Präsentismus beschreibt das Phänomen, krank zur Arbeit zu gehen – im Büro oder Home Office. Immer mehr Beschäftigte zeigen dieses Verhalten, oft ohne sich der Folgen bewusst zu sein.
Wir erklären, was Präsentismus überhaupt bedeutet, welche Folgen er hat und wie Unternehmen gegensteuern können.
Wenn Arbeiten trotz Krankheit zum Risiko wird
Kopfschmerzen, Fieber, Erschöpfung – und trotzdem gehen viele Beschäftigte zur Arbeit. Was nach Engagement aussieht, ist in Wirklichkeit ein unterschätztes Problem: Präsentismus. Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) hat einen genaueren Blick auf das Verhalten rund um Krankheit und Arbeitsfähigkeit geworfen. Laut dem Gesundheitsreport 2024 bleibt der Krankenstand in Deutschland auf hohem Niveau. Mit 5,4 Prozent liegt er nur minimal unter dem Rekordwert des Vorjahres.
Aktuelle Daten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sowie des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigen auch: Über die Hälfte aller abhängig Beschäftigten in Deutschland hat im letzten Jahr mindestens einmal trotz Krankheit gearbeitet. Präsentismus ist somit kein Ausnahmefall mehr. Die Folgen sind gravierend – für Mitarbeiter und Unternehmen. In diesem Beitrag beleuchten wir, warum Präsentismus so verbreitet ist, welche Arbeitsbedingungen ihn begünstigen – und was Unternehmen tun können, um eine gesunde Arbeitskultur zu fördern.
Präsentismus: Trotz Krankheit am Arbeitsplatz ist ein Risiko für alle. Bild: Pexels/Marcus Aurelius
Was ist Präsentismus – und warum ist er problematisch?
Präsentismus bedeutet, trotz Krankheit im Büro oder Home Office zu arbeiten. Damit steht der Begriff dem sogenannten Absentismus gegenüber, bei dem Beschäftigte krankheitsbedingt ganz oder teilweise fehlen. In vielen Fällen bleibt Präsentismus unsichtbar – mit oft unterschätzten Folgen. Neben der klassischen Form, bei der Mitarbeiter trotz Symptomen im Betrieb erscheinen, hat sich insbesondere seit der Pandemie eine digitale Variante etabliert: der Tele-Präsentismus.
Hierbei arbeiten Beschäftigte krank von zu Hause aus weiter – häufig aus dem Gefühl heraus, „ein paar E-Mails gehen schon“. Dabei unterschätzen viele die gesundheitlichen Risiken dieses Verhaltens. Was auf den ersten Blick wie Loyalität zum Team wirkt, kann langfristig krank machen. Präsentismus führt nicht nur zu mehr Fehlern und Unfällen, sondern auch zu verlängerten Krankheitsverläufen und im schlimmsten Fall zur Chronifizierung. Hinter Chronifizierung steckt der Prozess, bei dem akute Beschwerden nicht abklingen, sondern in einen dauerhaften oder wiederkehrenden Krankheitszustand übergehen.
Präsentismus: Das sind die Warnsignale
Präsentismus bleibt in Unternehmen oft unbemerkt. Schließlich sind betroffene Mitarbeiter physisch anwesend. Doch ihr Zustand kann das gesamte Team belasten und die Produktivität mindern. Wer genau hinsieht, erkennt deutliche Signale. Auffällig sind etwa Kollegen, die ständig müde oder blass wirken. Anhaltender Husten, Schnupfen oder andere Krankheitssymptome über längere Zeit sollten ebenfalls nicht ignoriert werden. Auch Leistungseinbrüche und Konzentrationsschwierigkeiten können Hinweise sein, ebenso wie eine gereizte Stimmung oder sozialer Rückzug.
Besonders deutlich wird es, wenn Mitarbeiter kaum Pausen machen oder regelmäßig außerhalb der regulären Arbeitszeiten tätig sind. Dieses Verhalten mag engagiert wirken, kann aber ein Zeichen für Überforderung oder das Ignorieren eigener gesundheitlicher Grenzen sein. Führungskräfte und Teammitglieder sind gut beraten, achtsam zu bleiben.
