Eine angebliche Gmail-Kontoübernahme ist aktuell Aufhänger für ausgefeiltes KI-Phishing. Täuschend echte E-Mails und Anrufe machen es schwer, den Betrug zu erkennen. 2,5 Milliarden Nutzer sind in Gefahr!
Wir erklären, wie diese Betrugsmasche funktioniert und wie Sie Ihr Unternehmen effektiv davor schützen können.
Schattenseite der KI: Cyberangriffe noch gefährlicher
Die Schattenseite der rasanten Entwicklung künstlicher Intelligenz zeigt sich immer deutlicher: Cyberangriffe werden durch den Einsatz von KI nicht nur zahlreicher, sondern auch deutlich raffinierter. Was früher oft leicht als Phishing erkennbar war, erscheint heute durch KI-gestützte Techniken täuschend echt. E-Mails wirken so authentisch, dass selbst erfahrene Nutzer ins Zweifeln geraten, und die sogenannte Deepfake-Technologie ermöglicht, dass gefälschte Ton-, Bild- und Videoaufnahmen für allerhand Betrügereien genutzt werden.
Diese Entwicklung stellt insbesondere Unternehmen vor eine große Herausforderung: Die Grenzen zwischen echt und gefälscht verschwimmen immer mehr. Es gilt, Mitarbeiter für diese neuartigen Bedrohungen zu sensibilisieren und darin zu schulen, auch dank KI täuschend echte Cyberangriffe zuverlässig zu erkennen – mit dem übergeordneten Ziel, das gesamte Unternehmen zu schützen.
Aktuell macht ein besonders beunruhigendes Beispiel von KI-Phishing die Runde: Aufhänger dieser neuen Form von KI-Angriff ist die angebliche Übernahme von Gmail-Konten. Im Folgenden erfahren Sie, wie diese Masche funktioniert und wie Sie sich davor schützen.
Gmail-Kontoübernahme: So läuft der Angriff ab
Publik geworden ist die neue Masche des KI-Phishing, weil die Angreifer für eine ihrer Attacken ausgerechnet einen erfahrenen Sicherheitsberater als Opfer auserkoren hatten. Sam Mitrovic ist Microsoft-Berater und machte den ausgeklügelten Betrugsversuch in seinem persönlichen Blog öffentlich. Aber was genau war passiert?
- Zunächst erhielt Sam Mitrovic eine E-Mail, in der er aufgefordert wurde, eine Wiederherstellung seines Gmail-Kontos zu bestätigen. Unmittelbar danach folgte ein verpasster Anruf, scheinbar von Google Sydney. Er ignorierte E-Mail und Anruf.
- Eine Woche später wiederholte sich das Szenario. Wieder erhielt Mitrovic die E-Mail zur Kontowiederherstellung, gefolgt von einem erneuten Anruf von der australischen Nummer. Dieses Mal nahm er ab.
- Der Anrufer mit amerikanischer Stimme stellte sich höflich und professionell als Mitarbeiter des Google-Supports vor und warnte vor verdächtigen Aktivitäten in seinem Google-Konto. Er fragte, ob sich Mitrovic auf Reisen befinde und sich aus Deutschland eingeloggt hätte, und erklärte, dass jemand seit einer Woche Zugriff auf das Konto habe und die Kontodaten heruntergeladen habe.
- Mitrovic stellte noch während des Gesprächs Nachforschungen an. Er googelte eine scheinbar legitime Telefonnummer und prüfte eine von ihm zusätzlich angeforderte E-Mail. Da es im Gespräch zu einer kurzen Pause kam, sagte der Anrufer zunächst „Hallo“ und wiederholte dies nach etwa zehn Sekunden. Genau hier bemerkte Mitrovic Unregelmäßigkeiten in der Aussprache und erkannte, dass sich hinter dem Anrufer eine KI verbarg. Für Mitrovic war klar: Hier läuft ein Betrugsversuch und legte auf.
- Später prüfte Mitrovic sowohl seine Anmeldeaktivitäten, als auch die gesendeten E-Mails. Zudem recherchierte er im Internet und entdeckte auf Reddit einen Kommentar, in dem ein Nutzer von einem ähnlichen Vorfall berichtet. Der Sicherheitsexperte schrieb daraufhin einen ausführlichen Blog-Beitrag, um vor dem KI-Phishing zu warnen.
