IT-Sicherheit

ChaosBot Malware

Rust-Schadsoftware steuert PCs über Discord

von 29.10.2025
Eine neue Rust-Malware namens ChaosBot nutzt Discord als Kommandozentrale. das soll hier ein verkleideter Hacker mit einem bildschirm auf dem ein Warnzeichen zu sehen ist symbolisieren. Bild: Pexels/Lucas Andrade
Eine neue Rust-Malware namens ChaosBot nutzt Discord als Kommandozentrale. Bild: Pexels/Lucas Andrade

ChaosBot zählt zu den gefährlichsten neuen Schadprogrammen: Die in Rust entwickelte Malware nutzt die Chat-Plattform Discord als verdeckte Kommandozentrale, um infizierte Windows-Systeme zu steuern.

Wir erklären, wie ChaosBot funktioniert, welche Risiken die Malware für Unternehmen mit sich bringt und wie Sie Ihre IT-Systeme wirksam vor dieser neuartigen Bedrohung schützen können.

ChaosBot Malware: neue Bedrohung mit Alltagsplattform

ChaosBot sorgt derzeit für Aufsehen: Die in Rust geschriebene Malware nutzt Discord als verdeckte Kommando-und-Kontrollinfrastruktur für kompromittierte Windows-Systeme. Entdeckt wurde sie Ende September 2025 in der IT-Umgebung eines Finanzdienstleisters.

Nach der Infektion validiert die Backdoor ein eingebettetes Bot-Token, erstellt einen privaten Kanal mit dem Hostnamen des Opfers und lauscht dort auf Operator-Kommandos wie „shell“, „download“ oder „scr“ (Screenshot). Ausgaben, Screenshots und Dateien werden als Anhänge über die Discord-API exfiltriert.

Weil die Kommunikation reguläres HTTPS verwendet und wie legitime Kollaboration wirkt, umgehen viele Firewalls und klassische Erkennungsmechanismen diese C2-Technik effektiv. Unternehmen sollten daher Monitoring, MFA und Richtlinien für Kollaborationstools verbessern sofort.

Die ChaosBot Malware gefährdet weltweit Windows-Systeme das symbolisiert hier eine Windows Meldung auf dem Laptop. Bild: Unsplash/Ed Hardie

Die ChaosBot Malware gefährdet weltweit Windows-Systeme. Bild: Unsplash/Ed Hardie

Infektionspfade und Windows-Risiken

ChaosBot attackiert gezielt Windows-Systeme und nutzt mehrere ausgeklügelte Infektionspfade. Angreifer verschaffen sich Zugang über kompromittierte VPN-Zugangsdaten, etwa von Cisco, oder überprivilegierte Active-Directory-Konten und erlangen so privilegierten Zugriff auf Firmennetzwerke.

Parallel versenden sie Phishing-E-Mails mit schadhaften Windows-Verknüpfungen (.LNK), die per PowerShell das eigentliche Payload nachladen, während manipulierte PDF-Dateien als Ablenkung dienen. Häufig folgt DLL-Sidelo­ading über legitime Komponenten wie identity_helper.exe, wodurch die Malware persistente Präsenz erhält.

Diese Kombination aus Credential-Missbrauch, Phishing und Windows-spezifischen Persistenzmechanismen macht ChaosBot besonders gefährlich für Unternehmen. Sicherheitsverantwortliche sollten daher VPN-Zugangshygiene, strenge AD-Kontentrennung, AppLocker-Regeln und Netzwerksegmentierung sofort prüfen und verbessern sowie MFA, Monitoring und regelmäßige Forensik-Übungen implementieren umgehend umsetzen.

So nutzt eine Rust-Malware Discord zur Fernsteuerung

Nach der Erstinfektion kommuniziert ChaosBot über die Discord-API: Zuerst validiert ein eingebettetes Bot-Token den Zugriff über den Endpunkt ‚/api/v10/users/@me‘, anschließend erzeugt die Malware einen privaten Kanal im Angreifer-Guild, der nach dem Host des Opfers benannt wird.

Die implantierte Backdoor pollt diesen Kanal kontinuierlich auf neue Nachrichten; Operatoren senden Befehle wie Shell-Ausführungen, Datei-Downloads oder Screenshot-Anfragen, die Ausgaben dann als Multipart/Form-Data-Anhänge zurückgeladen werden. Implementiert in Rust, liefert ChaosBot kompakte, performante Binaries, die sich von klassischen .NET- oder Python-Samples unterscheiden und Heuristiken umgehen können.

Weil alle Anfragen reguläres HTTPS nutzen und wie legitime Kollaboration erscheinen, verschleiert die Malware ihren C2-Traffic effektiv und erschwert so die Erkennung durch Firewalls, Proxys und signaturbasierte Security-Tools.

