IT-Infrastruktur

Cryptomining

Antworten auf die wichtigsten Fragen

von 28.05.2019
Beim Cryptomining wird nach einer Kryptowährung wie Bitcoin geschürft. (Bild: pixabay.com/3dman_eu)
Beim Cryptomining wird nach einer Kryptowährung wie Bitcoin geschürft. (Bild: pixabay.com/3dman_eu)

Von Cryptomining dürfte so ziemlich jeder schon einmal gehört haben. Trotzdem ist den meisten unklar, was das genau ist und wie es funktioniert. Viele Fragen kommen auf. Ist Cryptomining legal? Wie kann man es sinnvoll nutzen? Oder gehen Gefahren davon aus?
Wir geben Ihnen Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Cryptomining.

Beim Cryptomining wird nach einer Kryptowährung wie Bitcoin geschürft. (Bild: pixabay.com/3dman_eu)

Beim Cryptomining wird nach einer Kryptowährung wie Bitcoin geschürft. (Bild: pixabay.com/3dman_eu)

Ohne Kryptowährung kein Cryptomining

Fangen wir vorne an: Cryptomining würde es ohne Kryptowährungen nicht geben. Diese digitalen Geldformen gehören momentan zu den wirtschaftlichen Megatrends. Die älteste und bekannteste ist Bitcoin. Als internationale und überstaatliche Währung ist sie seit 2008 im Einsatz. Mittlerweile wird der komplett dezentral verwaltete Bitcoin im Internethandel großflächig eingesetzt und hat viele Millionen Anhänger.
Aber auch andere Kryptowährungen, sogenannte Bitcoin-Alternativen („Altcoins“), erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Die digitalen Geldeinheiten werden nicht von Staaten und Banken verwaltet und ausgegeben, sondern von privaten Personen und Institutionen, sogenannten „Minern“. Durch die zunehmende Wertigkeit und den großflächigen Einsatz von Kryptowährungen scheint es erst einmal sehr lukrativ zu sein, sich als Miner, also als Schürfer, zu betätigen.
Weder Sender noch Empfänger können bei Geldgeschäften mit Kryptowährungen sehen, wer was bezahlt hat. Die Entstehung von Geldeinheiten und sämtliche Transaktionen laufen dezentral und anonym über ein Währungsnetzwerk ab. Alle Transaktionen eines Netzwerks, die in einem bestimmten Zeitraum stattgefunden haben, werden aufgezeichnet und vom Miner in einer entsprechenden Liste aufgeführt. Diese Liste nennt man Block.

Unsere Reihe „Cryptomining und Cryptojacking“ im Überblick
Teil 1: Cryptomining – Antworten auf die wichtigsten Fragen
Teil 2: Cryptojacking – Wie mit Malware Cryptomining betrieben wird

Was ist Cryptomining?

Miner stellen sicher, dass eine Einheit der digitalen Währung nicht zeitgleich benutzt wird. Als Cryptomining sind die virtuelle Aufzeichnung und verifizierte Verbuchung aller Transaktionen innerhalb eines Blocks zu verstehen, mit denen ein gleichzeitiger „Schürfprozess“ nach neuen Einheiten einer Währung verbunden ist. Hierbei muss der Computer eines Miners komplexe Daten verarbeiten und Rechenaufgaben lösen.
Hat ein Computer einen Block abgeschürft, wird sein Besitzer dafür in den Einheiten der entsprechenden Kryptowährung entlohnt. Diese entstehen einerseits im Schürfprozess und entstammen andererseits den Transaktionsgebühren. Das Mining ist damit die einzige Möglichkeit, neue Coins zu generieren.
Ein abgeschürfter, also bestätigter Block, wird in eine Art sich stetig erweiterndes „Kontenbuch“ eingetragen, das Blockchain genannt wird. Die Blockchain ist somit eine Liste mit allen bisher verifizierten Blocks. Mit ihr können sämtliche stattgefundenen Transaktionen jederzeit nachvollzogen werden.
Für die Berechnung von Coins ist keine spezielle Hardware notwendig, sondern es genügen aufgrund der hierin verarbeiteten Prozessoren OpenCL-fähige Grafikkarten. Jeder modern ausgestattete Desktop-PC lässt sich somit verhältnismäßig gut als „Schürfmaschine“ benutzen. An Software braucht es lediglich ein Miningprogramm.