Präsentismus zeigt sich oft in kleinen, aber deutlichen Signalen im Arbeitsalltag. Bild: Pexels/Andrea Piacquadio
Wieso Beschäftigte krank arbeiten
Strukturelle, persönliche und kulturelle Rahmenbedingungen führen dazu, dass Präsentismus entsteht – er ist also kein zufälliges Phänomen. Beschäftigte entscheiden sich selten leichtfertig dafür, krank zur Arbeit zu gehen. Vielmehr steckt häufig eine Kombination aus Druck, Selbstbild und Unternehmenskultur dahinter. Die Ursachen lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
- Arbeitsbezogene Faktoren
Hohe Arbeitslast, enge Deadlines oder fehlende Vertretungsregelungen führen dazu, dass sich viele Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz unverzichtbar fühlen. Besonders in Betrieben mit dünner Personaldecke erscheint für viele ein Fehltag schnell als unzumutbare Belastung für das Team. - Persönliche Faktoren
Ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, Angst vor Karriereeinbußen oder das Bedürfnis, nicht als „schwach“ zu gelten, beeinflussen die Entscheidung gegen eine Krankmeldung. Auch Spaß an der Arbeit kann dazu beitragen, dass Symptome ignoriert werden. - Organisatorische und kulturelle Faktoren
Unternehmen mit einer unausgesprochenen „Anwesenheitskultur“ oder fehlender Wertschätzung für Gesundheit begünstigen Präsentismus. Wo Krankheit tabuisiert oder als Schwäche angesehen wird, fühlen sich Mitarbeiter verpflichtet, durchzuhalten – selbst auf Kosten der eigenen Gesundheit.
Wer Präsentismus wirklich reduzieren will, muss die Ursachen ernst nehmen. Es reicht nicht, Symptome zu behandeln – gefragt ist eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit Arbeitsbedingungen und Führungsverhalten.
Teure und unsichtbare Folgen
Für Unternehmen kann Präsentismus teuer werden. Denn wer krank arbeitet, ist meist weniger leistungsfähig, macht häufiger Fehler und trägt ein höheres Risiko für Arbeitsunfälle. Die Folgen betreffen nicht nur den Einzelnen, sondern auch das Team – weitere Ausfälle sind oft vorprogrammiert. Langfristig kann Präsentismus dazu führen, dass sich akute Beschwerden verschlimmern, chronisch werden oder sogar zu Langzeitarbeitsunfähigkeit führen.
Studien zeigen: Die Kosten durch Präsentismus übersteigen oft jene, die durch klassische Krankheitsausfälle entstehen. Ein Fachbeitrag in der Zeitschrift ASU, Zeitschrift für medizinische Prävention, bestätigt diese Einschätzung. Er zeigt, dass Präsentismus ein oft unterschätzter Kostenfaktor für Unternehmen ist. Wer in die Gesundheit der Mitarbeiter investiert und eine offene Unternehmenskultur fördert, schützt langfristig auch die eigene wirtschaftliche Stabilität.
Unternehmen kostet Präsentismus oft mehr als nur die reinen Krankheitsausfälle. Bild: Pexels/Kaboompics.com
So handeln Unternehmen richtig
Immer mehr Unternehmen in Deutschland erkennen den Wert von betrieblicher Gesundheitsförderung – und das aus gutem Grund. Studien des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigen, dass Firmen, die gezielt in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, nicht nur seltener mit krankheitsbedingten Ausfällen konfrontiert sind, sondern auch deutlich weniger unter Präsentismus leiden. Dabei gilt: Eine niedrige Zahl an Krankmeldungen ist nicht automatisch ein Zeichen für gesunde Mitarbeiter. Vielmehr kann sie auch darauf hinweisen, dass Beschäftigte trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen.
Das WIdO empfiehlt Arbeitgebern daher, das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) kritisch zu hinterfragen und nicht nur auf Kennzahlen wie Fehlzeiten zu schauen. Entscheidend ist, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der Gesundheit ernst genommen wird – auch wenn das bedeutet, im Krankheitsfall bewusst zu Hause zu bleiben. Prävention, klare Kommunikation und Vertrauen sind zentrale Hebel, um Präsentismus nachhaltig zu reduzieren und langfristig gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Gesundes Arbeiten braucht starke IT-Strukturen
Wir sehen also: Präsentismus ist ein oft unterschätztes Risiko für Unternehmen – mit weitreichenden Folgen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördern als auch wirtschaftliche Schäden vermeiden. Der Fokus liegt dabei auf einer gesunden Unternehmenskultur, Vorsorgemaßnahmen und strukturierten Maßnahmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Mit konkreten Präventionsprogrammen können wir zwar nicht dienen – sehr wohl aber mit dem, was im Hintergrund eine entscheidende Rolle spielt: einer stabilen, sicheren und produktivitätsfördernden IT-Struktur. Genau hier setzen die Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK an. Denn eine moderne IT-Infrastruktur kann nicht nur die Arbeitsprozesse effizienter gestalten, sondern leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Präsentismus. Etwa durch flexible Home-Office-Lösungen, leistungsfähige Tools für die digitale Zusammenarbeit und einen verlässlichen IT-Support, der technischen Frust und damit unnötigen Stress bei den Mitarbeitern minimiert.
Weiterführende Informationen:
baua, AOK, ASU, DAK, dgb
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.
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