Viele Unternehmen setzen auf den Google Workspace, um das mobile Arbeiten zu realisieren. Für Cyberkriminelle ein interessanter Angriffspunkt: Mit Google-Drive-Phishing gehen Sie jetzt auf Opferfang!
Wir erklären, was es mit den gefälschten Google-Drive-Einladungen auf sich hat und warum die neue Phishing-Methode so gefährlich ist.
Google Drive beliebt für mobiles Arbeiten
Der Google Workspace (früher: G Suite) ist sozusagen das Pendant zu einer Microsoft-365-Umgebung. Als Cloud-basierte Produktivitäts- und Kollaborationssuite bietet der Google Workspace zahlreiche Tools und Dienste für Unternehmen und Organisationen, die insbesondere die virtuelle Zusammenarbeit nutzen möchten. Vom E-Mail-Dienst Gmail über den Kalender und das Videokonferenz-Tool Google Meet bis hin zu klassischen Büroanwendungen wie Google Docs, Sheets (Tabellen) und Slides (Präsentationen) – die Google-Tools decken eine ähnliche Bandbreite ab wie die Software aus dem Hause Microsoft.
Dreh- und Angelpunkt dabei ist Google Drive als zentraler Speicherort. Hier können Mitarbeiter sämtliche Dateien ablegen, in Echtzeit werden diese für alle anderen (befugten) Mitarbeiter synchronisiert. Kollegen können ganz einfach per Link dazu eingeladen werden, sich eine Datei anzusehen und gegebenenfalls an den Inhalten mitzuarbeiten.
Im Zuge moderner Arbeitsweisen, insbesondere dem ortsunabhängigen Arbeiten, gibt es zahlreiche Unternehmen, die inzwischen mit dem Google Workspace – und eben auch Google Drive – arbeiten. Genau deshalb haben Cyberkriminelle eine neue Angriffsmethode entwickelt: das Google-Drive-Phishing.
Was ist Google-Drive-Phishing?
Beim Google-Drive-Phishing machen sich Cyberkriminelle den Cloud-Dienst Google Drive zunutze, um Schadsoftware zu verbreiten oder Daten zu stehlen. Laut Medienberichten verschicken sie dabei massenweise E-Mails mit Einladungen zu in Google Drive abgelegten Dateien. Die Empfänger werden dazu aufgefordert, auf den eingebetteten Link klicken zu klicken, um gemeinsam an Dokumenten arbeiten oder an Umfragen teilnehmen zu können.
Das Perfide daran ist, dass diese E-Mails tatsächlich von Google Drive stammen und zu echten Online-Dokumenten führen, weshalb sie von Sicherheitssoftware nicht als Phishing erkannt werden. In den besagten Dokumenten sind dann jedoch weitere Links zu finden, die wiederum zu bösartigen Websites führen. Das Ziel der Angreifer ist es, auf diese Weise Schadsoftware zu verteilen und (Zugangs-)Daten zu stehlen.
Mit dieser raffinierten Betrugsmethode nutzen die Angreifer also (nicht zum ersten Mal) kollaborative Dokumente für ihre Machenschaften. Durch die authentischen Google-Drive-Einladungen schaffen sie es, die Spam-Filter von E-Mail-Programmen zu umgehen und ihre Köder in den Postfächern von Google-Drive-Nutzern auszulegen.
Google-Drive-Scam: So gehen die Betrüger vor
Ende 2023 sind so viele Berichte zu derartigen Angriffen publik geworden, dass Experten dahinter ein gezieltes Vorgehen vermuten: Es scheint, als würden sich die Betrüger bei diesem neuartigen Google-Drive-Scam durch lange Listen von Gmail-Konten arbeiten und dementsprechend im großen Stil auf Opferfang gehen.
Laut der Plattform WIRED führte eine Betrugsbenachrichtigung zu einem Google-Slides-Dokument, das von einem Gmail-Account mit einem russischen Namen erstellt worden war. Der Bearbeitungsverlauf des Dokuments zeigte, dass es von einem anderen Dokument kopiert und ständig bearbeitet wurde. Dies deutet vermutlich darauf hin, dass die Betrüger den Betrug duplizieren und mehr Menschen hinzufügen, um neue Opfer anzulocken. Inzwischen wurde das untersuchte Betrugsdokument wegen eines Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen von Google gelöscht.