Begriffsklärung „Hash“

Um einen Block abzuschürfen wird mit einer speziellen Software nach einem passenden Hash gesucht, der von einem Algorithmus akzeptiert wird. Ein Hash ist eine vom Computer geschaffene Zufallszahl. Nur mit dem passenden Hash kann ein Miner einen Block komplett abschürfen. Sie wird in den Block geschrieben, dann wird mit ihr eine neue Prüfsumme gebildet. Stimmt die Prüfsumme nicht, wird eine neue Zufallszahl genommen und abermals eine entsprechende Prüfsumme generiert. Je nach System entstehen so innerhalb einer Sekunde unterschiedlich viele Prüfsummen. Und je mehr Summen gebildet werden können, desto höher ist die Chance, einen Hash zu finden.
Um einen Hash zu erzeugen, nutzen Miner aber nicht nur sämtliche Daten der Transaktionen im Block. Jeder Hash ist einzigartig und basiert auf dem Hash des bis dahin letzten Blocks der Blockchain. So entsteht eine Art Siegel. Ein solches bestätigt, dass nicht nur der aktuelle, sondern auch der vorausgehende Block gültig ist. Bei der Veränderung eines einzigen Zeichens in einem Block verändert sich der komplette Hash. Einen Block zu manipulieren, der sich bereits in der Blockchain befindet, ist aufgrund dessen kaum möglich.

Begriffsklärung „Difficulty“

Da es tendenziell recht einfach ist, aus einer Datensammlung einen passenden Hash zu erzeugen, könnten hochleistungsfähige Computer theoretisch hunderte Blocks in der Sekunde abarbeiten. Um das zu verhindern, wird vom Netzwerk entsprechender Kryptowährungen eine Schwierigkeit für die Generierung der Prüfsumme eingebaut: die sogenannte „Difficulty“. Je größer die Difficulty, desto kleiner wird der Schwellenwert. Sie ist davon abhängig, wie lange Miner gebraucht haben, die letzten Blöcke zu berechnen. Die hohe Rechenleistung hat zur Folge, dass es meistens sehr lange dauert, bis ein Block abgeschürft ist. Hieraus resultiert ein auffallend hoher Stromverbrauch.

Was sind Solo-, Pool- und Cloud-Mining?

Traditionell schürft jeder Computer für sich. Das klassische Cryptomining wird daher auch als Solo-Mining bezeichnet. Aufgrund der im Regelfall steigenden Difficulty nimmt jedoch die benötigte Rechenleistung stetig zu. Während es vor einigen Jahren noch sehr gut möglich war, alleine zu schürfen, ist das Verhältnis von Gewinnen und  Kosten, die durch den hohen Stromaufwand entstehen, mittlerweile deutlich weniger rentabel.
Deshalb organisieren sich Cryptominer heute über sogenannte Miningpools. Pools und Rechenverbände funktionieren so, dass alle registrierten Nutzer ihre Rechenleistung für das kollektive Netzwerk freigeben und dafür ihren entsprechenden Anteil vom Gewinn erhalten. Durch die gebündelte Arbeitsleistung schürfen Sie Blöcke deutlich schneller ab als alleine.
Die größten Pools für Cryptomining sind SlushPool, BTC.com, AntPool, F2Pool und der deutsche Anbieter BitMinter. Als Alternative zum Solo- oder Pool-Mining etabliert sich immer mehr das Cloud-Mining. Hierbei nutzen Miner das Cloud-Computing, um von einem externen Server aus tätig zu werden. Cloud-Mining ist vor allem dann für Miner rentabel, wenn deren externe Server in Drittweltländern mit geringen Strompreisen liegen.

Wer sich am Cryptomining beteiligt, wird dafür der geleisteten Arbeit entsprechend bezahlt. (Bild: pixabay.com/QuinceMedia)

Wer sich am Cryptomining beteiligt, wird dafür der geleisteten Arbeit entsprechend bezahlt. (Bild: pixabay.com/QuinceMedia)

Cryptomining ist nicht immer legal

Man könnte jetzt denken: Das klingt doch alles ganz gut. Doch leider ist das Cryptomining nicht ganz ohne. Obgleich das Mining per se legal ist, wird es doch von Cyberkriminellen vielfach für illegale Zwecke missbraucht. Einer der Gründe hierfür ist die steigende Schwierigkeit, Blöcke bei möglichst geringen Kosten abzuschürfen. Der überwiegend fragwürdige Einsatz von Cryptomining hat sogar bereits dafür gesorgt, dass sämtliche Apps mit Mining-Funktionen aus den gängigen App-Stores verbannt wurden.

