Chatten mit einer künstlichen Intelligenz – was vor wenigen Jahren noch nach Science Fiction geklungen hat, ist spätestens seit ChatGPT Realität. Und jetzt kommt auch die Konkurrenz nach Deutschland: Google Bard ist gestartet!
Wir erklären, was es mit Googles KI-Chatbot auf sich hat, wie er funktioniert und geben Tipps zum Datenschutz.
ChatGPT bekommt Konkurrenz
Plötzlich wollte sogar Tante Erna mit einer künstlichen Intelligenz chatten – so weit schlugen die Wellen, die der Hype um den KI-Roboter ChatGPT zum Jahreswechsel 2022/2023 ausgelöst hat. Am 30. November 2022 war der Chatbot für die Öffentlichkeit freigeschaltet worden, im Januar 2023 verzeichnete er bereits mehr als 100 Millionen Nutzer und setzte gleich mehrere Rekorde.
Inzwischen scheint der Hype ein wenig abzuflauen, jedenfalls sind die Nutzerzahlen zuletzt ein wenig zurückgegangen. Mögliche Gründe dafür könnten sein, dass der Neuigkeitsfaktor allmählich nachlässt und auch die Qualität der Ergebnisse manchmal zu wünschen übrig lässt – immerhin fängt ChatGPT gerne mal das Halluzinieren an und verkauft falsche Informationen als wahr.
Nichtsdestotrotz ist die Anzahl der täglichen Aufrufe noch immer immens. Kein Wunder, dass auch andere Anbieter ein Stück vom Kuchen abhaben und dem KI-Tool von OpenAI Konkurrenz machen wollen. Bisher hat es noch keines dieser Tools geschafft, ChatGPT das Wasser zu reichen. Das könnte sich aber vielleicht bald ändern: Google geht mit seinem Chatbot Google Bard an den Start!
Google Bard soll Nutzenden die (kreative) Arbeit erleichtern. Bild: Pexels/Firmbee.com
Was ist Google Bard?
Google Bard ist ein KI-Textroboter, der von Google entwickelt wurde und von Googles großem Sprachmodell (Large Language Modell; LLM) namens LaMDA (Language Models for Dialog Applications) angetrieben wird. Der Name „Bard“ geht auf die mittelalterlichen Barden zurück, die Dichter und Musiker der Kelten. Diese Namenswahl hat ihren Grund: Google Bard soll Nutzenden dabei helfen, kreativ zu sein, Neues zu entdecken, die Vorstellungskraft zu erweitern und Ideen zum Leben zu erwecken. Google Bard ist als KI-Chatbot in der Lage, Fragen zu beantworten, Texte zu verfassen, mathematische Probleme zu lösen und zu programmieren.
Google selbst bezeichnet Bard als ein „KI-Experiment in der Anfangsphase“, das die Interaktion mit generativer KI ermöglichen soll, und verweist darauf, dass der KI-Textroboter – vor allem in der aktuellen Anfangsphase – durchaus fehlerhafte und unangemessene Antworten liefern kann. Nutzende sind daher dazu aufgerufen, Feedback zu geben, damit Google auf dessen Grundlage Verbesserungen durchführen kann.
Anfangs war Google Bard lediglich in den USA und in Großbritannien und ausschließlich in den Sprachen Englisch, Japanisch und Koreanisch verfügbar. Seit dem 13. Juli 2023 „spricht“ Bard mehr als 40 Sprachen – unter anderem Deutsch – und ist in 180 Ländern nutzbar.
Funktionen von Google Bard im Überblick
Google Bard soll mehr sein als ein reiner Chatbot, der in sogenannten Prompts (sprich: Chatverläufen) Fragen beantwortet und Texte generiert. Diesen Anspruch betont Google zum Start des KI-Textroboters. Aber welche Funktionen bringt Google Bard mit? Hier ein Überblick:
- Individuellere Antworten erhalten:
Ein erster Textvorschlag von Bard passt nicht richtig? Kein Problem: Antworten lassen sich individualisieren, indem Nutzende Tonalität, Stil und Länge an die eigenen Bedürfnisse anpassen. - Antworten vorlesen lassen:
Benutzer können sich die Antworten von Bard anhören, was besonders hilfreich ist, um die Aussprache von Wörtern zu hören oder Texte vorgelesen zu bekommen – in Bezug auf Barrierefreiheit eine sehr nützliche Funktion. - Unterhaltungen benennen und anpinnen:
Die Inhalte eines Chats könnten zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nützlich sein? Dann bietet es sich an, einen Chat treffend zu benennen und die Unterhaltung anzupinnen. - Antworten mit anderen teilen:
Die Ergebnisse eines Chats sind für Kollegen interessant? Über die Teilen-Funktion lassen sie sich anderen verfügbar machen, sodass Ideen und Kreationen im Team genutzt und weiterentwickelt werden können. - Google Lens verwenden:
Wer Informationen zu einem Bild benötigt oder eine pfiffige Bildunterschrift verfassen möchte, kann auf Bard zählen: Dank der Integration von Google Lens lässt sich ein Bild hochladen; Bard startet eine Analyse und gibt Vorschläge. - Code exportieren:
Benutzer können generierten Python-Code von Bard zu Google Colab oder Replit exportieren. Diese Funktion ist nicht für jedes Unternehmen entscheidend, indirekt aber vielleicht dann, wenn sie sich eine individuelle Software programmieren lassen. Möglicherweise wird auch Low Code im Unternehmen genutzt, wobei Bard Programmier-Hilfe bieten könnte.
Einige nützliche Funktionen – auch für Unternehmen – sind sicherlich dabei. Und viele weitere Features sind in Arbeit. Bald soll Bard Bildmaterial zur Verfügung stellen, in Google-Dienste wie Docs, Drive, Gmail und Maps integriert werden sowie mit Web-Diensten und Anwendungen von Partnern zusammenarbeiten. Man darf gespannt sein!
Google Bard soll auch in die Google-Suche integriert werden. Bild: Pexels/cottonbro studio
Google Bard vs. ChatGPT
Google schickt seinen KI-Textroboter Google Bard in den direkten Wettbewerb mit ChatGPT – und dieser Wettbewerb ist durchaus bedeutend. Denn: Durch die Integration von ChatGPT in die eigene Suchmaschine Bing versucht Tech-Riese Microsoft, in Bereiche wie die Internet-Suche und die Online-Werbung vorzudringen. Zudem setzt Microsoft auch bei den eigenen Software-Produkten zunehmend auf KI-Unterstützung, beispielsweise bei Microsoft 365 Copilot und Windows 11 Copilot. Für Google gilt es, mit KI in den eigenen Tools zu kontern, um nicht abgehängt zu werden.
Die Frage ist, ob Google Bard den Vorsprung, den ChatGPT bereits aufgebaut hat, noch aufholen und sich in der Nutzergunst nach vorne bringen kann. Entscheidend dafür wird sicherlich der direkte Vergleich sein. Wie gut sind die Ergebnisse, die die beiden Textroboter liefern? Welche Funktionen bringen die beiden KI-Tools jeweils mit? Und was sind die Vor- und Nachteile des neuen Google Bard gegenüber dem bereits etablierten ChatGPT? Dazu haben wir im Folgenden eine Übersicht!
Vorteile von Bard gegenüber ChatGPT
Im direkten Vergleich hat Google Bard einige Vorteile gegenüber seinem Konkurrenten ChatGPT zu bieten. Aber welche sind das genau? Hier eine Zusammenstellung:
- Google Bard ist kostenlos verfügbar. ChatGPT gibt es auch in einer kostenlosen Variante, allerdings ist die Pro-Version, die unter anderem aktuellere Funktionen und eine bessere Verfügbarkeit bietet, kostenpflichtig.