Glücklicherweise entlarvte Mitrovic den Betrug dank seiner Erfahrung, bevor Schaden entstehen konnte. Sein Bericht über den Vorfall zeigt, wie fortschrittlich und gefährlich KI-Phishing mittlerweile geworden ist.
Angebliche Gmail-Kontoübernahme birgt Gefahr!
Das Ziel des KI-Phishing-Angriffs war klar: Die Cyberkriminellen hatten die vollständige Übernahme des Gmail-Kontos von Sam Mitrovic im Sinn. Hätten sie mit ihrer Taktik Erfolg gehabt, wären die Folgen durchaus gravierend gewesen: Sie hätten nicht nur Zugriff auf sensible E-Mails und persönlichen Daten erlangt, sondern hätten zudem Kontoeinstellungen ändern, Nachrichten abfangen und im schlimmsten Fall auch auf andere verknüpfte Dienste zugreifen können.
Ein solches Szenario ist für Unternehmen, die Gmail als Teil von Google Workspace nutzen, natürlich besonders bedrohlich. Denn: Ein kompromittiertes Konto könnte nicht nur geschäftliche Kommunikation, sondern auch vertrauliche Kunden- oder Finanzdaten offenlegen. Angreifer hätten potenziell die Möglichkeit, gefälschte Anweisungen im Namen des Unternehmens zu verschicken oder interne Informationen auszuspionieren. Im schlimmsten Fall hätten sie es bewerkstelligen können, Malware einzuschleusen – entweder direkt über infizierte E-Mail-Anhänge oder durch Phishing-Links, die beispielsweise an Kollegen des Opfers weitergeleitet werden.
Die Folgen eines solchen Angriffs wären weitreichend und könnten von einem Vertrauensverlust bis hin zu finanziellen Schäden reichen. Insbesondere bei einem Malware-Befall drohen schwerwiegende Sicherheitsvorfälle, die den Betrieb lahmlegen, Daten zerstören oder Erpressungsversuche mittels Ransomware nach sich ziehen können.
Das waren die Warnzeichen bei diesem KI-Phishing
Der Angriff auf Sam Mitrovic enthielt mehrere Anzeichen darauf, dass es sich um einen Phishing-Versuch handelte, auch wenn er auf den ersten Blick sehr überzeugend wirkte. Hier eine Übersicht über die Warnzeichen:
- Unaufgeforderte Wiederherstellungs-E-Mail:
Mitrovic hatte keine Konto-Wiederherstellung angefordert, erhielt jedoch eine entsprechende E-Mail. Dies war das erste Anzeichen, dass hier etwas nicht stimmen konnte. - Unbekannter Anruf von Google Sydney:
Der Anruf, der kurz nach der E-Mail folgte, schien von einer legitimen Google-Nummer zu stammen. Misstrauen sollte aber die Tatsache wecken, dass Google seine Nutzer in der Regel nicht anruft, sondern über E-Mail-Benachrichtigungen kommuniziert. Zudem lassen sich Telefonnummern leicht fälschen. - E-Mail mit falscher Domain:
Obwohl die E-Mail zunächst legitime Google-Domainen verwendete, fand sich bei genauer Prüfung eine Empfängeradresse mit einer verdächtigen Domain (internalcasetracking.com), die eindeutig nicht zu Google gehört. - Perfekte, aber unnatürliche Stimme:
Die Stimme des Anrufers war zwar höflich und professionell, aber Mitrovic bemerkte, dass die Aussprache und die Pausen zu perfekt waren – ein klares Zeichen für den Einsatz von KI.
Diese Warnzeichen machen deutlich, dass auch bei scheinbar professionell wirkenden Anfragen Vorsicht geboten ist. Phishing-Angriffe sind schwer zu erkennen, aber eindeutige Unregelmäßigkeiten sollten Nutzer alarmieren und dazu veranlassen, Anfragen und E-Mails genau zu prüfen. Es gilt: Im Zweifel niemals persönliche Informationen preisgeben.
