Erweiterte Realität: Die technologische Verschmelzung von Wirklichkeit mit Virtualität und ihr Einsatz in der Wirtschaft wird bedeutender. Sie wird von Science Fiction zum Science Fact, der Geschäftsprozesse beschleunigen, Qualität steigern und auf lange Sicht Kosten senken soll. Ob Industrie, Logistik, Dienstleistungen – Augmented Reality (AR) beeinflusst die Arbeitswelt.
Was Augmented Reality ist und was sie leisten kann, erfahren Sie hier.
Was ist erweiterte Realität?
Erweiterte Realität ist eine technologiebasierte Erweiterung der Realitätswahrnehmung – im Fachjargon auch Augmented Reality (AR) genannt. Dabei werden zusätzlichen Informationen virtuell auf das Display von Tablet, Smartphone oder Brillenglas in das reale Bild eingeblendet. Diese Informationen, die die Realität in Echtzeit virtuell überlagern bzw. ergänzen, sind häufig graphisch dargestellt.
Daher spricht man im Zusammenhang mit AR häufig auch von Mixed Reality. Ein Augmented Reality Beispiel ist die Torentfernung vor einem Freistoß, die bei einer Fußball-Übertragung im TV eingeblendet wird. Die mobile Augmented Reality, wie sie viele Nutzer von Pokémon Go kennen, ist relativ jung und wurde erst mit dem iPhone 3Gs (2009) für den Massenmarkt interessant.
Erweiterte Realität: Google nennt es Project Tango
Unter dem Namen Project Tango arbeitet Google an der Umsetzung von erweiterter Realität auf dem Smartphone. Das Projekt beschäftigt sich mit der 3D-Raumerkennung und Echtzeitprojektion virtueller Inhalte.
Im Januar ist bekannt geworden, dass das deutsche Unternehmen Carl Zeiss mit Apple gemeinsam an einer AR-Brille arbeitet. Apple-Chef Tim Cook verglich im Februar in einem Bericht der britischen Zeitung The Independet Augmented Reality mit der wohl größten Technik-Revolution der vergangenen Jahre: dem Smartphone: „Ich betrachte AR wie das Silizium in meinem iPhone. Es ist per se kein Produkt, sondern eine Kerntechnologie. Aber bevor eine Technik gut genug ist für den Mainstream, muss sie gut erforscht werden.“
Auch Microsoft ist beim Thema erweiterte Realität am Ball. Im Herbst kommt die nächste Version von Windows 10 (Redstone 3). Sie soll nach Informationen von ZDnet auch Augmented Reality unterstützen. In dieser neuen Version soll der klassische Desktop mit AR-Elementen erweiterbar sein, der Einsatz entsprechender Hardware-Geräte wie einer AR-Brille vorausgesetzt. So sollen sich die Elemente der Benutzeroberfläche in die reale Welt projizieren lassen. Das vereinfacht die Arbeit mit mehreren Geräten gleichzeitig sowie den Datenaustausch erheblich.
Erweiterte Realität: Einsatz in Unternehmen
Augmented Reality ist keine Science Fiction, sondern Bestandteil der digitalen Transformation der Wirtschaft. Daher sollten sich Unternehmen aller Art in das Thema einarbeiten und überlegen, ob und wenn ja, wie sie mit AR die Qualität ihrer Produkte oder Dienstleistungen sowie Arbeitsabläufe verbessern können.
Einige Einsatzmöglichkeiten für Augmented Reality
- Produktion: Dort können beispielsweise AR-Brillen Befehle bzw. Informationen aus der IT integrieren. Die Mitarbeiter haben so wichtige Maschinendaten in Echtzeit im Blickfeld. Sie haben dann wortwörtlich vor Augen, was Sie im nächsten Produktionsschritt zu tun haben. Ebenso kann die Integration zusätzlicher Produktionsmaschinen mit AR in ihrer echten Umgebung getestet werden.
- Ingenieurwesen und Montage: Auch hier können bei der Installation die nächsten Arbeitsschritte für den Monteur in sein Sichtfeld eingeblendet und erklärt werden. Ingenieurskollegen können mithilfe von AR an 3D-Modellen arbeiten und sie gleich an die realen Gegebenheiten anpassen.
- Bedienung und Wartung technischer Geräte: Wartungen können mit Augmented Reality Schritt für Schritt selbst durchgeführt werden. Über die Kamera an Tablet oder Smartphone projiziert eine AR-App das Bild mit den einzelnen Wartungsschritten. Das gleiche gilt auch für Bedienungsanleitungen. Interessant hierbei ist, dass mithilfe von Augmented Reality auch die Teile einer Maschine sichtbar und überprüft werden, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind.
- Medizin: Im Bereich der Medizin wendet man Augmented Reality bereits an. Sie findet beispielsweise verwendung, um Organe einzublenden, zu untersuchen und Operationen vorzubereiten. Aber auch bei der Entwicklung von Therapieansätzen für chronische Schmerzpatienten hilft die erweiterte Realität.