Die Rust-basierte ChaosBot Malware kommuniziert heimlich über die Discord-API mit infizierten Systemen das soll ein Handy mit dem Discord Logo verdeutlichen. Bild: Unsplash/appshunter.io

Die Rust-basierte ChaosBot Malware kommuniziert heimlich über die Discord-API mit infizierten Systemen. Bild: Unsplash/appshunter.io

Wie Rust-Malware Windows-Abwehr aushebelt

ChaosBot nutzt mehrere ausgeklügelte Evasion-Techniken, die speziell auf Windows-Umgebungen abzielen und herkömmliche Verteidigungen aushebeln. Die Malware patcht gezielt den Prolog von ‚ntdll!EtwEventWrite‘ wodurch Event Tracing for Windows (ETW) gestört oder deaktiviert wird — ein direkter Angriff auf Telemetrie, auf die viele EDR-Lösungen bauen.

Zusätzlich führt ChaosBot Anti-Virtualisierungstests durch: Es prüft MAC-Adress-Präfixe bekannter Virtualisierer wie VMware oder VirtualBox und beendet sich, wenn eine Analyseumgebung erkannt wird. Weiterhin werden häufig legitime Prozesse als Ladevektor missbraucht (DLL-Sideloader), wodurch verdächtige Aktivitäten im Prozessbaum kaschiert werden.

Diese Kombination reduziert Alarmierungswahrscheinlichkeit und verlängert die Verweildauer im Netzwerk, weil typische Signaturen, ETW-basierte Detektionen und Sandbox-Analysen keine zuverlässigen Indikatoren mehr liefern. Sicherheits-Controls müssen daher ETW-unabhängige Sensorik und Kontextanalysen ergänzen.

Warum Windows-Netzwerke besonders gefährdet sind

Windows-Netzwerke bleiben ein bevorzugtes Ziel – und ChaosBot nutzt diese Angriffsfläche systematisch aus. Nach der Kompromittierung von VPN-Zugangsdaten oder überprivilegierten AD-Konten erhalten Angreifer oft weitreichende Rechte, mit denen sie Malware verteilt und Persistenz aufbaut.

Techniken wie DLL-Sideloader über legitime Windows-Komponenten (etwa ‚identity_helper.exe‘) und Ausführungsmechanismen in öffentlichen Ordnern wie ‚C:\Users\Public\Libraries‘ erleichtern das Verstecken. Ist die Backdoor aktiv, sichern geplante Tasks und WMI-Aufrufe die Wiederkehr, während Laterale Bewegungen gezielt auf ungeteilte Freigaben und unzureichend segmentierte Subnetze abzielen.

Kombinationen aus schwacher Privilegienverwaltung, mangelhafter Netzwerksegmentierung und fehlender Whitelist-Kontrolle bei ausführbaren Dateien erzeugen ein Umfeld, in dem ChaosBot lange unentdeckt operieren kann. Unternehmen sollten daher Account-Hygiene, Least-Privilege-Prinzipien und strikte Ausführungsregeln priorisieren.

Windows-Strukturen bieten ChaosBot ideale Bedingungen für Persistenz, Tarnung und laterale Bewegung das soll hier ein Laptop mit dem Windows Betriebssystem symbolisieren. Bild: Unsplash/Ricardo Resende

Windows-Strukturen bieten ChaosBot ideale Bedingungen für Persistenz, Tarnung und laterale Bewegung. Bild: Unsplash/Ricardo Resende

Erkennung von ChaosBot Malware: Anzeichen und Hinweise

Die Erkennung von ChaosBot ist schwierig, da die Malware legitime Kommunikationswege nutzt und sich unauffällig in den Netzwerkverkehr einfügt. Dennoch gibt es konkrete Indikatoren, die Sicherheitsverantwortliche im Blick behalten sollten.

  • Ungewöhnliche Discord-Verbindungen: Ein zentrales Merkmal sind API-Aufrufe zu Discord-Domains. ChaosBot nutzt reguläre HTTPS-Verbindungen, um mit der C2-Infrastruktur zu kommunizieren. Systeme, die außerhalb üblicher Nutzung mit ‚discord.com‘ oder ‚/api/v10‘ interagieren, sollten sofort untersucht werden.
  • Verdächtige Prozessaktivitäten: Die Malware nutzt legitime Windows-Prozesse wie ‚identity_helper.exe‘, um Schadcode zu laden. Prüfen Sie daher Prozesse mit unerwarteten Parent-Child-Beziehungen. Wenn ‚identity_helper.exe‘ etwa von PowerShell oder einer LNK-Datei gestartet wurde, liegt wahrscheinlich ein Missbrauch vor.
  • Auffällige Dateien und Speicherorte: Ein weiteres Indiz sind untypische Dateien im Verzeichnis ‚C:\Users\Public\Libraries‘. Besonders verdächtig sind Bibliotheken wie `msedge_elf.dll`, die als Teil eines DLL-Sideloading-Angriffs dienen können.
  • PowerShell-Indikatoren: ChaosBot nutzt Befehle mit expliziter UTF8-Codierung, z. B. ‚$OutputEncoding = [System.Text.Encoding]::UTF8‘. Solche Befehle deuten auf automatisierte Skriptausführung hin und sollten in Logs markiert werden.
  • Verhalten bei virtuellen Maschinen: Die Malware prüft MAC-Adressen, um virtuelle Umgebungen wie VMware oder VirtualBox zu erkennen. Wird ein Prozess nach solchen Prüfungen beendet, ist das ein klares Anzeichen für Anti-Sandbox-Verhalten.
  • Netzwerk- und Forensik-Korrelation: EDR-Systeme, Proxy-Logs und Firewalls sollten gemeinsam ausgewertet werden. Nur so lassen sich wiederkehrende Discord-Kommunikation, Dateiübertragungen und verdächtige Prozessketten miteinander verknüpfen.

