Arbeitswelt & Trends

KI-Kompetenz ist Plicht

Laut dem EU AI Act sind KI-Schulungen für Mitarbeiter ein Muss

von 05.02.2025
Zu sehen ist eine Büroszene, eine Frau und ein Mann arbeiten an ihren Laptops. Ob sie KI-Kompetenz haben? Bild: Unsplash/TheStandingDesk
Wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus: Können Ihre Mitarbeiter KI-Kompetenz vorweisen? Bild: Unsplash/TheStandingDesk

Seit dem 2. Februar 2025 müssen Unternehmen und Behörden in der EU ihren Mitarbeitern KI-Kompetenz vermitteln. Damit ist eine der ersten Maßnahmen des EU AI Acts verpflichtend.

Wir erklären, was es mit der KI-Kompetenz auf sich hat und was Unternehmen konkret tun können, um ihre Mitarbeiter zu schulen.

KI: Unternehmen schöpfen Potenzial nicht aus

Experten sind sich einig darin, dass der technologische Fortschritt durch Künstliche Intelligenz (KI) enorme wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen kann. KI kann beispielweise dabei helfen, Abläufe zu automatisieren, datenbasierte Entscheidungen zu optimieren und die Produktivität zu steigern. Die im Januar 2025 veröffentlichte Studie „KI-Kompetenzen in Unternehmen“ – durchgeführt durch den Stifterverband und McKinsey & Company – kommt allerdings zu dem Schluss, dass Unternehmen diese Möglichkeiten nicht ausschöpfen: 86 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen das Potenzial von KI demnach nur in geringem Maß.

Ein häufiger Grund liegt scheinbar darin, dass KI-Kompetenzen innerhalb der Belegschaft fehlen. Denn: Um KI gewinnbringend einsetzen zu können, benötigt es Mitarbeiter, die ein fundiertes Verständnis der Technologie vorweisen können. Sie müssen KI nicht nur praktisch anwenden können, sondern auch die Fähigkeit besitzen, die Chancen und Risiken von KI richtig einzuschätzen. Einige Unternehmen investieren zwar schon in eine gezielte KI-Weiterbildung, flächendeckend ist dies aber noch längst nicht der Fall.

Die Europäische Union hat daher im Zuge des EU AI Act eine Verpflichtung zur Vermittlung von KI-Kompetenz eingeführt. Was es damit auf sich hat und wie Unternehmen diese Verpflichtung umsetzen können, klären wir in diesem Beitrag.

Zu sehen ist ein Mann, der auf dem Laptop ChatGPT nutzt. Ist seine KI-Kompetenz geschult? Bild: Pexels/Matheus Bertelli

Der EU AI Act verpflichtet Unternehmen, die KI-Kompetenz ihrer Mitarbeiter zu schulen. Bild: Pexels/Matheus Bertelli

EU AI ACT macht KI-Kompetenz zur Pflicht

Mit dem EU AI Act hat die Europäische Union erstmals eine verbindliche Regelung für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz geschaffen. Eine der zentralen Vorgaben ist Artikel 4: Er verpflichtet Unternehmen dazu, sicherzustellen, dass Mitarbeiter, die mit KI-Systemen arbeiten, über eine ausreichende KI-Kompetenz verfügen. Sprich: Sie müssen das notwendige Wissen und die Fähigkeiten besitzen, um KI sachgerecht – und sicher – zu nutzen. Als eine der ersten Maßnahmen im Rahmen des AI Acts ist diese Pflicht zur KI-Kompetenz bereits seit dem 2. Februar 2025 zu erfüllen.

Betroffen sind jegliche Anbieter und Betreiber von KI-Systemen – also nicht nur große Technologiekonzerne oder Unternehmen mit Hochrisiko-KI, sondern sämtliche Betriebe, die in irgendeiner Form KI-Systeme einsetzen – inzwischen dürfte das so ziemlich jedes Unternehmen sein. Stellt sich die Frage: Was genau ist unter dem Begriff „KI-Kompetenz“ überhaupt zu verstehen?

Was bedeutet der Begriff KI-Kompetenz?

Die gesetzliche Definition von KI-Kompetenz geht über reines technisches Know-how hinaus. Mitarbeiter müssen nicht nur die Funktionsweise der von ihnen genutzten KI-Systeme verstehen, sondern auch deren Auswirkungen auf Geschäftsprozesse sowie auf ethische Fragestellungen bewerten können. Konkret bedeutet dies, dass Unternehmen dafür sorgen müssen, dass ihre Beschäftigten:

  • …verstehen, wie KI-Modelle arbeiten und welche Daten sie verwenden,
  • …Risiken und ethische Herausforderungen erkennen können,
  • …KI-gestützte Entscheidungen nachvollziehen und kritisch hinterfragen
  • …KI-Systeme sicher und effektiv einzusetzen wissen.

