IT-Sicherheit

Ransomware erkennen

Erste Anzeichen für einen Angriff mit einem Erpressertrojaner

von 14.08.2024
Zu sehen ist eine wartende Frau im Büro vor ihrem Laptop. Vielleicht gibt es Ransomware im System und sie weiß, wie sich Ransomware erkennen lässt. Bild: Pexels/Vitaly Gariev
Es dauert neuerdings richtig lange, ein Programm zu starten. Das könnte ein Indiz für Ransomware sein. Bild: Pexels/Vitaly Gariev

In zahlreichen Berichten heißt es, dass die Zahl und damit auch das Risiko von Ransomware-Angriffen steigt. Im Ernstfall ist schnelles Handeln gefragt. Aber wie lässt sich Ransomware erkennen?

Wir erklären, welche Anzeichen für eine Ransomware-Infektion sogar Laien bemerken.

Gefahr durch Ransomware ist allgegenwärtig

Aus Sicht der Cyberkriminellen sind Ransomware-Angriffe ein sehr lukratives Geschäft. Schätzungen gehen davon aus, dass die weltweiten kriminellen Einnahmen durch Ransomware im Jahr 2023 bei 1,1 Milliarden US-Dollar lagen – jedenfalls wurde diese Summe auf den Kryptowallets von Ransomware-Akteuren festgestellt.

Für das Bundeskriminalamt war diese Entwicklung Grund genug, für das Jahr 2023 gemeinsam mit den Landeskriminalämtern erstmals eine Fallerhebung zum Thema Ransomware durchzuführen, zu finden im „Bundeslagebild Cybercrime 2023“. Daraus geht unter anderem hervor, dass mehr als 800 Unternehmen und Institutionen im Jahr 2023 Ransomware-Fälle bei der Polizei zur Anzeige gebracht haben. Die Dunkelziffer ist dabei allerdings sehr viel höher.

Fakt ist: Ransomware ist in den vergangenen Jahren zu einer Bedrohung geworden, der Unternehmen zu jeder Zeit ausgesetzt sind. Jeden Tag kann es passieren, dass sie zum Ziel einer (erfolgreichen) Attacke werden. Ist dies der Fall, ist vor allem eines wichtig: die Früherkennung. Stellt sich die Frage: Wie genau lässt sich Ransomware erkennen?

Ein Mann sieht konzentriert auf einen Monitor – vielleicht kann er Ransomware erkennen. Bild: Pexels/Jonathan Borba

Der Computer verhält sich irgendwie komisch? Möglicherweise steckt Ransomware dahinter. Bild: Pexels/Jonathan Borba

Was ist Ransomware?

Bei Ransomware (auch: Erpressungstrojaner) handelt es sich um eine Art von Malware, die auf die Verschlüsselung von Daten auf betroffenen Systemen abzielt. Das Ziel der Cyberkriminellen dabei ist es, Lösegeld für die Entschlüsselung der Daten zu fordern. Die Lösegeldforderung erscheint dabei oft in Form einer Nachricht auf einem Computer-Bildschirm. Dadurch, dass Ransomware typischerweise den Zugriff auf wichtige Dateien oder das gesamte System verhindert, ist der Druck auf das Opfer hoch – vor allem dann, wenn es sich um ein Unternehmen handelt, das durch die Verschlüsselung in seiner Geschäftstätigkeit eingeschränkt wird.

Das Problem dabei: Wenn die Lösegeldforderung eingeht, ist die Cyberattacke schon längst in vollem Gange. Häufig beginnt ein Angriff mit einer scheinbar harmlosen E-Mail oder einem Download, über die sich Opfer oft unbemerkt eine schädliche Software einhandeln – beispielsweise Ransomware. Ist diese Ransomware einmal aktiviert, kann sie sich unter Umständen schnell im Netzwerk ausbreiten und kritische Geschäftsprozesse lahmlegen. Häufig geschieht all dies im Verborgenen und das Opfer bekommt davon nichts mit.

Es gibt allerdings Anzeichen, die aufmerksamen Beobachtern durchaus verraten, dass gerade ein Ransomware-Angriff läuft. Um finanzielle und operationale Schäden zu vermeiden, ist es elementar, dass Mitarbeiter solche Anzeichen kennen!

