Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (beziehungsweise dessen Modernisierung) soll eines der größten Probleme für deutsche Unternehmen lösen und die Weichen für Deutschlands Zukunft stellen.
Wir erklären, welche Inhalte der neue Entwurf im Detail enthält, was Experten dazu sagen und mit welchen Mitteln Sie Ihr Personalmanagement optimieren können.
Neuerungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz geplant
Seit gut drei Jahren gibt es das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (kurz: FEG), das es Unternehmen deutlich leichter macht, neue Mitarbeiter aus dem Ausland einzustellen. Und das scheint auch bitter nötig, denn nahezu jede Branche klagt über den Mangel an Nachwuchs und unbesetzte Stellen, die das Wachstum hemmen und die Wirtschaftlichkeit beinträchtigen. Alleine in der IT-Branche sind laut dem Branchenverband Bitkom knapp 140.000 Stellen offen.
Arbeitsminister Hubertus Heil, der bereits 2019 mit seinem Vorschlag zum „Recht auf Home Office“ die Arbeitswelt revolutionieren wollte, sagt zur aktuellen Situation: „Wir müssen das Potenzial im Inland besser nutzen, etwa durch mehr Aus- und Weiterbildung und eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren. Zusätzlich werden wir aber auch Fachkräfte aus dem Ausland brauchen.“
Und genau Letzteres soll mit der Reform des bestehenden Fachkräfteeinwanderungsgesetzes künftig unbürokratischer und schneller erfolgen, als es bisher der Fall war.
Reform für ein modernes Einwanderungsrecht
Konkret geht es vor allem darum, die Weichen für die Einstellung von Nicht-EU-Bürgern zu stellen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser stellte dazu jüngst einen Drei-Säulen-Plan vor. Dieser sieht folgende Neuerungen im bestehenden Gesetz vor:
- Fachkräfte: Wer einen Abschluss in Deutschland erworben hat oder erfolgreich anerkennen lassen konnte, soll künftig über die nationale Aufenthaltserlaubnis oder die Blaue Karte der EU für Hochschulabsolventen als Fachkraft in der Bundesrepublik arbeiten dürfen. Die Blaue Karte der EU sollen darüber hinaus auch Fachkräfte erhalten, die ohne Studienabschluss entsprechende Qualifikationen mitbringen. Bürokratische Hürden seien zudem zeitnah abzuschaffen, heißt es.
- Erfahrung: Wer über mindestens zwei Jahre Berufserfahrung verfügt und in seinem Heimatland einen dort anerkannten Abschluss vorweisen kann, soll ebenfalls ohne große Hürden in Deutschland arbeiten dürfen. Dazu soll die Pflicht der Abschlussanerkennung in diesen Fällen gekippt werden. Details dazu, wie beispielsweise eine „Gehaltsschwelle“, sind derzeit noch in der Ausarbeitung. Zudem sollen auch Fachkräfte, die ihren ausländischen Abschluss anerkennen lassen möchten, schon während der entsprechenden Prüfungsphase über eine „Anerkennungspartnerschaft“ für deutsche Unternehmen arbeiten dürfen.
- Potenzial: Ein neu eingeführtes Punktesystem, das Faktoren wie Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Qualifikation, Alter und die Familiensituation berücksichtigt, soll die Grundlage einer „Chancenkarte zur Arbeitssuche“ bilden.
Viele Experten loben die Ansätze der Reform, üben gleichzeitig aber auch Kritik. Zum Beispiel daran, dass die Behörden noch extremen Nachholbedarf bezüglich der Digitalisierung haben und dadurch noch immer viel zu viel Zeit verloren geht.
Verschärfung des Personalmangels erwartet
Was Experten schon häufig prophezeit haben, bestätigt jetzt auch eine aktuelle Forsa-Umfrage: Der Personalmangel wird weiter zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt man nach der Befragung von 500 Personalverantwortlichen in deutschen Unternehmen ab einer Betriebsgröße von 50 Mitarbeitern. Dabei zeigte sich: Je größer das Unternehmen, desto größer auch die Probleme bei der Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräften.
Die Dramatik zeigte sich bereits im vergangenen Jahr deutlich: 90 Prozent der Befragten berichteten darüber, dass ihnen Bewerber nicht selten schon während des Auswahlprozesses absprangen. Die Gründe dafür – da sind sich Analysten und Experten einig – sind vielfältig. Dreh- und Angelpunkt scheint aber wohl die Tatsache, dass sich qualifizierte Kräfte heute ihre Jobs aussuchen können. Das Angebot wächst und Unternehmen, die vermeintlich schlechtere Arbeitsbedingungen oder Gehälter bieten, ziehen den Kürzeren.
Maßnahmen für Unternehmen zur Personalfindung
Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz kann die angespannte Situation entlasten, keine Frage. Unternehmen sollten aber nicht darauf vertrauen, dass die Reform ausreicht, um den hauseigenen Personalbedarf zu decken. Arbeitsmarktexperten empfehlen daher mindestens zwei weitere Maßnahmen:
- Optimierung des Bewerbungsprozesses: Mittels moderner Tools und spezieller Software lassen sich die Kommunikation und Organisation mit Bewerbern vereinfachen. Allein die Tatsache, dass Bewerber durch automatisierte Antworten direkt eine Reaktion erhalten und selbige nicht ausbleibt, weil Frau Müller aus der Personalabteilung gerade im dreiwöchigen Sommerurlaub weilt, hinterlässt einen besseren Eindruck. Darüber hinaus bietet moderne HR-Software zahlreiche weitere Vorteile – nicht nur für das Bewerber-, sondern auch für das Mitarbeiter-Management.
- Vorteile und Benefits: Unternehmen sollten sich die Frage stellen, ob ihre Arbeitsbedingungen noch zeitgemäß und konkurrenzfähig sind. Ein klassisches Büro, das beispielsweise auf einer grundsätzlichen Anwesenheitspflicht besteht und Home Office kategorisch ausschließt, darf sich nicht wundern, wenn sich Bewerber für andere Unternehmen entscheiden. Gleiches gilt, wenn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht gegeben ist.
Insgesamt ist es ratsam, sich der Tatsache bewusst zu werden, dass aktuell ein Bewerbermarkt vorherrscht und sich das Blatt somit gewendet hat. Heutzutage müssen nicht vornehmlich die Bewerber überzeugen, sondern die potenziellen Arbeitgeber selbst.
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Weiterführende Links:
IT-Business, t3n
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