Mit dieser Regelung will die EU sicherstellen, dass KI verantwortungsvoll eingesetzt wird und Unternehmen die Kontrolle über ihre Systeme behalten. Aktuell sind noch keine konkreten Strafen oder Bußgelder vorgesehen, es könnte aber sein, dass eine unzureichende KI-Kompetenz als Verstoß gegen die unternehmerische Sorgfaltspflicht gewertet wird. Tatsächlich sollten Unternehmen die Pflicht zur KI-Kompetenz auch nicht als lästiges Übel verstehen, sondern die Vorteile sehen, die mit ihr einhergehen – denn die gibt es durchaus!

Zu sehen ist eine Person, die einer anderen etwas am Laptop zeigt. Vielleicht eine Schulung zur KI-Kompetenz? Bild: Unsplash/Mimi Thian

Mit Hilfe von Schulungen sollen Mitarbeiter KI-Kompetenz aufbauen. Bild: Unsplash/Mimi Thian

Weshalb KI-Wissen als Jahrhundertchance gilt

Unternehmen, die frühzeitig in KI-Kompetenzen investieren, verschaffen sich eine ganze Reihe von Vorteilen – und zwar sowohl aus rechtlicher, als auch wirtschaftlicher Sicht. Denn: Die Fähigkeit, KI sinnvoll zu nutzen, eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten. Die folgenden vier Vorteile zeigen, warum KI-Wissen für Unternehmen ein entscheidender Erfolgsfaktor ist:

  • Gesteigerte Produktivität: KI-gestützte Prozesse ermöglichen eine effizientere Nutzung von Ressourcen und Zeit. Routinetätigkeiten, die früher manuell erledigt werden mussten, lassen sich durch Automatisierung erheblich beschleunigen oder sogar vollständig ersetzen. Dies entlastet Mitarbeitende von monotonen Aufgaben und schafft Raum für strategische oder kreative Tätigkeiten. Laut der „KI-Kompetenzen in Unternehmen“-Studie liegt die mögliche Produktivitätssteigerung bei circa 19 Prozent.
  • Bessere Entscheidungen: Durch datengetriebene Analysen liefert KI wertvolle Erkenntnisse für strategische Entscheidungen. Unternehmen können auf Basis präziser Prognosen schneller und fundierter agieren, Risiken besser einschätzen und Marktveränderungen frühzeitig erkennen. Besonders im Finanzwesen, im Vertrieb und im Personalmanagement ermöglicht KI eine objektivere Entscheidungsfindung, indem sie Muster identifiziert, die menschliche Analysten möglicherweise übersehen würden.
  • Gezielte Innovationsförderung: Wer KI versteht, kann nicht nur bestehende Prozesse optimieren, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln. Unternehmen, die KI gezielt einsetzen, profitieren von einer höheren Innovationsgeschwindigkeit, da sie Daten effektiver nutzen, Markttrends schneller antizipieren und neue digitale Dienstleistungen anbieten können. In vielen Bereichen kann KI zu Wettbewerbsvorteilen führen, indem sie maßgeschneiderte Lösungen auf Basis individueller Bedürfnisse ermöglicht.
  • Erhöhte (Rechts-)Sicherheit: Durch geschulte Mitarbeiter lassen sich Fehleinschätzungen im Umgang mit KI vermeiden. Eine unzureichende Kontrolle kann zu Fehlern führen, die rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Unternehmen, die in KI-Kompetenz investieren, reduzieren das Risiko von Datenschutzverstößen, diskriminierenden Algorithmen oder falschen Berechnungen und sorgen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie.
  • Wirtschaftliches Wachstum: Dem Einsatz von KI-Technologien wird nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für die gesamte deutsche Wirtschaft ein enormes Potenzial zugesprochen. Die erwähnte Studie geht davon aus, dass KI einen wirtschaftlichen Zusatznutzen von bis zu 300 Milliarden Euro generieren könnte – und zwar durch effizientere Prozesse, datengetriebene Optimierungen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

Die wirtschaftlichen Potenziale von KI-Kompetenz in Unternehmen sind demzufolge enorm – und Unternehmen, die diese gezielt ausschöpfen, sichern sich langfristig ihre Marktposition. Denn Fakt ist: KI-Kompetenz ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine zentrale Voraussetzung für langfristigen Erfolg. Doch welche konkreten Maßnahmen müssen Unternehmen nun ergreifen, um diese Chancen zu nutzen und damit auch ihrer Verpflichtung zur Vermittlung von KI-Kompetenz nachzukommen?