So schützen Sie sich vor dem KI-Phishing
Mit mehr als 2,5 Milliarden Gmail-Nutzern ist die Zahl an potenziellen Opfern, die ins Visier der Cyberkriminellen geraten könnten, enorm. Insbesondere Unternehmen sollten sich proaktiv vor diesen Angriffen schützen. Hier sind einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um sich gegen KI-Phishing zu wappnen:
- Seien Sie bei unerwarteten E-Mails vorsichtig!
Grundsätzlich gilt es, beim E-Mail-Verkehr Wachsamkeit walten zu lassen. Wenn Sie eine E-Mail zur Wiederherstellung Ihres Gmail-Kontos erhalten, die Sie nicht selbst angefordert haben, ignorieren Sie sie. Öffnen Sie keine Links oder Anhänge. - Aktivieren Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)!
Diese Maßnahme bietet zusätzlichen Schutz, indem ein zweiter Verifizierungsschritt verlangt wird. Selbst wenn Cyberkriminelle an Ihre Zugangsdaten gelangen, verhindert die 2FA den Zugriff auf Ihr Konto. Den zweiten Faktor sollten Sie niemals an Unbekannte weitergeben! - Überprüfen Sie verdächtige Anrufe!
Google ruft seine Nutzer selten direkt an. Falls Sie einen Anruf erhalten, der angeblich von Google stammt, bleiben Sie skeptisch. Googeln Sie die Nummer oder kontaktieren Sie den Google-Support direkt über offizielle Kanäle. - Untersuchen Sie verdächtige E-Mails!
Bei verdächtigen E-Mails sollten Sie ganz genau hinschauen. Achten Sie darauf, dass die Absenderadresse mit einer offiziellen (Google-)Domain endet. Gefälschte E-Mail-Adressen sind oft nur leicht abgeändert und können auf den ersten Blick echt wirken. - Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter!
Unternehmen sollten regelmäßig Schulungen anbieten, um ihre Mitarbeiter über neue Phishing-Methoden zu informieren und sie darin zu schulen, auch extrem gut gemachte Angriffe zu erkennen. Mitarbeiter sind zwingend zur einer menschlichen Firewall auszubilden! - Halten Sie Ihre Sicherheitssoftware aktuell!
Halten Sie Ihre Sicherheitssoftware stets auf dem neuesten Stand, um schädliche Anhänge und verdächtige Links zu blockieren, bevor sie Schaden anrichten können. Antiviren-Software schützt auch gegen potenzielle Malware, die über Phishing-Mails eingeschleust werden könnte.
Auch wenn in Deutschland bisher keine Fälle bekannt sind, sollten Sie unbedingt wachsam bleiben. Mit Hilfe der modernen KI-Technologien könnten die Angreifer ihre Angriffsmethode problemlos für den deutschen Sprachraum adaptieren und somit auch hierzulande aktiv werden.
IT-Experten stärken Ihre Abwehr!
Die zunehmende Bedrohung durch KI-Phishing und andere Cyberangriffe stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Hackerangriffe werden immer ausgeklügelter, und die Techniken der Cyberkriminellen entwickeln sich stetig weiter. Unternehmen müssen deshalb ihre IT-Sicherheit kontinuierlich überwachen, Schwachstellen frühzeitig erkennen und ihre Schutzmaßnahmen regelmäßig anpassen. Nur so können sie sich effektiv gegen diese neuartigen Angriffe wehren.
Professionelle IT-Dienstleister wie die Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK sind hierbei eine wertvolle Unterstützung. Sie bieten nicht nur die notwendige Expertise, um die IT-Infrastruktur auf dem neuesten Stand zu halten, sondern sorgen auch dafür, dass potenzielle Bedrohungen frühzeitig identifiziert und abgewehrt werden können. Durch ihre umfassenden Sicherheitslösungen helfen unsere IT-Experten Unternehmen dabei, die wachsenden Anforderungen im Bereich der Cybersicherheit zu bewältigen und nachhaltig geschützt zu bleiben. Nehmen Sie Kontakt auf und vertrauen Sie auf die professionelle Unterstützung unserer Sicherheitsexperten!
Weiterführende Informationen:
Sam Mitrovic, PC-WELT, it-daily, it-daily
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.
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