Als Treiber für die Wirtschaft führt an der Digitalisierung kein Weg herum. Auf der anderen Seite ist sie aber auch ein Treiber für CO2-Emissionen. Genau deshalb gewinnt die Idee der Green IT immer mehr an Bedeutung. Die wichtigsten Ziele: mehr Umweltschutz und mehr Nachhaltigkeit.
Wir erklären, wie Unternehmen mit Grüner Technik die Umwelt schonen.
Dieser Beitrag im Überblick:
Die Digitalisierung als Klimakiller?
Ständig werden neue Endgeräte und dazugehörige Akkus produziert, was einerseits Energien und Ressourcen verbraucht und andererseits die Zahl an Altgeräten in die Höhe schießen lässt; durch zunehmend digitale Arbeitsweisen fließen die Datenströme immer stärker, was zu einem erhöhten Energieverbrauch in den weltweiten Rechenzentren sorgt. Es lässt sich nicht von der Hand weisen: Die Digitalisierung sorgt stellenweise für höhere CO2-Emissionen.
Ein Klimakiller ist die Digitalisierung trotzdem nicht. Sogar ganz im Gegenteil: Richtig eingesetzt, könnte sie laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom in den kommenden zehn Jahren die CO2-Emissionen in Deutschland sogar um bis zu 151 Megatonnen verringern – das entspricht etwa einem Fünftel der heutigen CO2-Emissionen und kann damit dazu beitragen, dass Deutschland die bis 2030 gesetzten Klimaziele erreicht.
Jedes einzelne Unternehmen kann dazu einen Beitrag leisten – und zwar durch den Einsatz von Green IT. Aber was ist Green IT nun wieder? Welche Vorteile und Chancen bringt die Grüne Technik? Und warum spielt sie in der Wirtschaft eine so entscheidende Rolle? Wir geben Antworten.
Was ist Green IT?
Hinter dem Begriff Green IT (Deutsch: Grüne IT) verbirgt sich die Bemühung, die Informationstechnologie so zu gestalten, dass sie zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit beiträgt. Einerseits fällt darunter die Entwicklung umweltverträglicher Produkte und Dienstleistungen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Andererseits fällt darunter, dass IKT explizit zur Umweltschonung genutzt werden. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Lebenszyklus von IKT-Produkten genauso wie ihr Einfluss auf das Klima und die Umwelt – zum Beispiel wenn zu ihrer Produktion Rohstoffe benötigt werden, die als kritisch eingestuft sind.
Fakt ist laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), dass der Ressourcenbedarf für den Bereich der gesamten ITK-Infrastruktur zu einem wichtigen ökologischen Faktor geworden ist. Aktuell liegt der jährliche Energieverbrauch der IKT in Deutschland bei etwa 58,4 Terawattstunden – das entspricht dem gesamten jährlichen Stromverbrauch der Schweiz.
Damit dieser Wert mit der zunehmenden Digitalisierung nicht weiter in die Höhe steigt, setzt sich die Green-IT-Initiative der Bundesregierung schon seit 2008 dafür ein, Energieverbrauch und CO2-Emissionen zu reduzieren – durch umweltfreundliche IKT in Kooperation mit Wirtschaft und Wissenschaft. Und es zeigt sich: Die Bundes-IT geht tatsächlich mit gutem Beispiel voran.
Bundes-IT – wichtige Meilensteine erreicht
Die Ergebnisse der Green-IT-Initiative des Bundes sind jedenfalls vielversprechend. Mit gezielten Maßnahmen lag der Gesamtenergieverbrauch der Bundes-IT im Jahr 2020 bei 327,82 Gigawattstunden. Das sind 50 Prozent weniger als im Basisjahr 2008 mit einem Gesamtenergieverbrauch in Höhe von 649,65 Gigawattstunden. Unter der Berücksichtigung dessen, dass der Leistungsbedarf im Zeitraum von 2008 bis 2020 gestiegen ist, liegt die Einsparung aber sogar noch höher – nämlich bei 61 Prozent.
Für die Jahre bis 2022 hat der IT-Rat für die Initiative noch weitere Ziele gesetzt. Einerseits soll der durch den IT-Betrieb verursachte Energieverbrauch trotz weiterer Leistungssteigerungen den Zielwert von 350 Gigawattstunden nicht überschreiten. Andererseits sollen eine nachhaltige IT-Beschaffung umgesetzt und die Energie- und Ressourceneffizienz in Rechenzentren anhand der Kriterien des „Blauen Engels“ bewertet werden. Rechenzentren haben bei alldem nämlich eine Schlüsselrolle.
