IT-Sicherheit

Red Team vs. Blue Team

Die Alternative zum Pen-Test

von 16.08.2023
Red Team vs. Blue Team. Bild: Pexels/Mica Asato
Red Team vs. Blue Team. Bild: Pexels/Mica Asato

Die Red-Team-Blue-Team-Übung ist eine Methode zur Verbesserung der IT-Sicherheit. Kern der Übung ist die Simulation realistischer Angriffsszenarien, mit denen die Sicherheitssysteme getestet werden.

Im Ergebnis lassen sich so diverse Schwachstellen aufdecken und Abwehrmechanismen stärken. Auch die Reaktionszeit kann sich verbessern. Wir erklären, wie das alles im Detail funktioniert.

Militär als Vorbild: die Red-Team-Blue-Team-Übung

Die Bedrohungen für die IT-Sicherheit von Unternehmen nehmen stetig zu. Hacker werden immer raffinierter und finden neue Wege, um Netzwerke zu infiltrieren und sensible Informationen zu stehlen. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, beginnen immer mehr Unternehmen, auf Red-Team-Blue-Team-Übungen zurückzugreifen. Die Übungen dienen dazu, die Sicherheitssysteme zu testen und zu verbessern, indem sie realistische Szenarien simulieren, in denen Angreifer versuchen, in das Netzwerk einzudringen.

Wie der Name vermuten lässt, kämpfen hierbei zwei Teams gegeneinander: das Red Team und das Blue Team. Das Red Team übernimmt die Rolle der Angreifer und versucht, in das Netzwerk einzudringen und Sicherheitslücken auszunutzen. Das Blue Team hingegen agiert als Verteidiger und ist dafür verantwortlich, die Angriffe zu erkennen, zu analysieren und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Vorbild der Methode ist das Militär.

Automatisch werden so die Fähigkeiten beider Teams getestet und es ergibt sich ein Bild, wie es um die Sicherheitsvorkehrungen des Unternehmens bestellt ist – und welche Lehren aus dem Kampf gezogen werden können.

Ein Mann hält einen Laptop mit dem Bildschirm in Richtung Kamera. Darauf steht: You've been hacked. Es geht um Cyberangriffe und die Red Team Blue Team Übung Bild: Pexels/Saksham Choudhary

Das Rote Team versucht alles, um das Unternehmen erfolgreich anzugreifen und zu hacken. Bild: Pexels/Saksham Choudhary

Simulation realistischer Angriffsszenarien

Eine der größten Stärken der Red-Team-Blue-Team-Übung ist die Möglichkeit, tatsächlich realistische Angriffsszenarien zu simulieren. Das Red Team besteht aus erfahrenen Sicherheitsexperten beziehungsweise „White Hackern“. Sie setzen verschiedene Techniken und Methoden ein, um in das Netzwerk einzudringen. Sie können dafür beispielsweise Social Engineering, Phishing, Exploits oder Malware nutzen. Indem das Red Team reale Angriffstechniken anwendet, lassen sich Schwachstellen und Lücken in den Sicherheitsvorkehrungen gezielt eruieren.

Das Blue Team hat dagegen die Aufgabe, die Angriffe (rechtzeitig) zu erkennen und abzuwehren. Es überwacht die Netzwerke, analysiert Logdateien und setzt Sicherheitstools ein, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren. Und auch hier lassen sich wichtige Erkenntnisse gewinnen, welche Auswirkungen ein echter Angriff auf das Unternehmen hätte.

Vorteile der Red-Team-Blue-Team-Übung

Die Red-Team-Blue-Team-Übung bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Unternehmen, die wissen wollen, wie es wirklich um ihre IT-Sicherheit bestellt ist. Hier eine Übersicht dazu:

  • Identifizierung von Schwachstellen:
    Durch die realistische Simulation von Angriffen lassen sich Sicherheitslücken in den Systemen aufdecken. Das Unternehmen erhält wertvolle Einblicke in die Beschaffenheit der Schwachstellen und kann Maßnahmen ergreifen, um diese zu beheben.
  • Verbesserung der Abwehrmechanismen:
    Indem das Blue Team reale Angriffe abwehrt, kann es seine Fähigkeiten verbessern und die relevanten Abwehrmechanismen stärken. Das Team kann dabei auch neue Techniken erlernen und effektive Verteidigungsstrategien entwickeln.
  • Steigerung der Sensibilisierung:
    Die Übung trägt zur Sensibilisierung der Mitarbeiter bei, indem sie ihnen zeigt, wie Angreifer vorgehen und welche Auswirkungen eine erfolgreiche Attacke haben kann. Im besten Fall sind sie anschließend besser in der Lage, verdächtige Aktivitäten zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Unternehmen, die regelmäßig solche Übungen durchführen, sind in der Lage, mit den sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen Schritt zu halten und ihre Sicherheitsvorkehrungen kontinuierlich zu verbessern. Denn nur durch eine proaktive und umfassende Herangehensweise an die IT-Sicherheit können Unternehmen ihre Systeme effektiv schützen und potenzielle Angriffe erfolgreich abwehren.