Dank der mehrschichtigen Analysearchitektur werden ChaosBot-Infektionen bereits in der initialen Phase erkannt, wodurch sich eine Ausweitung der Angreiferkontrolle über kompromittierte Windows-Endpunkte verhindern lässt.

ChaosBot Malware: Prävention und Schutz für Unternehmen

Unternehmen können sich wirksam vor ChaosBot Malware und ähnlichen Bedrohungen schützen, wenn technische und organisatorische Maßnahmen kombiniert werden. Zentrale Grundlage ist der Schutz von Zugangsdaten: Multi-Faktor-Authentifizierung aktivieren, privilegierte Konten minimieren und Passwort- sowie Credential-Leaks regelmäßig prüfen.

Ebenso wichtig sind starke Ausführungskontrollen – etwa durch AppLocker oder Windows Defender Application Control (WDAC). Verdächtige Pfade wie ‚C:\Users\Public\Libraries‘ sollten überwacht und LNK- sowie PowerShell-Ausführungen eingeschränkt werden. Netzwerkseitig helfen Segmentierung, TLS-Inspection und restriktive Richtlinien für Collaboration-Dienste wie Discord.

Ergänzend sind klare Incident-Response-Prozesse nötig: betroffene Systeme isolieren, Tokens widerrufen, Forensik starten und verdächtige Kommunikationskanäle blockieren. So entsteht eine belastbare, mehrschichtige Abwehrstrategie gegen moderne Windows-Angriffe.

Mehrschichtige Sicherheitskonzepte schützen Unternehmen effektiv vor ChaosBot Malware das soll hier ein Quellcode auf einem Laptop Bildschirm symbolisieren. Bild: Unsplash/Xavier Cee

Mehrschichtige Sicherheitskonzepte schützen Unternehmen effektiv vor ChaosBot Malware. Bild: Unsplash/Xavier Cee

Mit Expertenwissen gegen ChaosBot Malware gewappnet

Die aktuelle Bedrohung durch ChaosBot zeigt, wie dynamisch und komplex Cyberangriffe inzwischen geworden sind – besonders in Windows-basierten Unternehmensumgebungen. Für viele Firmen ist es kaum möglich, mit dieser Geschwindigkeit Schritt zu halten. Genau hier setzen die Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK an.

Sie unterstützen Unternehmen dabei, ihre Sicherheitsstrukturen ganzheitlich zu prüfen, Abwehrstrategien gegen Cloud-basierte Angriffe wie ChaosBot zu entwickeln und Schwachstellen frühzeitig zu schließen. Ob Netzwerkhärtung, Mitarbeitersensibilisierung oder die Einrichtung sicherer Backup- und Wiederanlaufstrategien – die IT-Profis bieten praxisnahe Lösungen für jede Unternehmensgröße.

Durch ihre Expertise im Bereich Cybersecurity und IT-Infrastruktur stellen sie sicher, dass technische Schutzmaßnahmen, organisatorische Prozesse und Mitarbeiterschulungen optimal zusammenspielen. Mit der Unterstützung erfahrener IT-Dienstleister können Unternehmen ihr Sicherheitsniveau gezielt erhöhen, Angriffe frühzeitig erkennen und im Ernstfall schnell reagieren – für mehr Resilienz, Stabilität und Vertrauen in einer zunehmend vernetzten Welt.


Weiterführende Informationen:
thehackernews, it-boltwise, cybersecuritynews, siteguarding, cybersecsentinel
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

Geschrieben von

Sandra Morgenroth unterstützt seit April 2025 das Marketing-Team als Content-Redakteurin für den Blog des IT-SERVICE.NETWORK. Ihren beruflichen Start machte sie in der Ausbildung zur Medienkauffrau bei der Lippstädter Tageszeitung. Danach ging Sandra für das Studium Medien- und Kommunikationsmanagement nach München. Nach einigen Jahren im fernen Bayern zog es sie wieder zurück in die Heimat. Anfang… Weiterlesen

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