Digitalisierung & Nachhaltigkeit – Rechenzentren haben Schlüsselrolle
Zu den größten Verbrauchern im ITK-Sektor gehören Rechenzentren. In Deutschland lag ihr Energiebedarf im Jahr 2020 bei 16 Terawattstunden. Ihre CO2-Bilanz ist damit genauso hoch wie die des Flugverkehrs in Deutschland. Und durch die beschleunigte Digitalisierung in der Pandemie ist die Tendenz weiter steigend. Das liegt vor allem daran, dass ein ausgeklügeltes System hinter dem Betrieb von Rechenzentren steckt und diese dadurch einen hohen Energiebedarf haben. Mehr dazu lesen Sie in unserem Blog-Beitrag „Was ist ein Rechenzentrum?“.
Das Forschungsprojekt „Nachhaltige Rechenzentren“ (EcoRZ) setzt genau hier an. Es geht zum Beispiel um die Frage, ob die in Rechenzentren entstehende Wärme, die bisher ungenutzt in die Umgebung abgegeben wird, in Fernwärmenetze eingespeist werden könnte, um durch die Nachnutzung die Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Ein weiterer Ansatz ist der, dass die benötigte Energie aus Wind-, Wasser- oder Sonnenkraft gezogen wird, wobei sich die Rechenlast agil an die Verfügbarkeit der Energiequellen anpassen soll.
Entstanden ist aus dem Projekt der Nachhaltige-Rechenzentren-Leitfaden mit konkreten Handlungsempfehlungen für IT-Verantwortliche, Infrastrukturbetreiber, Rechenzentrumsplaner und die Politik. Interessant sind darin auch die Best-Practices und Zukunftsvisionen.
Welchen Einfluss hat der Rebound-Effekt?
Die Digitalisierung könnte in Sachen Energieverbrauch und Klimaschutz also als Hoffnungsträger gelten. Es gibt allerdings auch Studien, die bislang keinen positiven Effekt feststellen. Der Grund: Die Reduktion des Energiebedarfs auf der einen Seite werde durch steigende Energieverbräuche im IKT-Sektor und ein durch gesteigerte Produktivität höheres Wirtschaftswachstum ausgehebelt.
Hier kommt der sogenannte Rebound-Effekt oder auch Bumerang-Effekt ins Spiel. IKT-Produkte werden zwar effizienter und benötigen weniger Energie; durch die verbesserte Effizienz werden sie aber auch mehr genutzt. Unterm Strich bleibt der Energieverbrauch damit auf demselben Niveau – oder erhöht sich sogar.
Wichtig ist daher, dass die Digitalisierung einerseits gezielt für Energieeffizienzsteigerungen eingesetzt wird und bestimmte Branchen energiesparend verändert, und dass sie andererseits ihren eigenen Energiebedarf eingrenzt. Auf diese Weise lässt sich dem Rebound-Effekt entgegensteuern.
European Green Deal: Was ist das Ziel?
Mit dem European Green Deal will die EU-Kommission Europa bis zum Jahr 2025 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt machen. Das Maßnahmenpaket zum Klimaschutz soll Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändern. Unter dem Titel „Fit for 55“ hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 14. Juli 2021 den umfangreichen Katalog vorgestellt. Das erste Etappenziel auf dem Weg zur vollständigen Klimaneutralität ist, den Treibhausgasausstoß der EU bis 2030 um 55 Prozent zu verringern.
Die EU richtet ihren Blick bei diesen Bestrebungen auch auf die IKT-Branche im Allgemeinen und Rechenzentren im Besonderen. Unter anderem soll die Ökodesign-Richtlinie für IKT weiterentwickelt, die Reparierbarkeit von IKT-Produkten gefördert und Transparenz bezüglich ihres ökologischen Fußabdrucks geschaffen werden. Ein weiteres Ziel es ist, bis 2030 klimaneutrale und hochgradig energieeffiziente Rechenzentren zu schaffen.
Damit sich das ehrgeizige Vorhaben erfüllt, müssen alle an einem Strang ziehen. Insbesondere der Wirtschaft – und damit jedes einzelne Unternehmen – kommt dabei eine entscheidende Verantwortung zu. Aber wie können sich Unternehmen der Green IT verschreiben und damit ihren Beitrag leisten?
