Die Deutsche Telekom plante die Abschaltung aller ISDN-Anschlüsse bis Ende 2018. Nun neigt sich das Jahr 2018 dem Ende zu.
Inwieweit hat die Deutsche Telekom ihre Ziele nach Plan erreicht? Wie gehen Unternehmen, die auf ISDN angewiesen sind, jetzt mit der Umstellung um?
Grundlagen zum Wechsel von ISDN auf VoIP
Seit 2014 wird die Umstellung von ISDN auf VoIP (Voice over IP) bzw. auf NGN (Next Generation Network) bundesweit vollzogen. In den letzten Jahren wurde hierfür in den meisten Haushalten und Unternehmen die Datenübermittlung über ISDN (Integrated Services Digital Network) bereits auf VoIP umgeschaltet.
Als VoIP wird die Telefonie über IP-Verbindungen bezeichnet. Der Wechsel erfolgt in diesem Sinne unter dem Stichwort All-IP. Hiermit ist gemeint, dass neben der Telefonie auch andere Medienkanäle wie der Mobilfunk oder das Fernsehnetz bereits via IP (Internetprotokoll) empfangen und nun auch die Telefonie flächendeckend IP-basiert übertragen werden soll. Es findet in Telefonnetzen also die einheitliche Umstellung der bisherigen Übertragungsarten auf die IP-Adresse statt.
Was ist VoIP? – Eine Antwort bekommen Sie in unserem IT-Lexikon.
Von der analogen Telefonie hin zu ISDN
1979 beschloss die Deutsche Bundespost, alle telefonischen Vermittlungsstellen mit dem nationalen ISDN zu digitalisieren. Der Hauptunterschied zwischen dem analogen Festnetzanschluss und ISDN besteht darin, dass durch die digitale Übertragung mehrere Signale gleichzeitig empfangen oder versendet werden können. 1995 war die Digitalisierung des Telefonnetzes flächendeckend abgeschlossen. Bei ISDN-Telefonanschlüssen bzw. ADSL-over-ISDN wird Annex B verwendet; die neuen IP-basierten Anschlüsse für splitterloses DSL sind jedoch Annex J basiert.
Warum ist die Umstellung auf VoIP sinnvoll?
Eine Umschaltung ist notwendig, da der parallele Betrieb von ISDN- und IP-Telekommunikationsnetzen äußerst ressourcenaufwendig ist. Zudem kommt es bei Telefongesprächen via ISDN aufgrund der hohen Bandbreite schneller zu Konflikten mit anderen Signaltypen wie dem DSL (Digital Subscriber Line). Die Umstellung auf VoIP hat überdies aber noch eine ganze Reihe weiterer Vorteile. Welche das sind, lesen Sie in unserem Blogpost zum Thema All-IP.
Die Umschaltung nach dem Jahresende 2018
Der Umstellungsprozess auf VoIP ist bis heute nicht abgeschlossen, auch nicht von Seiten der Deutschen Telekom. Dennoch lag Europas größtes Telekommunikationsunternehmen mit der Umstellung auf VoIP Mitte 2018 noch gut im Plan: Zu dieser Zeit hat Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung und Transformation bei der Telekom Deutschland, Geschäftskunden im Rahmen der Telekom-Veranstaltung „Digital South“ in München mitgeteilt, dass bereits 85 Prozent der Geschäftskunden und circa 90 Prozent der Privatkunden auf VoIP umgestellt seien. Die deutschlandweiten Geschäftskunden-IP-Anschlüsse haben sich so innerhalb eines Jahres um rund 500.000 auf 1,9 Millionen Anschlüsse erhöht.
Auch betonte Müller, dass die Deutsche Telekom, anders als flächendeckend medial kommuniziert, nie angestrebt habe, ISDN bis Ende 2018 komplett abzuschalten. Stattdessen sei ein „kontrollierter Rückbau“ im Breitbandnetz geplant gewesen, der auch nach 2018 weitergehe.