- Logistik: Im Bereich der Logistik hilft AR beim Kommissionieren. Eine zeitraubende Suche durch das Lager nach Produkten entfällt hierdurch, da das Personal mittels AR den genauen Lagerort bereits sieht.
- Schulung: Augmented Reality erleichtert auch die Schulung von Mitarbeitern, wenn diese beispielsweise neue Maschinen in die Produktion integrieren. Hierdurch findet eine bessere Vorbereitung des Personals statt. Anfangsschwierigkeiten, die die Produktion bremsen, können minimiert bzw. vermieden werden.
Mit AR haben Sie Ihre Kunden im Blick
- Vertrieb/Verkauf: Gerade wenn es um den Vertrieb sperriger Güter geht, kann AR Vertriebsmitarbeiter unterstützen. Erweiterte Realität ermöglicht einem, dem Kunden Produkte und deren Integration an Ort und Stelle zu präsentieren. Die visualisierte Lösung benötigt nicht mehr so viel Vorstellungsvermögen, sie ist für den Kunden greifbar.
- Navigation und weiterführende Informationen: branchenübergreifend kann Augmented Reality Mitarbeiter und Kunden effizienter an ihr Ziel bringen und umfassend informieren – ob in einem weitläufigen Betrieb, in einem Museum oder im Reisebüro. Die Führung wird erleichtert. Die realen Gebäude, Exponate oder Hotelzimmer werden mit virtuell angezeigten Informationen in Brillen, auf Smartphones oder Tablets angereichert.
Erweiterte Realität: Beispiele
- IKEA: Mit Augmented Reality ist es Kunden bereits seit 2013 möglich, Produkte aus dem Katalog per Tablet oder Smartphone in den eigenen vier Wänden anzeigen zu lassen. IKEA setzt bei AR auf Apple. Die beiden Firmen gaben ihre Kooperation erst kürzlich (Stand Mitte 2017) bekannt. Die AR-App soll bereits im Herbst 2017 zum Launch von iOS 11 herauskommen.
- BOSCH: Bosch nutzt AR für Service, Marketing, Training und Produktion komplexer Produkte. So können Techniker mittels erweiterter Realität beispielsweise sehen, wo Kabelbäume in Maschinen sitzen und können sich die Informationen zu Reparatur, Service, Training und Bedienungsanleitungen direkt anzeigen lassen.
- BMW testet erweiterte Realität für die Fahrzeug-Wartung.
- DHL hat den Nutzen von AR in der Logistik geprüft und erkannt. Datenbrillen zeigen Logistikmitarbeitern an, was sie wo finden. Nach Angaben des Unternehmens hat sich die Effizienz beim Kommissionieren durch Augemented Reality um 25 Prozent gesteigert.
Erweiterte Realität zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Der Markt für erweiterte Realität wird wachsen und deren Anwendung damit auch – darin stimmen Studien überein. Bereits im August 2015 erwartete eine Studie der Deutschen Bank, dass bis 2020 allein der globale Markt für Augmented Reality von 500 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden Euro steigt.
Geschäftsfelder für deutsche Unternehmen lägen demnach vor allem in spezialisierten Anwendungen, die nah am Kunden entwickelt würden. Das Marktforschungsunternehmen International Data Corporation (IDC) rechnet damit, dass Augmented Reality bis 2021 ein Umsatzvolumen von rund 49 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
Neue Dimensionen der Realität
2016 veröffentlichte das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG die Studie „Neue Dimensionen der Realität“. Darin findet sich eine Analyse zu den Anwendungspotenzialen für Unternehmen, die in den neuen Technologien Virtual- und Augmented Reality (VR/AR) stecken. Ergebnis: „In Zukunft werden VR- und AR-Anwendungen an vielen Stellen zum Einsatz kommen und bisherige Abläufe und Prozesse verändern oder vielleicht sogar revolutionieren.“ Diese Technologien werden laut KPMG immer stärkeren Einfluss haben, gerade im B2B-Bereich. „Langfristig werden sich sogar neue Geschäftsmodelle herausbilden.“
AR-Anwendungen könnten bei Kostenersparnissen, Qualitätssteigerungen, bei der Ausbildung von Mitarbeitern oder reiseintensiven Tätigkeiten zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Im Marketing und im Vertrieb seien sie bald nicht mehr wegzudenken. Die Empfehlung: Unternehmen sollten sich schon heute mit Virtual, Augmented und Mixed Reality intensiv auseinandersetzen.
Praxisprobleme von AR
Noch gibt es allerdings Praxisprobleme beim Einsatz von AR. Neben technischen Schwierigkeiten wie Akkulaufzeiten oder Netzwerkproblemen ist der Einsatz von erweiterter Realität im betrieblichen Umfeld derzeit noch mit hohen Investitionskosten verbunden und birgt Risiken beim Datenschutz. Ebenso merkt das Fraunhofer Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) an, dass die Einführung von AR in Unternehmen nur im Dialog mit den Mitarbeitern gestaltet werden kann.
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