Berufliche Nutzer sind Zielpersonen
Insbesondere berufliche Nutzer scheinen dabei ins Visier der Angreifer zu geraten. Aus Sicht der Cyberkriminellen macht das auch durchaus Sinn. Denn: Viele Google-Drive-Nutzer verwenden den Dienst für ihre beruflichen Aktivitäten, weshalb sie ein potenziell lukratives Ziel für Phishing-Angriffe darstellen. Unternehmen speichern auch sensible Informationen in der Cloud, sodass erfolgreiche Phishing-Angriffe auf Google Drive den Kriminellen Zugang zu wertvollen Unternehmensdaten verschaffen.
Um berufliche Nutzer effektiv zu täuschen, kann es sein, dass die Betrüger beispielsweise fachspezifische Sprache verwenden oder sich auf relevante Themen im Arbeitsumfeld der Zielpersonen beziehen. Möglich ist beispielsweise, dass ein (angeblicher) Kollege darum bittet, sich eine Folie in einer Präsentation anzusehen oder das Briefing für ein neues Projekt zu überprüfen. Durch diesen praxisbezogenen Ansatz erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Empfänger die E-Mails öffnen und den enthaltenen Anweisungen folgen.
So schützen sich Unternehmen vor Google-Drive-Phishing
Angesichts der Phishing-Angriffe über scheinbar legitime Google-Drive-Einladungen und der damit einhergehenden akuten Sicherheitsgefahr ist in Unternehmen und bei ihren Mitarbeitern wieder einmal besondere Vorsicht gefragt. Die folgenden Tipps sollten Mitarbeiter daher unbedingt kennen und befolgen:
- E-Mails überprüfen:
Achten Sie in Ihrem E-Mail-Postfach auf Einladungen zu Google-Drive-Dateien, selbst wenn sie von Google selbst stammen. Überprüfen Sie die E-Mails genau, bevor Sie auf darin enthaltene Links klicken. - Absenderadresse prüfen:
Stellen Sie sicher, dass die Absenderadresse korrekt ist. Hinterfragen Sie dabei kritisch, ob eine Google-Drive-Einladung wirklich legitim sein kann. - Direkte Überprüfung:
Wenn sie eine Einladung erhalten, die ungewöhnlich oder unerwartet erscheint, sollten sie zuerst intern nachfragen, ob jemand aus dem Unternehmen die Google-Drive-Einladung gesendet hat. Falls dies nicht der Fall ist, sollten sie die Einladung nicht annehmen und die verdächtige E-Mail beim IT-Support melden. - Dateien NICHT öffnen:
Klicken Sie nicht vorschnell auf Links in Google-Drive-Dateien. Indem Sie den Mauszeiger auf hinterlegte Links ziehen (ohne zu klicken!), wird die vollständige URL angezeigt. Auch hier gilt, dass Dateien mit verdächtigen Links direkt an den IT-Verantwortlichen beziehungsweise an den externen IT-Dienstleister und zusätzlich an Google gemeldet werden sollten. - Google-Drive-Phishing bei Google melden:
Um eine verdächtige Google-Drive-Einladung bei Google zu melden, öffnen Sie Google Drive, wählen die fragwürdige Datei aus, klicken auf „Melden“ und folgen den weiteren Anweisungen.
Wichtig ist vor allem, dass alle Mitarbeiter das notwendige Bewusstsein sowie Vorsicht an den Tag legen, wenn sie mit Google-Drive-Einladungen und -Dokumenten umgehen. Regelmäßige Schulungen und Aufklärungskampagnen zur Cybersicherheit können dazu beitragen, die Mitarbeiter für solche Betrugsversuche zu sensibilisieren und sie zu befähigen, verdächtige Aktivitäten zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
IT-Dienstleister verbessern die Cybersicherheit
IT-Dienstleister spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Cybersicherheit in Unternehmen. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist die Durchführung von Security-Awareness-Schulungen, die Mitarbeiter über die neuesten Bedrohungen und die besten Praktiken zum Schutz vor diesen informieren. Durch die regelmäßige Schulungen und Updates können Mitarbeiter besser auf Phishing-Angriffe vorbereitet werden, sodass sie typische Merkmale von Phishing-E-Mails wie eine fehlende persönliche Anrede und häufige Rechtschreib- und Grammatikfehler direkt erkennen.
Zudem können IT-Dienstleister auch dabei helfen, robuste Sicherheitsprotokolle und -systeme einzurichten, um das Risiko von Sicherheitsverletzungen zu minimieren. Darüber hinaus können sie kontinuierliche Überwachung und Support anbieten, um sicherzustellen, dass alle Systeme auf dem neuesten Stand und vor Angriffen geschützt sind.
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Weiterführende Informationen:
WIRED, DsiN, BASICthinking
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.
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