Man sieht eine Person, die im Schatten vor zwei Monitoren sitzt und einen Hacker darstellen soll. Das Thema ist die Red Team Blue Team Übung. Bild: Pexels/Tima Miroshnichenko

Während der Übung dürfen sich die Team-Mitglieder ruhig den Hacker-Klischees bedienen. Bild: Pexels/Tima Miroshnichenko

Unterschiede zum klassischen Pen-Test

Während der traditionelle Penetrationstest, den auch unsere Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK regelmäßig durchführen, vor allem dazu dient, den allgemeinen Zustand der Sicherheit eines Netzwerks zu eruieren, geht die Team-Übung noch einen großen Schritt weiter. Denn die Angriffe sind (wie bereits erwähnt) so realistisch wie nur irgend möglich. Statt also „lediglich“ Schwachstellen – beispielsweise innerhalb von Software aufgrund fehlender Patches – zu identifizieren, die theoretisch gefährlich sein könnten, tut das rote Team so, als würden hier Hacker ganz bewusst genau dieses eine Unternehmen angreifen.

Damit tragen die Spezialisten einem starken Trend Rechnung, denn viele Cyberkriminelle setzen schon lange nicht mehr auf mittelmäßige Phishing-Kampagnen nach dem Gießkannen-Prinzip. Im Gegenteil sogar: Sie picken sich ihre Opfer ganz gezielt heraus und entwickeln hoch individualisierte Angriffsmethoden.

Das bedeutet: Es geht nicht nur um Angriffe auf die IT-Infrastruktur oder das Netzwerk. Die Attacken des Teams können beispielsweise auch der Kategorie Social Engineering angehören, die über Wochen vorbereitet werden.

Tipps zum Aufbau der Teams

Idealerweise setzt man beim roten Team auf erfahrene „White Hacker“, die bestens vertraut mit allen Hacking-Methoden sind und eine gehörige Portion Ehrgeiz mitbringen. Es ist daher in der Regel nicht dienlich, eigene Admins/Techniker mit der Aufgabe zu betrauen, denn sie könnten (absichtlich oder unabsichtlich) das Ergebnis verfälschen. Beispielsweise, indem sie verhindern wollen, die Schwachstellen ihrer eigenen Arbeit öffentlich zu machen oder bestimmte Methoden nicht anwenden, da sie der Meinung sind, die Sicherheit wäre gegeben.

Besser positioniert sind unternehmenseigene Spezialisten (sofern denn überhaupt vorhanden) im blauen Team. Alternativ können natürlich auch die Experten eines externen Dienstleisters in beiden Teams eingesetzt werden, die sich gegenseitig durch den internen Wettbewerb anspornen, ohne dabei selbst aktiv betroffen zu sein.

In einer dunklen Umgebung hält eine Person in dunkler Kleidung einen Laptop. Der Cyberangriff wird durch die Anomalie-Erkennung erschwert. Bild: Pexels/Sora Shimazaki

Angreifer gegen Verteidiger: Wer gewinnt am Ende den Kampf? Bild: Pexels/Sora Shimazaki

Durchführung der „Rot gegen Blau“-Übung

Idealerweise findet der Kampf hinter den Kulissen während des ganz normalen Tagesgeschäfts statt – schließlich ist es so auch in der Realität. Das dient auch noch einmal zusätzlich dem Ergebnis, denn es wird aufgezeigt, wie stark oder schwach die Beeinträchtigung des Betriebsalltags im Falle eines Falles ist. So lassen sich beispielsweise auch Fragen beantworten, ob das erstellte IT-Notfallhandbuch ausreichend ist oder der entwickelte Business-Continuity- & Disaster-Recovery-Plan auch wirklich funktioniert.

Es versteht sich von selbst, dass hier natürlich Maß und Mitte zu finden sind und die Übung vielleicht nicht in Zeiten mit extremen Auftragsspitzen stattfinden sollte. Unsere Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK beraten Sie gerne zu diesem Thema und sind selbstverständlich auch dazu bereit, für Sie im roten oder blauen Team zu kämpfen – oder auch in beiden.


Weiterführende Links:
Security Insider

Geschrieben von

Lena Klaus arbeitet seit 2018 als freie Autorin und SEO-Expertin für das IT-SERVICE.NETWORK. Besonders die Themen rund um den digitalen Wandel und New Work haben es ihr angetan. Darüber hinaus ist die erfahrene Texterin immer wieder fasziniert davon, welche neue Methoden und Tricks Hackern und Cyberkriminellen einfallen. Seit 2013 kennt Lena Klaus die IT-Branche und… Weiterlesen

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