Der Digital-Index lässt hoffen: Deutschland ist auf einem guten Weg. Stand die Bundesrepublik in den letzten Monaten häufig in der Kritik, den internationalen Anschluss zu verpassen, stieg der sogenannte Digitalisierungsgrad jetzt auf 65 Indexpunkte.
Woher die Steigerung kommt und welche Bedeutung sie für die deutsche Wirtschaft haben könnte, verraten wir jetzt.
Digital-Index
Das Marktforschungsinstitut Kantar TNS und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben jüngst den „Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2018“ veröffentlicht. Selbiger wurde übrigens vom Bundeswirtschaftsministerium höchstpersönlich in Auftrag gegeben. In die Erstellung des Digital-Index, der auch als „Standortindex Digital“ bezeichnet wird, fließen 45 verschiedene Indikatoren ein. Im Wesentlichen geht es dabei um die Bereiche Infrastruktur, Marktstärke und natürlich die Nutzung und Anwendung von Technologien.
Was ist der Digital-Index? – Eine Antwort bekommen Sie in unserem IT-Lexikon.
Deutschland im internationalen Vergleich auf Platz 5
Das Ergebnis dürfte Vertreter aus Wirtschaft und Politik sehr freuen: im 10-Länder-Vergleich belegt Deutschland mit 65 Punkten den 5. Platz – und hat damit Japan überholt. Spitzenreiter sind natürlich, wie sollte es anders sein, die USA mit satten 85 von 100 möglichen Punkten. Die folgenden Plätze belegen Südkorea, Großbritannien und Finnland. China liegt auf Platz 7, Frankreich auf Platz 8 und die beiden Schlusslichter Spanien und Indien verzeichnen gerade einmal 55 bzw. 46 Punkte.
Die Gründe für die Verbesserung Deutschlands im Ranking: Stärke bei Themen wie Risikokapital, Innovationen und Computerverbreitung. Besonders hervor stechen die Aspekte rund um die Innovationskraft. Eine hohe Anzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen und beantragter Patente sind dabei zwei wesentliche Faktoren für das gute Ergebnis. In der Kategorie Verbreitung von Computer-Systemen innerhalb der Haushalte ist die Bundesrepublik mit einer Quote von 93 Prozent sogar internationaler Spitzenreiter.
Breitband: die ewige Bremse der deutschen Digitalisierung
Nach wie vor stellt die flächendeckende Verfügbarkeit hoher Bandbreiten das schwarze Schlaf des deutschen Digitalisierungsgrades dar. Zwar erreicht Deutschland mit einer Breitbandversorgung der Haushalte von 40 Prozent den dritten Platz, hinsichtlich der Anschlussgeschwindigkeit und dem Anteil der Glasfasersanschlüsse sieht es jedoch düster aus. Und genau deren Bedeutung wird auch in Zukunft weiter wachsen. Hoffnung geben da neu gebildete Gremien wie der Digitalrat, der sich unter anderem dem Thema Breitbandausbau annehmen soll.
Bereitschaft zur digitalen Transformation bei deutschen Unternehmen
Viel schlimmer als die Anschlussgeschwindigkeit ist aber das Thema „Digitale Transformation in Unternehmen“. Allein bei der Bereitschaft mangelt es gewaltig. Mit gerade einmal 74 Punkten, belegt Deutschland in dieser Kategorie des Digital-Index den letzten Platz. Ähnlich sieht es in der Sparte Telekommunikation aus. Sowohl bei den Ausgaben als auch beim Umsatzwachstum reicht es gerade einmal für den vorletzten Platz. Ebenfalls schlecht: der Export-Anteil für Informations- und Kommunikationstechnologien. Auch wenn das herzlich wenig überraschend kommt.
Digitalisierungsgrad: Grundsätzlich positive Entwicklung
Bei aller Kritik und offenen To-Dos: die Entwicklung der Bundesrepublik ist positiv. Allein die Bruttowertschöpfung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent. Im Zwei-Jahresvergleich legte die Internetwirtschaft sogar um satte zehn Milliarden zu und verzeichnet einen Gesamtumsatz von 119 Milliarden Euro. Unter dieser Kategorie werden alle Unternehmen zusammengefasst, die ihr Geld in irgendeiner Form mit oder durch das Internet machen. Seien es webbasierte Apps, Online-Werbung, E-Commerce, Datendienste oder auch IT-Services.
Tobias Weber, Director Business Intelligence bei Kantar TNS fasst zusammen: „Der deutsche Standort hat sich im vergangenen Jahr um einen Platz verbessert. Das ist erfreulich, allerdings besteht weiter Handlungsbedarf. Nachholbedarf sehen wir im Bereich der Digitalisierungsbereitschaft von Unternehmen sowie bei der flächendeckenden Verfügbarkeit von hohen Bandbreiten.“
Schreiben Sie einen Kommentar
* = Pflichtfelder
Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung