin gestellt. In der Praxis sind die meisten Menschen noch immer mit ihren Ladekabeln unterwegs, auch wenn das kabellose Laden schon seit Jahren möglich ist.
Bei Apple ist seit dem iPhone 12 auf der Geräte-Rückseite ein spezieller Magnet, der so genannte Magsafe, verbaut. Dieser ermöglicht es, das Smartphone induktiv (= schnurlos) zu laden. Das funktioniert beispielsweise über spezielle Tisch-Ladestationen oder auch IKEA-Möbel, die mit einem entsprechenden Qi-Ladegerät ausgestattet sind (meist unsichtbar unter Tischplatten o.ä. angebracht). Der Nachfolger dieses Apple-Standards dient künftig nun als Grundlage für Qi2.
Wie funktioniert MagSafe?
Um zu wissen, wieso der gute alte Magnetismus die Macht hat, das Laden zu revolutionieren, ist ein wenig Physik-Nachhilfe nötig. Für eine optimale Energieübertragung bei gleichzeitig größtmöglicher Geschwindigkeit sollte die Distanz zwischen Mobilgerät und die Senderspule im Ladegerät möglichst gering sein.
Und nicht nur das: Beide Komponenten sollten dabei idealerweise auch direkt übereinander liegen, damit keine Energie verschwendet wird. Diese beiden Zustände erreicht man am besten durch magnetische Verbindungen. Oder anders: Durch den Magnetismus im Bereich des Ladens von Mobilgeräten lässt sich die Übertragungsgeschwindigkeit enorm steigern. Ein anschauliches Beispiel hierfür, das sich in der Praxis längst durchgesetzt hat: Der Induktionsherd.
Durch das Qi2 Magnetic Power Profile sollte das kabellose Laden auch zuverlässiger und sicherer werden. Denn: Grundsätzlich sind Leistungen von weit mehr als 15 Watt denkbar. Fakt ist: Der Wirkungsgrad durch die magnetischen Verbindungen ist signifikant höher als der bei einer losen Kopplung zwischen Ladestation und Mobilgerät.
Der Traum von einheitlichen Lademöglichkeiten
Was viele Menschen immer wieder frustriert: Ein iPhone lässt sich nicht mit einem Samsung Kabel laden – und natürlich auch umgekehrt. Aber eventuell könnte auch diese letzte Hürde auf dem Weg zum ewig vollen Akku mit dem neuen Induktionsstandard fallen. Denn Magnet ist erst einmal Magnet. Es ist also gut möglich, dass ein zukünftiges MagSafe-Netzteil von beispielsweise Samsung auch in der Lage ist, ein Apple iPhone zu laden. Wünschenswert wäre es.
Aber gerade Apple bewies immer wieder, dass das eigens gekochte Süppchen doch am besten mundete – nicht selten ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Nutzer. Während die EU schon einmal in einem Punkt entschieden hat, dass das so nicht weitergeht und Apple ab dem Jahr 2024 auch die Anschluss-Art USB-C verwenden muss, bleibt fraglich, wie die Details rund um Qi2 bei den Herstellern aussehen werden.
Fest steht: Das Wireless Power Consortium präferiert die Interoperabilität. Damit ist gemeint, dass sich Ladeteile trotz unterschiedlicher Systeme untereinander verwenden verlassen.
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