Ransomware erkennen: erste Anzeichen

Was sind also Indizien für Ransomware? Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von frühzeitigen Anzeichen und Symptomen für Ransomware, die auch von Laien erkannt werden können. Hier sind einige Indikatoren, die darauf hinweisen können, dass Ihr System möglicherweise kompromittiert ist:

  • Verzögertes Arbeiten:
    Ein Rechner reagiert plötzlich langsamer als üblich oder das Starten von Programmen dauert länger als gewohnt – dies kann ein Hinweis darauf sein, dass Ransomware im Hintergrund Ressourcen verbraucht.
  • Unzugängliche Dateien:
    Dateien lassen sich ohne ersichtlichen Grund nicht öffnen oder erscheinen plötzlich als verschlüsselt – auch das könnten Anzeichen für eine mögliche Infektion durch Ransomware sein.
  • Unerklärliche Dateien und Erweiterungen:
    Das Auftauchen von unbekannten Dateien oder Dateierweiterungen auf einem Computer kann darauf hindeuten, dass Angreifer im Hintergrund schädliche Aktivitäten durchführen,.
  • Seltsames Systemverhalten:
    Unerwartete Neustarts oder das Hochfahren im abgesicherten Modus können darauf hinweisen, dass etwas im System nicht stimmt.
  • Deaktivierte Sicherheitssoftware:
    Wenn die Antivirus-Software plötzlich deaktiviert ist oder Fehler anzeigt, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass Malware versucht, Schutzmaßnahmen zu umgehen.
  • Verdächtige Aufforderungen:
    Eine Aufforderung verlangt, dass unbekannte Programm installiert oder Administrator-Passwörter eingegeben werden müssen? Sofern keine bekannte oder legitime Anforderung dahintersteckt, ist Vorsicht geboten!
  • Veränderte Desktop-Hintergründe:
    Der Desktop zeigt einen anderen Hintergrund an als sonst? Auch das könnte eine Indiz für ein kompromittiertes System sein.
  • Erpresserische Nachricht:
    Eine Lösegeldforderungen auf dem Bildschirm ist das sicherste Zeichen für eine Ransomware-Infektion – allerdings ist es dann häufig schon zu spät, um noch geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Das frühzeitige Erkennen dieser Anzeichen kann entscheidend sein, um schnell zu reagieren und den Schaden dadurch zu minimieren. Wichtig ist, dass Mitarbeiter eines Unternehmens diese potenziellen Warnsignale (er-)kennen, um die Gefahr erfolgreicher Ransomware-Attacken zu minimieren.

Zu sehen sind die Hände einer Frau auf einer Laptop-Tastatur. Vielleicht schreibt sie der IT, weil sie vermutet, dass sie Ransomware erkennen konnte. Bild: Pexels/George Milton

Fällt etwas Seltsames am Arbeitsgerät auf, sollte umgehend die IT verständigt werden – per Nachricht oder Anruf. Bild: Pexels/George Milton

Ransomware-Verdacht? Schnell handeln!

Bei Verdacht auf eine Ransomware-Infektion ist schnelles Handeln, grundsätzlich entscheidend. Sobald in irgendeiner Form Auffälligkeiten bemerkt worden sind, sollte unbedingt die IT-Abteilung oder der zuständige IT-Support informiert werden. Denn: Diese Fachkräfte sind darauf trainiert, die Situation zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Schaden bei einer tatsächlichen Ransomware-Infektion zu begrenzen. Nützlich für die Bewertung ist es, wenn alle ungewöhnlichen Vorkommnisse schriftlich oder besser noch per Screenshots dokumentiert sind.

Bestätigen die Profis den Verdacht, sollte das betroffene Gerät auf deren Anweisung hin dann schleunigst vom Netzwerk getrennt werden, um eine weitere Ausbreitung der Infektion im (Unternehmens-)Netzwerk zu verhindern. Grundsätzlich wichtig: Betroffene sollten den Anweisungen der IT-Experten strikt folgen und das Gerät nicht eigenständig nutzen oder untersuchen, bis weitere Anweisungen gegeben werden. Vielmehr sind nun die Fachleute gefragt, die durch ein schnelles und verantwortungsvolles Handeln den Schaden des Ransomware-Angriffs vielleicht noch eindämmen können.

Technologien zur Ransomware-Detektion

So wichtig Mitarbeiter in der Abwehrkette eines jeden Unternehmens auch sind, so kann die Verantwortung für die Erkennung von Ransomware natürlich nicht allein auf ihren Schultern liegen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Werkzeuge und Maßnahmen, die dabei helfen, Netzwerke und Systeme zu schützen. Hier unsere Übersicht:

  • Endpoint Detection and Response (EDR):
    EDR-Systeme bieten eine fortgeschrittene Überwachung und Reaktionsmechanismen an den Endpunkten eines Netzwerks. Sie können verdächtiges Verhalten erkennen, das auf Ransomware hinweist, wie etwa das plötzliche Verschlüsseln von Dateien.
  • Intrusion Detection Systems (IDS):
    Diese Systeme überwachen den Netzwerkverkehr auf Anomalien, die auf eine Infektion hindeuten könnten. Sie helfen, ungewöhnliche Datenübertragungen oder das Verhalten von Ransomware im Netzwerk zu identifizieren, bevor sie großen Schaden anrichten können.
  • Security Information and Event Management (SIEM):
    SIEM-Technologien aggregieren und analysieren Logdaten aus verschiedenen Quellen und helfen, verdächtige Aktivitäten schnell zu erkennen. Sie ermöglichen es Sicherheitsteams, Warnmeldungen zu priorisieren und effizient zu reagieren.
  • Anti-Virus- und Anti-Malware-Lösungen:
    Als grundlegende Sicherheitstools sollten diese Lösungen stets auf dem neuesten Stand gehalten werden. Sie scannen Dateien und Systeme auf bekannte Signaturen von Ransomware und blockieren infizierte Dateien.
  • Patch-Management-Systeme:
    Tools für das (automatisierte) Patch-Management stellen sicher, dass Software und Systeme immer auf dem neuesten Stand sind, was die Angriffsfläche für Ransomware verringert. Viele Ransomware-Attacken nutzen bekannte Sicherheitslücken, die durch aktuelle Patches längst geschlossen sein könnten.
  • Sandboxing:
    Die Sandboxing-Technik isoliert unbekannte Programme in einer sicheren Umgebung, um zu sehen, ob sie schädlich sind, ohne dass das Hauptsystem beeinträchtigt wird. Dies kann besonders nützlich sein, um Zero-Day-Exploits zu identifizieren, die von herkömmlicher Antivirus-Software möglicherweise nicht erkannt werden.

Durch den Einsatz dieser Werkzeuge können Organisationen ein mehrschichtiges Verteidigungssystem aufbauen, das dazu beiträgt, Ransomware-Angriffe frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Hier sollten Sie unbedingt aktiv werden!

Zu sehen ist ein Mann, der einer Kollegin mit dem Laptop hilft. Sie hat ein Problem, vielleicht ausgelöst durch Ransomware. Bild: Pexels/Jonathan Borba

Im Büro kann ein IT-Kollege direkt vorbeikommen und sich das Problem anschauen. Bild: Pexels/Jonathan Borba

Mitarbeiter schulen, Ransomware erkennen

Trotz der technischen Unterstützung ist es für Unternehmen aber dennoch mehr als sinnvoll, ihre Mitarbeiter so zu schulen, dass sie im Fall der Fälle tatsächlich Anzeichen von Ransomware erkennen können. Das gelingt durch regelmäßige Trainings. Die Mitarbeiter lernen in solchen Schulungen unter anderem auch, verdächtige E-Mails, Links und andere potenzielle Gefahrenquellen als Einfallstor für Ransomware-Angriffe zu identifizieren. Zudem wird detailliert erläutert, wie sie auf verdächtige Aktivitäten reagieren und diese melden können.

Mögliche Schulungsinhalte gehen aber noch weit darüber hinaus. Weitere Themen können beispielsweise das Erstellen und Verwalten sicherer Passwörter, die Erkennung von Phishing-Versuchen und das sichere Surfen im Internet sein. Fakt ist: Ein gut informiertes Team stärkt die IT-Sicherheit eines Unternehmens und ist daher ein zentraler Bestandteil der Cyberabwehr.

IT-Experten schützen vor Ransomware

Sie sehen in Ihrem Unternehmen Handlungsbedarf beim Schutz gegen Cybergefahren im Allgemeinen und Ransomware im Besonderen, verfügen intern aber nicht über das nötige Fachwissen? Dann könnte es sinnvoll sein, die Expertise eines externen IT-Dienstleister anzuzapfen! Fachleute wie die Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK bringen nicht nur das benötigte Spezialwissen mit, sondern auch langjährige Erfahrung in der Implementierung und Wartung modernster Sicherheitssysteme.

IT-Systemhäuser bieten dabei umfassende Services zur Cyberabwehr an. Sie reichen von fortgeschrittenen Monitoring-Lösungen und Bedrohungsanalyse bis hin zu proaktiven Sicherheitsaudits und Penetrationstests. Zudem sind Schulungen ein wesentlicher Bestandteil der Dienstleistungen: Sie zielen darauf ab, dass Mitarbeiter verdächtige Aktivitäten beispielsweise durch Ransomware erkennen und richtig darauf reagieren können. Darüber hinaus sind Notfallreaktionsdienste und Incident-Management im Portfolio vieler IT-Dienstleister, sodass Unternehmen bestmöglich auf den Ernstfall vorbereitet sind.


Weiterführende Informationen:
BKA, BKA, BSI, BSI, Unternehmen Cybersicherheit, it-daily
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text die männliche Form. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

Geschrieben von

Seit Anfang 2019 ist Janina Kröger für den Blog des IT-SERVICE.NETWORK verantwortlich – anfangs in der Position der Online-Redakteurin und inzwischen als Content Marketing Managerin. Die studierte Germanistin/Anglistin und ausgebildete Redakteurin behält das Geschehen auf dem IT-Markt im Blick, verfolgt gespannt neue Trends und Technologien und beobachtet aktuelle Bedrohungen im Bereich des Cybercrime. Die relevantesten… Weiterlesen

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