Unsere Tipps für Grüne Technik im Unternehmen
Unternehmen bieten zahlreiche Möglichkeiten, den Green-IT-Ansatz anzugehen. Wir haben dazu einige Tipps für Sie gesammelt:
- Achten Sie bei der Hardware-Anschaffung auf Nachhaltigkeit!
Es gibt verschiedene Zertifizierungen, die energieeffiziente Hardware auszeichnen. Wichtig ist auch, dass Unternehmen langfristig einsetzbare Hardware anschaffen – und diese nach ihrer Ausmusterung einem Refurbishing-Kreislauf zuführen. - Setzen Sie die Virtualisierung um!
Virtuelle Server sorgen dafür, dass nicht jedes Unternehmen eigene Server oder Rechenzentren benötigt, sondern Server-Dienste über die Cloud nutzt. So kommt die ausgeklügelte Technik nur in wenigen großen Rechenzentren zum Einsatz und nicht verteilt an vielen Orten. Eine moderne, virtualisierte IT-Infrastruktur ist generell ein gutes Mittel zum Klimaschutz. - Entscheiden Sie sich für auf Nachhaltigkeit bedachte Rechenzentren!
Das Bundesministerium für Wirtschaft hat herausgefunden, dass sich Energie- und Ressourcenverbrauch im Cluster „Rechenzentren und Cloud“ um bis zu 40 Prozent reduzieren ließen. Wählen Sie ein Rechenzentrum aus, das auf den Green-IT-Ansatz bedacht ist. - Wählen Sie Software mit Blick auf Energieeinsparung aus!
Das Umweltbundesamt hat in einer Studie einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Software und dem Energieverbrauch sowie der Hardware-Inanspruchnahme hergestellt. Das bedeutet, dass Unternehmen mit einer nachhaltigen Software-Architektur weiteres Energiesparpotenzial haben. - Versetzen Sie ungenutzte Systeme in den Standby-Modus!
Energie lässt sich auch dadurch einsparen, dass beispielsweise zum Feierabend alle nicht genutzten Systeme ausgeschaltet oder in den Standby-Modus geschaltet werden. Ein kleiner Akt mit großer Wirkung! - Vermeiden Sie unnütze Datenberge!
Daten sind das Gold eines Unternehmen. Aber: Sie binden auch Unmengen an Ressourcen in Rechenzentren und mit jeder Datenabfrage wird Energie verbraucht. Eine Datenstrategie sorgt dafür, dass sich keine unnützen Daten ansammeln und sich Redundanzen durch Datendopplung vermeiden lassen.
Interessant: Verschiedene Maßnahmen zur Energieeinsparung werden durch bundesverbilligte KfW-Darlehen gefördert. Mögliche Maßnahmen sind der Bau eines Rechenzentrums als KfW-Effizienzhaus oder Sanierungsmaßnahmen zur Lüftung und Klimatisierung von Räumen (Stichwort: CO2-Gebäudesanierungsprogramm).
IT-Fachleute unterstützen bei Green IT
Die gute Nachricht lautet am Ende wieder einmal: Sie stehen mit dem Vorhaben, den Green-IT-Ansatz in Ihrem Unternehmen umzusetzen nicht alleine da. Bei vielen der genannten Aspekte können die IT-Fachleute aus dem IT-SERVICE.NETWORK nämlich unterstützen.
Das beginnt bei der Beschaffung von Hardware und Software, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind; das geht weiter mit der Virtualisierung von Servern oder auch anderen Komponenten der IT-Infrastruktur; bei der Wahl eines nachhaltigen Rechenzentrums für die Nutzung von Cloud-Services geben die IT-Fachleute aus unserem Netzwerk ebenso wertvolle Tipps; und auch bei der Umsetzung einer energieeffizienten Datenstrategie sind unsere angeschlossenen IT-Systemhäuser gern behilflich.
Begeben Sie sich frühzeitig auf den Weg hin zu einer grünen IT und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele der EU. Wir helfen Ihnen dabei!
Weiterführende Links:
BMU, BMU, Bundestag, BMU, Umweltbundesamt, Bitkom, die wirtschaft, Solarserver, Spektrum, EcoRZ, Datacenter Insider, Wirtschaftswoche
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