Die 4-Tage-Woche ist wieder in aller Munde. Während New-Work-Pioniere schon lange eine Abkehr von traditionellen Arbeitszeitmodellen fordern, stehen viele Unternehmen der Idee ratlos gegenüber.
Wir betrachten die Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche und verraten, wieso das Thema vielschichtiger ist als vermutet.
Belgien macht es vor: 4-Tage-Woche als neue Reform
Die belgische Regierung hat jüngst eine Reform des Arbeitsmarktes beschlossen. Im Nachbarland dürfen Arbeitnehmer künftig frei wählen, ob sie vier oder fünf Tage pro Woche arbeiten wollen – allerdings bei gleichbleibenden Wochenstunden. Diese Entscheidung hat nur bedingt damit etwas zu tun, dem Wunsch vieler Beschäftigter nach einer 4-Tage-Arbeitswoche nachzukommen. Ziel ist vor allem die Steigerung der Beschäftigtenquote, die in Belgien aktuell bei knapp mehr als 70 Prozent liegt. Durch die Reform sollen es nun mindestens 80 Prozent werden.
Auch in unseren Gefilden wird das Arbeitszeitmodell 4-Tage-Woche immer wieder heiß diskutiert. Während zuletzt eine groß angelegte Studie über vier Jahre in Island zeigte, dass sich die Produktivität und der Output von Arbeitnehmern in der 4-Tage-Arbeitswoche verbessern können, aber nicht müssen, gibt es nicht wenige Unternehmen in Deutschland, die das Modell aktiv testen.
4-Tage-Arbeitswoche – Auswirkungen auf Produktivität fraglich
Die Verfechter der 4-Tage-Woche argumentieren damit, dass der Mensch per se nicht in der Lage sei, pro Woche an 5 Tagen zu je 8 Stunden kontinuierlich produktiv zu arbeiten. Entweder werde Zeit im Internet und den sozialen Medien „verdaddelt“ oder die Angestellten würden ihre Kaffeepausen und Schwätzchen mit den Kollegen ausdehnen. Besonders Tätigkeiten, die eine hohe mentale Anstrengung bedingen, seien nicht in gleichbleibend hoher Qualität über 40 Wochenstunden durchzuführen.
Umgekehrt könnte man nun argumentieren, dass unter diesen Umständen ja sowieso nahezu kein Büromensch 40 Stunden pro Woche arbeitet, obwohl er entsprechend dafür bezahlt wird – aber die Problematik geht eigentlich noch tiefer. Bevor wir allerdings dazu kommen, noch ein kurzer Blick auf eine erschreckende Umfrage, in der 2.000 Angestellte gefragt wurden, wie es um ihre Netto-Produktivitätszeit bestellt ist. Das Ergebnis: ein Durchschnitt von 2 Stunden und 23 Minuten pro Arbeitstag.
Die 4-Tage-Woche ist kein Allheilmittel
Natürlich ist jede Arbeitsstunde am Ende des Tages bares Geld – für den Angestellten gleichermaßen wie für den Arbeitgeber. Ist die 4-Tage-Arbeitswoche daher doch ein Zukunftsmodell, um unnütze Pausen zu vermeiden? Nein, sagen mehrere Experten. Denn das eigentliche Problem rund um die Produktivität in einer 40-Stunden-Woche stecke darin, dass die Tätigkeiten zunehmend an Komplexität gewinnen.
Was früher eine Routine-Aufgabe und damit „Pause für den Kopf“ war, erledigt heute ein Computer oder gar eine App. Übrig bleiben nur Tätigkeiten, die eine hohe Denkleistung erfordern. Die Folge: zu wenig Erholung für das Hirn und mehr Lust auf Kaffeepausen, WhatsApp oder private Kollegen-Gespräche.
Das Problem: Derartige Erkenntnisse sind wichtig, machen die Frage nach einer Lösung aber noch schwieriger. Schließlich denkt wohl kein Unternehmen daran, seinen technischen Fortschritt zurückzubilden, damit die Mitarbeiter wieder vermehrt leichte Tätigkeiten in ihren Arbeitsalltag einbauen können.
Arbeitszeitmodell 4-Tage-Woche als Recruiting-Instrument
Eines ist nicht von der Hand zu weisen: Arbeitnehmer schätzen es, wenn Unternehmen die 4-Tage-Woche anbieten. Das zeigen nicht nur Studien, sondern auch ein erhöhter Anstieg der Google-Suchanfrage „Unternehmen 4-Tage-Woche“. In Zeiten des allgemein vorherrschenden Fachkräftemangels und des „War of Talents“ gewinnen Themen, die Work-Life-Balance im Fokus haben, zunehmend an Bedeutung.
Ob die 4-Tage-Arbeitswoche künftig das neue Home Office wird und damit zu einem wirksamen Recruiting-Instrument avanciert, werden die kommenden Jahre wohl zeigen. Fakt ist: Mit starren Arbeitszeitmodellen, Büro-Anwesenheitspflicht und 40-Stunden-Wochen werden es einige Branchen künftig schwer haben, geeigneten Nachwuchs für ein nachhaltiges Wachstum zu finden.
Unser Tipp: Wer alternative Arbeitszeitmodelle ausprobieren möchte, aber dennoch Sorge davor hat, dass nicht mehr genügend Output stattfindet, kann sich an unsere Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK wenden. Mit modernen Ticket- und Arbeitszeiterfassungssystemen lässt sich genau nachhalten, wer welche Aufgaben in welcher Zeit erledigt.
Weiterführende Links:
t3n, Vouchercloud, LinkedIn
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