Arbeitswelt & Trends

Mobbing am Arbeitsplatz

So schützen Unternehmen ihre Mitarbeiter

von 11.09.2023
Zu sehen ist ein deprimierter Mann, in seinem Rücken lästern zwei Kollegen über ihn. Ein Beispiel für Mobbing am Arbeitsplatz. Bild: Pexels/Yan Krukau
Mobbing am Arbeitsplatz sorgt für Spannung im Team. Bild: Pexels/Yan Krukau

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein Problem, das oft unterschätzt wird. Es kann die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern beeinträchtigen und die Leistung ganzer Unternehmen negativ beeinflussen. 

Wir erklären, wie Unternehmen ihren Mitarbeitern helfen können, Mobbing am Arbeitsplatz zu vermeiden oder zu stoppen.

Wenn Mitarbeiter gemobbt werden

Die Zahlen sind erschreckend: 29 Prozent der Deutschen haben schon einmal Mobbing am Arbeitsplatz erlebt. Das zumindest geht aus einer Umfrage von Statista und YouGov aus dem Jahr 2021 hervor, bei der 1.000 Personen stichprobenartig befragt worden sind. Auch das Statistische Bundesamt hat 2021 eine Befragung zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz durchgeführt und kam zu dem Ergebnis, dass 7 Prozent der Beschäftigten in den vergangenen 12 Monaten Mobbing, Schikane oder Gewalt ausgesetzt waren.

Das zeigt: Mobbing bei der Arbeit ist ein ernst zu nehmendes Problem, das leider viel zu häufig vorkommt – und dabei oft im Verborgenen geschieht. Die Folgen sind nicht nur für die betroffenen Mitarbeiter gravierend; auch dem Unternehmen selbst entstehen durch Mobbing große Nachteile. Aber was ist Mobbing genau? Wie sieht Mobbing am Arbeitsplatz aus? Was sind die Folgen? Und was können Unternehmen tun, um Mobbing proaktiv zu verhindern oder – wenn bereits präsent – zu unterbinden? Wir geben Antworten!

Zu sehen sind drei Frauen; zwei von ihnen schließen die dritte aus dem Gespräch aus. Ein Fall von Mobbing am Arbeitsplatz. Bild: Pexels/Alexander Suhorucov

Ausgeschlossen werden – auch das ist eine Art von Mobbing am Arbeitsplatz. Bild: Pexels/Alexander Suhorucov

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing gilt als eine Form der Gewalt, bei der einzelne Personen oder ganze Gruppen über einen längeren Zeitraum gezielte Angriffe auf eine andere Person ausüben. Von Mobbing ist häufig in einem schulischen Rahmen die Rede, genauso findet es aber auch in anderen sozialen Kontexten statt – zum Beispiel am Arbeitsplatz. Es geht dabei um mehr als nur gelegentliche Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten, sondern um eine gezielte Attacke auf die Persönlichkeit und das Selbstwertgefühl des Opfers und somit um eine systematische Schikane und Schädigung dieser Person. Es wird dabei in drei verschiedene Arten unterschieden:

  • Psychisches Mobbing: 
    Hierzu zählen Beleidigungen, Verleumdungen, Drohungen, Ausgrenzung und Bloßstellung.
  • Physisches Mobbing:
    Dazu gehören körperliche Angriffe, wie zum Beispiel Schlagen, Treten oder Schubsen.
  • Sexuelles Mobbing:
    Hierunter fallen sexuelle Belästigung und sexuelle Übergriffe.

Beim Mobbing am Arbeitsplatz ist das physische Mobbing eher selten. Wesentlich häufiger kommt es zu psychischen und sexuellen Formen des Mobbings. Diese Form der Gewalt kann sowohl von Kollegen als auch von Vorgesetzten ausgehen und hat oft schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffene Person. Unternehmen sollten sich deshalb aktiv gegen Mobbing engagieren und ihren Mitarbeitern helfen, damit sie sich am Arbeitsplatz sicher und geschützt fühlen können.

Mobbing bei der Arbeit: Beispiele

Aber wie kann Mobbing am Arbeitsplatz konkret aussehen? Das Mobbing bei der Arbeit kann viele Formen annehmen. Es findet auf der Arbeitsebene, auf der sozialen Ebene oder auf beiden Ebenen statt. Hier einige Beispiele für Mobbing auf der Arbeitsebene:

  • Kollegen oder Vorgesetzte machen ständig abfällige Bemerkungen über die Arbeitsergebnisse eines Mitarbeiter – entweder hinter dessen Rücken oder auch direkt ihm gegenüber.
  • Möglich ist, dass Vorgesetzte einen Mitarbeiter ständig kritisieren, ihn konsequent ignorieren oder ihm bewusst Aufgaben übergeben, die gar nicht zu seinem Aufgabengebiet gehören oder die er nicht bewältigen kann – mit dem Ziel, ihn auszunutzen oder zu demütigen.
  • Manchmal sabotieren Kollegen die Arbeit eines Mitarbeiters sogar absichtlich, beispielsweise indem sie Dokumente löschen, Arbeitsergebnisse manipulieren oder kurz vor einem Meeting eine von ihm vorbereitete Präsentation verfälschen.
  • Es können auch wichtige Informationen vorenthalten werden, um den Mitarbeiter absichtlich in ein schlechtes Licht zu rücken.

Nun folgen einige Beispiele dafür, wie Mobbing auf der sozialen Ebene aussehen kann:

  • Ein typisches Beispiel ist, dass Mitarbeiter wegen ihrer Kleidung, ihres Aussehens oder spezifischer Merkmale gehänselt werden. Der Arbeitskontext ist dabei außen vor, vielmehr geht es um eine rein persönliche Ebene.
  • Die Kollegen gehen in einer geschlossenen Gruppe zur Mittagspause, lassen aber einen Mitarbeiter bewusst außen vor. Dieser Kollege wird demnach absichtlich ausgeschlossen und ignoriert.
  • Die Gerüchteküche brodelt immer mal wieder. Es ist aber etwas anders, wenn bewusst Gerüchte oder Lügen über einen Mitarbeiter verbreitet werden, um ihm zu schaden.
  • Ein Mitarbeiter wird von Kollegen oder Vorgesetzten sexuell belästigt. Möglich sind hier anzügliche Bemerkungen oder Witze oder auch sexuelle Anspielungen. In jedem Fall rufen sie ein unbehagliches Gefühl beim Opfer hervor.

Es gibt noch viele weitere Beispiele für Mobbing in der Arbeitswelt. Auf eine spezielle Form gehen wir nachfolgend etwas genauer ein.

Zu sehen sind Hände, die an einem Laptop arbeiten. Es geht um Mobbing am Arbeitsplatz. Bild: Pexels/cottonbro studio

Auch Cybermobbing ist im Berufsalltag zu finden. Bild: Pexels/cottonbro studio

Cybermobbing ist im Beruf angekommen

Früher war Cybermobbing vor allem an Schulen und unter Jugendlichen verbreitet. Das hat sich geändert: Cybermobbing ist auch am Arbeitsplatz angekommen. Grundsätzlich ist die Dynamik ähnlich wie beim klassischen Mobbing – es verlagert sich nur in den digitalen Raum. Dabei wird jemand beispielsweise in den sozialen Netzwerken bedroht, bloßgestellt oder sexuell belästigt. Auch Gerüchte und Lügen lassen sich über sozialen Medien schnell und einfach verbreiten. Möglich ist auch, dass jemand durch E-Mails beleidigt oder unter Druck gesetzt wird. Denkbar wäre sogar ein Hackerangriff auf das Opfer.

Die besondere Problematik von Cybermobbing liegt vor allem darin, dass das Mobbing dabei ganz neue Dimensionen annimmt. Denn: Hier können sich die Täter hinter der Anonymität von Pseudonymen verstecken und eine viel größere Reichweite erzielen. Zudem kann Cybermobbing zeit- und ortsunabhängig erfolgen – also jenseits von Arbeitszeit und -ort stattfinden.

Wichtig ist, dass Unternehmen auch das Thema Cybermobbing auf dem Schirm haben. Denn nicht nicht nur für die Betroffenen hat Mobbing massive Folgen: Auch ganze Unternehmen haben darunter zu leiden.

Mobbing von Mitarbeitern: Was sind die Folgen?

Mobbing kann die psychische als auch physische Gesundheit von Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Mögliche psychische Folgen sind Angst, Depression, Stress, Schlaflosigkeit, Konzentrationsprobleme und sogar Selbstmordgedanken. Häufig machen sich psychische Probleme auch physisch bemerkbar: Sie können sich in Magen-Darm-Problemen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen. Weiterhin gibt es soziale Folgen, darunter der soziale Rückzug, Isolation, Einsamkeit und Berufsunfähigkeit.

All das hat auch für  Unternehmen direkte (finanzielle) Konsequenzen. Die Gewerkschaft ver.di beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden durch Mobbing auf 15 bis 25 Mil­li­arden Euro. Verursacht wird der finanzielle Verlust für Unternehmen durch die verringerte Leistungsfähigkeit und Motivation der Betroffenen, durch einen höheren Krankenstand und letztlich auch durch Kündigungen und der daraus resultierenden Personalsuche für eine Neubesetzung. Der Gesellschaft wiederum entstehen Kosten durch mögliche Folgeerkrankungen oder eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.

Nicht zu vergessen sind rechtliche Konsequenzen: Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht(§ 241 BGB) – wird diese verletzt, indem nicht gegen Mobbing vorgegangen wird, sind sie dafür haftbar.

Eine Frau geht von der Arbeit zurück nach Hause. Sie ist traurig aufgrund von Mobbing am Arbeitsplatz. Bild: Pexels/Mikhail Nilov

Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz nehmen ihre Probleme oft mit nach Hause. Bild: Pexels/Mikhail Nilov

Tipps für Unternehmen: So helfen Sie Mitarbeitern

Aber was können Unternehmen tun, wenn ein Fall von Mobbing am Arbeitsplatz auftaucht? Wie gilt es, zu reagieren? Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um das Mobbing zu stoppen? Pauschal lässt sich darauf nur schwer eine Antwort finden. Die folgenden Tipps können aber vielleicht eine Hilfestellung bieten:

  • Tritt ein Fall von Mobbing auf, müssen Unternehmen schnell handeln. Ein erster Schritt besteht darin, den betroffenen Mitarbeitern eine offene Tür zu bieten und ihnen Möglichkeiten zur Unterstützung anzubieten. Ein Wegsehen ist immer die falsche Entscheidung, da sich Opfer ansonsten allein gelassen fühlen.
  • Es kann auch sinnvoll sein, eine externe Konfliktberatung hinzuzuziehen, um eine unabhängige Einschätzung der Situation zu erhalten und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Berater auf den Umgang mit Mobbing spezialisiert sein sollten.
  • Unternehmen können ihren Mitarbeitern im Fall von Mobbing psychologische Unterstützung anbieten, beispielsweise in Form von Coachings oder Beratungsgesprächen. Diese sollten unbedingt von qualifizierten Experten durchgeführt werden, die sich mit der Bewältigung und Aufarbeitung von Mobbing-Situationen auskennen.

Insgesamt sollten sich Unternehmen ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern bewusst sind. Denn: Nur so kann eine positive Arbeitsumgebung geschaffen werden, in der Mitarbeiter sich wohlfühlen und produktiv arbeiten können.

So vermeiden Sie Mobbing am Arbeitsplatz

Es gibt auch einige Möglichkeiten, wie Unternehmen proaktiv (Cyber-)Mobbing am Arbeitsplatz verhindern können. Wie? Nachfolgend haben wir einige Tipps für präventive Maßnahmen zusammengestellt:

  • In den Unternehmensrichtlinien sollte eine klare Anti-Mobbing-Politik festgehalten sein. Betont werden sollte darin, dass Mobbing im Unternehmen nicht geduldet ist. Auch Konsequenzen für Verstöße gegen diese Regeln sollten genannt sein.
  • Eine wichtige Strategie ist die Förderung einer positiven Arbeitsumgebung, in der Respekt und Fairness im Vordergrund stehen. Ein gutes Betriebsklima lässt sich beispielsweise durch Teamaktivitäten fördern, bei denen sich Mitarbeiter fern des Büros begegnen und sich auf eine andere Weise kennenlernen können.
  • Die Förderung einer offenen Kommunikationskultur im Unternehmen ist sinnvoll, damit sich Mobbing frühzeitig erkennen und verhindern lässt. Mitarbeiter sollten dazu ermutigt werden, Bedenken oder Beschwerden bezüglich Mobbing oder unangemessenem Verhalten offen anzusprechen. Und: Sie sollten die Möglichkeit haben, sich direkt an Vorgesetzte oder HR-Abteilungen zu wenden, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen.
  • Nützlich sind Schulungen für Führungskräfte zum Umgang mit Konflikten und Mobbing. Denn: Viele wissen nicht, wie sie das Problem in den Begriff bekommen. Mögliche Themen sind die Sensibilisierung für die Auswirkungen von Mobbing, die Prävention und Intervention. Workshops für Mitarbeiter helfen dabei, das Bewusstsein für Mobbing zu fördern und aufzuzeigen, wie es sich respektvoll miteinander umgehen lässt.

Um Mobbing am Arbeitsplatz zu vermeiden und ihre Mitarbeiter zu schützen, sollten Unternehmen unbedingt präventive  Maßnahmen ergreifen. Durch eine proaktive Haltung gegenüber Mobbing zeigen Arbeitgeber, dass sie sich um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter kümmern, und tragen so auch zum Erfolg des Unternehmens bei.

Wie können IT-Dienstleister bei Mobbing am Arbeitsplatz helfen?

Vor allem in Verdachtsfällen können unter Umständen auch IT-Dienstleister dabei helfen, Mobbing am Arbeitsplatz frühzeitig zu stoppen – beispielsweise dann, wenn Mitarbeiter selbst nicht den Mut dazu haben, das Mobbing zu melden. Eine Möglichkeit besteht darin, Tools zur Verfügung zu stellen, über die sich Mobbing-Fälle anonym melden lassen. Zudem gibt es Technologien, mit denen sich die Kommunikation zwischen Mitarbeitern überwachen und auswerten lässt – allerdings hat hier der Datenschutz ein Wörtchen mitzureden!

Weniger drastisch ist es, klare Regeln und Richtlinien für den Umgang mit digitalen Medien am Arbeitsplatz aufzustellen und diese konsequent durchzusetzen – auch hierbei können IT-Dienstleister Unterstützung bieten. Eine weitere Maßnahme ist die Einführung eines Rechtemanagements: Durch das Einschränken von Zugriffsrechten lässt sich nämlich verhindern, dass Mitarbeiter im Zuge von Mobbing Dokumente löschen oder manipulieren.

Sie möchten mehr dazu erfahren, wie IT-Dienstleister dabei helfen können, Mobbing präventiv zu verhindern oder zu stoppen? Dann nehmen Sie Kontakt zu einem unserer Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK – er hilft Ihnen gern weiter!


Weiterführende Informationen:
DESTATIS, STATISTA, ver.di
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

Geschrieben von

Seit Anfang 2019 ist Janina Kröger für den Blog des IT-SERVICE.NETWORK verantwortlich – anfangs in der Position der Online-Redakteurin und inzwischen als Content Marketing Managerin. Die studierte Germanistin/Anglistin und ausgebildete Redakteurin behält das Geschehen auf dem IT-Markt im Blick, verfolgt gespannt neue Trends und Technologien und beobachtet aktuelle Bedrohungen im Bereich des Cybercrime. Die relevantesten… Weiterlesen

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