Probleme bei der Umstellung für Unternehmen
Während die Abschaltung des ISDN-Netzes für die meisten Privatpersonen problemlos vonstatten geht, kommt es bei Business-Anschlüssen immer wieder zu Komplikationen. Häufig sind in mittelständischen Unternehmen komplizierte, analoge Telefonanlagen installiert, die mit anderen Systemen, sogenannten Sonderdiensten, verbunden sind. Unternehmen können nicht einfach Ihre gesamte Infrastruktur austauschen und haben beim allmählichen Wechsel hin zur IP vielerlei Details zu beachten. Vor allem Unternehmen, die solche Sonderdienste nutzen, haben Probleme bei der Umstellung, da sie sämtliche betroffene Systeme austauschen und neu einrichten müssen.
Von der Deutschen Telekom wird die Umstellung der Sonderdienste auf Mobilfunktechnologien wie GPRS, UMTS oder LTE empfohlen. Auch gab sie bekannt, dass solchen Unternehmen aufgrund der Aufwendigkeit der Umstellung mehr Zeit zum Wechseln eingeräumt wird.
Problematik der angeschlossenen Endgeräte
Der Wechsel von ISDN hin zu VoIP bedeutet einen Wechsel von leitungsvermittelnder zu paketvermittelnder Anschlusstechnologie. Die angeschlossenen Endgeräte sind aufgrund dessen nach einer Umschaltung auf IP meistens nicht mehr ohne weiteres benutzbar. Das liegt daran, dass sie Leistungsmerkmale aus dem ISDN-Protokoll benötigen.
Zu den Sonderdiensten zählen u.a.:
- Haus- und Aufzugsnotrufe,
- POS-/EC-Cash-Terminals,
- Frankiermaschinen,
- Gefahren- und Brandmeldeanlagen,
- analoge Fernablesungs- und Fernwartungszugänge,
- Datenverarbeitungssysteme für Gebühren,
- Zeiterfassungssysteme,
- DECT-Installationen,
- Tonwahlsteuersysteme,
- Faxgeräte.
In einem Blogeintrag der Deutschen Telekom wird in Punkt 7 ausgeführt, inwieweit ISDN-basierte Endgeräte weiterhin IP-basiert funktionieren und ob sie bei der Umstellung ausgetauscht werden müssen.
Problematik der Stromversorgung
Ein weiteres Problem bei der Umstellung hin zu IP-basierter Übertragung ist für Unternehmen die zusätzliche Stromversorgung. Während ISDN-Geräte zumeist über den ISDN-Anschluss mit Strom versorgt werden, sind IP-basierte Geräte auf einen separaten Stromanschluss angewiesen. Sie müssen somit mit der Umstellung auf IP eine zusätzliche Stromversorgung der Geräte gewährleisten. Während ISDN-basierte Geräte auch bei einem Stromausfall funktionieren, fällt dies mit der Umstellung ebenfalls weg. Gerade Gefahrenmelde- oder Notrufanlagen sind jedoch auf ihre Funktionstüchtigkeit trotz fehlender Stromzufuhr angewiesen.
Fazit: So gelingt der Wechsel auf IP-Telefonie
Zuerst sollten Sie prüfen, ob Ihre bestehende Telefonanlage technisch in der Lage ist, SIP-Protokolle von IP-Anschlüssen zu verarbeiten. Sollte dies nicht funktionieren, könnte eine Lösung die Zuschaltung eines IP-ISDN-Gateways sein. Bei einigen Endgeräten, die auf entsprechende Protokolle angewiesen sind, dürfte dies aber auch nicht funktionieren. Es kann so passieren, dass Sie mit Ihren Endgeräten weiterhin eine ISDN-Leitung benötigen. Solche Geräte sollten Sie nach Möglichkeit langfristig ersetzen.
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Geben Sie Ihre ITK-Infrastruktur in die Hände eines professionellen IT-Dienstleisters aus Ihrer Region und lassen Sie Ihre ISDN-Anlagen umrüsten oder, wenn nötig, neu ausstatten. Die Dienstleister des IT-SERVICE.NETWORK beraten Sie auch zur Frage, welche Geräte umgebaut oder ausgetauscht werden sollten. Benötigen Sie nach dem Wechsel von ISDN- zu einer IP-Anbindung eine permanente Stromversorgung, so richtet Ihr regionaler IT-Dienstleister Ihnen eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) ein. Auch wenn es um die Zukunft der Telekommunikation – die Cloud-Telefonie – sowie die Auskoppelung anderer Services in die Cloud geht, stehen Ihnen die Systemhauspartner des IT-SERVICE.NETWORK kompetent zur Seite.
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