So setzen Sie die Pflicht zur KI-Kompetenz um

Die gesetzliche Verpflichtung zur KI-Kompetenz bedeutet für Unternehmen, dass sie ihre Mitarbeiter gezielt schulen müssen. Doch was bedeutet das konkret? Es gibt bislang keine festen Vorgaben, wie die Umsetzung genau erfolgen soll – Unternehmen haben also Spielraum, wie sie ihre Strategie gestalten. Wichtig ist, dass die Maßnahmen praxisnah und nachhaltig sind. Die folgenden Schritte helfen dabei, eine solide Grundlage zu schaffen:

  • Ermitteln Sie den Schulungsbedarf!
    Bevor Weiterbildungen angeboten werden, sollte analysiert werden, welche Abteilungen mit KI-Systemen arbeiten und welche Kenntnisse dort fehlen. Eine gezielte Bedarfsermittlung stellt sicher, dass die richtigen Inhalte vermittelt werden. Ihnen fehlt das nötige Know-how um zu bewerten, welche Schulungen wirklich notwendig sind? Dann ziehen Sie externe Berater hinzu!
  • Entwickeln Sie individuelle Schulungskonzepte!
    Nicht jeder Mitarbeiter benötigt dasselbe Maß an KI-Kompetenz. Während einige nur grundlegendes Wissen brauchen, müssen andere vertiefte Kenntnisse erwerben. Unternehmen sollten daher verschiedene Schulungsebenen – von Basiskursen bis hin zu Spezialtrainings – und eine langfristige Lernkultur etablieren. Teil einer durchdachten Weiterbildungsstrategie können regelmäßige KI-Workshops, E-Learning-Module und interne Wissensaustauschformate sein.
  • Bauen Sie eine interne KI-Governance auf!
    Neben Schulungen ist es sinnvoll, klare Richtlinien für den Umgang mit KI zu definieren. Ein unternehmensweites KI-Playbook kann dabei helfen, Standards festzulegen und Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen.
  • Legen Sie Verantwortlichkeiten fest!
    Gerade in größeren Unternehmen lohnt es sich, eine oder mehrere zentrale Ansprechperson/en für KI-Fragen zu benennen. KI-Beauftragte können Schulungen koordinieren, Best Practices entwickeln und sicherstellen, dass die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden.
  • Arbeiten Sie mit externen Experten zusammen!
    Hochschulen, Forschungsinstitute und zertifizierte KI-Schulungsanbieter können wertvolle Partner sein. Unternehmen könnten gezielt mit externen Fachleuten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Schulungsinhalte aktuell und praxisnah sind.

Wie erwähnt profitieren Unternehmen, die frühzeitig in eine durchdachte KI-Strategie investieren, gleich doppelt: Sie erfüllen nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sondern sichern sich auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Wer jetzt handelt, stellt sicher, dass KI nicht zur Herausforderung, sondern zur Chance wird.

IT-Experten unterstützen beim Einsatz von KI

Besonders für viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellt der Aufbau von KI-Kompetenzen eine große Herausforderung dar – sei es aufgrund fehlender interner Ressourcen, unklarer Anforderungen oder der schnellen technologischen Entwicklung. Genau hier bieten viele IT-Dienstleister wertvolle Unterstützung: Sie haben bereits umfassendes Wissen im Bereich Künstliche Intelligenz aufgebaut und helfen Unternehmen gezielt dabei, KI effizient und sicher in den Unternehmensalltag zu integrieren.

Auch einige der Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK haben ihre KI-Expertise gezielt ausgebaut und unterstützen Unternehmen nicht nur dabei, KI-Systeme zu implementieren, sondern auch passende Schulungskonzepte zu entwickeln. Nehmen Sie Kontakt zu einem unserer Systemhäuser in Ihrer Nähe auf und informieren Sie sich unverbindlich über die angebotenen KI-Services!


Weiterführende Informationen:
EU AI ACT, Stifterverband, Stifterverband, t3n, heise, heise, haufe, ComputerWeekly, mdr, (idw)
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

Geschrieben von

Seit Anfang 2019 ist Janina Kröger für den Blog des IT-SERVICE.NETWORK verantwortlich – anfangs in der Position der Online-Redakteurin und inzwischen als Content Marketing Managerin. Die studierte Germanistin/Anglistin und ausgebildete Redakteurin behält das Geschehen auf dem IT-Markt im Blick, verfolgt gespannt neue Trends und Technologien und beobachtet aktuelle Bedrohungen im Bereich des Cybercrime. Die relevantesten… Weiterlesen

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