Gaia-X ist der klangvolle Name der Europa-Cloud, die bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier derzeit ganz oben auf der To-Do-Liste steht. Das Ziel: Die souveräne Sicherung von Daten gemäß dem anspruchsvollen europäischen Standard.
Dass das Projekt in die Kategorie „Anspruchsvoll“ fällt, ist längst allen klar. Und genau das sorgt für Zweifel an der Umsetzbarkeit.
Gaia-X – griechische Mythologie meets Digitalisierung
Jedes Kind braucht einen Namen – das gilt erst recht für ambitionierte Projekte der Politik auf europäischer Ebene. Im Falle der Europa-Cloud bediente man sich dazu der griechischen Mythologie. Dort ist Gaia eine der ersten Gottheiten, die personifizierte Erde und nebenbei unter anderem auch Mutter der Titanen.
Es geht beim europäischen Cloud-Projekt also um etwas ganz Großes und einige Details dazu sind auch schon bekannt. So soll Gaia-X die Ressourcen von EU-Unternehmen bündeln und gemäß Konzeptpapier als eine „leistungs- und wettbewerbsfähige, sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur für Europa“ fungieren.
Europa-Cloud – große Ziele, schwierige Umsetzung
Natürlich ist die Europa-Cloud kein Projekt, das Altmaier und Konsorten mal eben selbst im stillen Kämmerlein entwickeln. Große Konzerne wie SAP, Siemens, Bosch und die Telekom sowie strategische Partner aus dem europäischen Ausland sollen ihre Kompetenzen zielgerichtet einbringen.
Der erste Schritt des Gaia-X-Projekts: Der Aufbau eines Hyperscalers. Hinter dem futuristisch klingenden Begriff verbirgt sich ein System, das Serverkapazitäten mehrerer Unternehmen miteinander verbindet. So soll ein gleichermaßen skalierbares wie leistungsstarkes Netz entstehen, von dem jeder profitieren kann – ob Milliarden-Konzern oder kleines Start-up.
Dateninfrastruktur auf EU-Ebene
Selbst hinter einem so großen Projekt wie der Europa-Cloud stehen am Ende noch höhere Ziele. Peter Altmaier und seine Gefährten haben die Vision einer europäischen Infrastruktur und eines entsprechenden Datenpools. Auf selbigen sollen alle Unternehmen Zugriff haben. Vor allem die, die in Themen wie der Industrie 4.0 und KI aktiv sind. Auch die Datensouveränität spielt bei all dem eine große Rolle. Europa soll sich unabhängig von Google, Amazon und Co. machen, die zusammen immerhin an der 80-Prozent-Marke des weltweiten Anteils kratzen.
„Die Macht über die Daten in Europa soll nicht mehr in den Händen einiger weniger Konzerne anderswo liegen“, so die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek dazu. Bei Aussagen wie diesen bekommt natürlich auch der amerikanische Cloud-Act regelmäßig Seitenhiebe, der bei vielen Unternehmen und Kunden der US-Cloud-Riesen in der Kritik steht.
Gaia-X – Startschuss bereits in 2020
Schon Ende des Jahres soll die EU-Cloud in den Testbetrieb gehen, dennoch ist bis heute vieles unklar. Angefangen bei der Rechtsform des Produktes über Verschlüsselungs- und Security-Themen bis hin zur Finanzierung und der Frage, wer eigentlich den Support der Super-Cloud im laufenden Betrieb übernehmen soll und kann. Darüber hinaus stellt sich für viele Unternehmen schon jetzt die Frage, ob Umrüstungen bestehender Infrastrukturen nötig werden, welche Schnittstellen geplant sind und wie es seitens finanzieller Unterstützung aussieht. Zu guter Letzt wird wohl aber die Performance am Ende entscheidend sein. Kann Gaia-X nicht mit Amazon und Co. mithalten, ist ein Scheitern vorprogrammiert.
Experten zweifeln zudem am engen Zeitplan und dessen Umsetzbarkeit. Immerhin bekleckerte sich die EU bisher eher nicht mit Ruhm, wenn es um schnelle Entscheidungsfindungen galt. Wir bleiben jedenfalls dran und werden hier im Blog über Neuigkeiten und Entwicklungen der Europa-Cloud berichten.
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