Legales Cryptomining

Cryptomining bietet erst einmal eine legale und effiziente Möglichkeit, selbsterzeugten Strom produktiv einzusetzen oder IT-Infrastrukturen in Leerlaufsituationen effektiv zu nutzen. Der Haken an der Sache ist jedoch der hierbei entstehende Kostenfaktor.
Deshalb hat sich die Tendenz entwickelt, Cryptomining nicht selbst zu betreiben, sondern betreiben zu lassen. Es etabliert sich zum Beispiel das Mining durch die Besucher der eigenen Website als Alternative bzw. Ergänzung zu Werbeanzeigen und Paywalls. Das bedeutet konkret, dass die Besucher einer Website mit ihren Ressourcen Cryptomining betreiben, solange sie sich auf dieser befinden. Das Cryptomining könnte sich also als legales und gängiges Geschäftsmodell zur Finanzierung von Onlinediensten etablieren.

Grauzone

Die Seitenbetreiber bzw. Dienstleister, die den Cryptomining-Script zur Verfügung stellen, sollten jedoch einige klar formulierte „Spielregeln“ beachten. Informieren Sie Ihre Besucher oder sorgen Sie mit einem Opt-In sogar für eine explizite Zustimmung zum Cryptomining. Während das Malvertising und andere fragwürdige Werbemethoden wie Clicker nur ein Bruchteil der digitalen Werbung darstellen, haben Cyberkriminelle das Cryptomining für sich geradezu vereinnahmt. Auch die Dienstleister, die das Mining als Service für Websites anbieten, sind häufig fragwürdiger Natur.
Einer der großen Dienstleister in dem Bereich ist beispielsweise CryptoLoo. Er wirbt damit, dass Antivirensoftware den Quellcode nicht erkennt und filtert. Der Marktführer, CoinHive, wird von der meisten Sicherheitssoftware sogar ganz klar als Malware gelistet. Lediglich JSE-Coin hat bereits angekündigt, Cryptomining nur noch per Opt-In-Verfahren zuzulassen.

Illegales Cryptomining: Gefahren für Unternehmen

Im Bereich des Cryptomining gibt es mittlerweile neben Quellcodes für Websites, mit denen die Besucher unwissentlich Geld schürfen, eine ganze Reihe weiterer illegaler Geschäftsmodelle. Besonders lukrativ ist für Cyberkriminelle das Cryptojacking.
Der Begriff Cryptojacking bezeichnet das Eindringen von Malware in fremde Systeme, von denen aus sie minen. Cryptojacking geht also von den Rechnern und Smartphones der Opfer aus; die Rechenleistung der betroffenen Geräte nutzen die Angreifer, um einfach Geld zu machen. Mittlerweile haben sich schon größere Botnetze wie Adylkuzz oder Smominru gebildet. Vor allem durch Social-Engineering-Methoden wird Schadsoftware schnell und effektiv verbreitet und sogar große Unternehmensnetzwerke und Serverfarmen werden komplett infiziert. Auch IoT-Geräte sind beliebte Ziele für Angriffe.

Ist Cryptoming denn noch profitabel?

Die Frage, ob Cryptomining noch profitabel ist, kann man nicht allgemeingültig beantworten. Entscheidend sind vor allem zwei Faktoren: Die Entwicklung des Kurses der Kryptowährung und die momentane Difficulty. Durch abrupte Anstiege des Bitcoin-Kurses ist zum Beispiel das Bitcoin-Mining, das zuvor als nicht mehr rentabel galt, auch in Deutschland wieder interessant geworden. Dass sich Cryptomining mit eigenen Geräten in Deutschland langfristig bezahlt macht, ist aber eher unwahrscheinlich.
Es steht außer Frage, dass das Cryptomining – beinahe wie das echte Goldschürfen – extrem riskant ist und keinesfalls eine sichere Einnahmequelle darstellt. Zudem sind die Anschaffungskosten für die entsprechende Hardware und die Stromkosten in Deutschland nicht mit den Kosten in Niedriglohnländern zu vergleichen. Jedoch kann es passieren, dass sich das Einbinden von Cryptomining-Codes auf der eigenen Website als legitimer Ersatz oder als Ergänzung zu Werbung durchsetzt; selbstverständlich aber nur in Kombination mit einem Opt-In-Verfahren.

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Geschrieben von

Robin Laufenburg unterstützt bereits seit 2018 den Blog des IT-SERVICE.NETWORK. Während er anfangs noch als Werkstudent Artikel schrieb, blieb er dem Blog auch nach seinem Masterabschluss in Germanistik erhalten. Mit privatem Interesse an der IT versteht er es, sich in komplexe Themen einzuarbeiten und sie in verständlicher Sprache darzustellen. Weiterlesen

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