Die Angst vor der Digitalisierung hemmt mittelständische Unternehmen, Transformationen anzugehen. Eine neue Studie, bei der branchenübergreifend 200 Entscheider befragt wurden, ist jetzt den Ursachen auf den Grund gegangen.
Ob die Gründe für die Furcht vor dem Umbruch nachvollziehbar sind oder Sie damit wichtige Chancen vertun, verraten wir jetzt.
Die Angst vor der Digitalisierung hemmt den Mittelstand
Geld regiert nicht nur die Welt, sondern auch den Verstand. Das ist zumindest ein Schluss, der sich aus den Ergebnissen einer aktuellen Studie ziehen lässt. Die Sorge vor explodierenden Kosten und einer generellen finanziellen Überforderung ist der Hauptgrund, warum gerade der Mittelstand bei der digitalen Transformation gehemmt ist. Die jetzt erhobenen Zahlen der Studie „Finanzierungsmonitor 2019“ sprechen eine eindeutige Sprache.
In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt befragte der Finanzdienstleister Creditshelf 200 Entscheider mittelständischer Unternehmen aus den Bereichen Handel, Industrie und Dienstleistung. Dabei zeigt sich: Vor allem die Dienstleister üben sich in skeptischer Zurückhaltung und blicken „angespannt“ in Richtung Digitalisierung und Umbruch. Ob es daran liegt, dass Chancen und Möglichkeiten für ihre Branche nicht wirklich greifbar transportiert werden oder die bloße Panik ums Geld vorherrscht, verrät die Erhebung leider nicht.
Wie viel kostet die Digitalisierung?
Das ist wohl die ganz zentrale Frage, die sich der Mittelstand aktuell stellt. Im bereits erwähntem Dienstleistungssektor haben in diesem Zusammenhang satte 71 Prozent aller Befragten Angst davor, dass ihnen noch während der Transformation die finanziellen Mittel ausgehen. Daran wohl nicht ganz unschuldig: die aktuelle Kreditpolitik der deutschen Banken. Denn seit der letzten großen Finanzkrise beobachten Experten immer häufiger, dass die Kreditinstitute mit schnellen Darlehen an mittelständische Unternehmer immer vorsichtiger umgehen. Das bestätigt auch Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von Creditshelf. Die Angst vor der Digitalisierung selbst plus die Schwierigkeit, schnell und flexibel an größere Summen zu kommen, sorgt jedenfalls dafür, dass ein großer Teil der Dienstleistungsbranche noch nicht einmal den ersten Schritt Richtung digitalem Umbruch wagt.
Was dabei viele mittelständische Unternehmer völlig außer Acht lassen: Förderprogramme wie beispielsweise „Go Digital“. Hier spendiert Vater Staat bis zu 16.500 Euro für mutige Unternehmer, die sich den Herausforderungen des digitalen Wandels stellen.
Ängstlich in die Zukunft – Unternehmer im Zwiespalt zwischen finanzieller Sorge und Innovationstrieb
Der „Finanzierungsmonitor 2019“ entkräftet zumindest ein Vorurteil gegen deutsche Unternehmen. Nach ihm denken solche nämlich nicht zu wenig an die Zukunft. Auch dann nicht, wenn die Auftragsbücher gefüllt sind und der Rubel rollt. Der Studie zufolge würden gut 75 Prozent der Befragen allen Themen rund um die Digitalisierung eine „wichtige“ bis „sehr wichtige“ Bedeutung einräumen. Zum gleichen Ergebnis kommt auch der Digital-Index, bei dem Deutschland zuletzt ordentlich zulegen konnte und sogar Japan überholen. Ganz so einfach ist es leider trotzdem nicht. Selbst der wirtschaftliche Boom hat seine Schattenseiten für den Mittelstand. Das meint zumindest Dirk Schiereck von der Technischen Universität Darmstadt, der die Erhebung und Auswertung der seit 2016 jährlich durchgeführten Studie seit Anbeginn mitbetreut: „Denn wenn ein Unternehmen bereits an der Grenze seines Kreditrahmens arbeitet, um Projekte und Aufträge vorzufinanzieren, bleibt trotz bester Absichten für Investitionen in die Zukunft oft schlichtweg zu wenig finanzielle Luft.“
Andere Beteiligte des „Finanzierungsmonitors 2019“ sehen das Thema sogar noch etwas schwärzer. Nur weil sich der Mittelstand in der Vergangenheit gerade in wirtschaftlich erfreulichen Phasen immer wieder erfolgreich auf ihr höchstes Gut – ihre Innovationsstärke – besonnen hätten, müsse es nicht lange immer wieder so laufen. Zudem ginge es beim digitalen Umbruch schließlich darum, teilweise branchenfremdes Know-how aufzubauen und für die eigenen Zwecke zu nutzen. Das eigene Wissen zu reaktivieren und zu erweitern ist eher Nebenerscheinung.
Und genau diese Aussage ist unter dem Strich entscheidend. Darüber hinaus: es gibt keine Alternative zur digitalen Transformation. Wer in den nächsten Jahrzehnten noch (erfolgreich) existieren und wettbewerbsfähig bleiben will, muss den Schritt wagen. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
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