- Bard zieht kontinuierlich Informationen aus dem Internet und hat dadurch auch Zugriff auf die neuesten Forschungsergebnisse und Nachrichten. ChatGPT ist dagegen wissenstechnisch auf dem Stand von 2021, da die Software nur bis zum Jahr 2021 mit Daten versorgt wurde. In Bezug auf die Aktualität hat Bard also definitiv die Nase vorn.
- Es ist derzeit zwar noch Zukunftsmusik, aber Google plant, Bard in die Google-Suche zu integrieren, wodurch sich Benutzern noch mehr Möglichkeiten bieten, an Informationen und Ideen zu gelangen.
- Bard unterstützt mehr als 20 Programmiersprachen und kann Fachleuten bei der Generierung von Code helfen. ChatGPT ist zwar in der Lage, funktionalen Programmiercode zu generieren, aber es sind keine spezifischen Informationen über die Unterstützung für Programmiersprachen bekannt.
- Die Kommunikation mit Bard könnte besser funktionieren als es bei ChatGPT der Fall ist. Das Tool basiert nämlich auf dem sogenannten LaMDA-Sprachmodell von Google, das speziell für den Dialog entwickelt worden ist.
- Um Artikel zusammenfassen zu lassen, müssen Benutzer bei ChatGPT den Text manuell kopieren und in den Chat einfügen. Bei Google Bard reicht es, den Link zum Artikel zu posten.
Fakt ist: Viele dieser Vorteile sind durchaus schlagkräftige Argumente dafür, dass sich Nutzende für Google Bard und gegen ChatGPT entscheiden könnten. Ist Google Bard also der klare Gewinner?
Wer ist besser: Google Bard oder ChatGPT? Die Frage bleibt noch zu beantworten. Bild: Pexels/Sanket Mishra
Nachteile von Bard gegenüber ChatGPT
Im Wettbewerb zwischen Google Bard und ChatGPT ist die Google-KI nicht zwangsläufig als Gewinner zu sehen. Es gibt nämlich auch einige Nachteile von Bard gegenüber ChatGPT, die ebenfalls Berücksichtigung finden sollten. Hier unsere Aufstellung:
- Erste Vergleiche geben den Eindruck, das ChatGPT etwas besser dafür geeignet ist, kreative Inhalte wie Gedichte, Skripte und Musikstücke zu erstellen. Ein möglicher Grund dafür ist, dass es sich bei Google Bard um ein faktisches Sprachmodell handelt.
- Auch die kreative Beantwortung von ungewöhnlichen oder auch herausfordernden Fragen scheint ChatGPT besser zu liegen, wohingegen Bard besser darin zu sein scheint, umfassende und informative Antworten auf Fragen zu geben.
- ChatGPT speichert frühere Unterhaltungen für den jeweiligen Nutzenden, was nützlich sein kann, um den Kontext beizubehalten. Allerdings bietet auch Google Bard inzwischen die Möglichkeiten, Unterhalten zu benennen und anzupinnen.
- Derzeit bietet Google Bard noch nicht so viele Möglichkeiten, Plug-ins und andere beliebte Websites und Apps wie Expedia, Instacart und Zapier zu integrieren. Allerdings sind diesbezüglich einige Features in Arbeit.
- Ein Nachteil der sowohl für Google Bard als auch ChatGPT zutrifft: Die Textroboter neigen durchaus dazu, Halluzinationen zu haben und Informationen zu erfinden. Auch die verwendeten Quellen können unzuverlässig sein. Es gilt also bei beiden Tools grundsätzlich, die Richtigkeit der Ergebnisse im Zuge eines Faktenchecks zu überprüfen.
Das bedeutet: Die Wahl zwischen Google Bard und ChatGPT hängt letztlich von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Nutzenden ab. Wenn es um Programmierung und umfassende Antworten geht, kann Bard eine gute Wahl sein. Wenn es darum geht, kreative Inhalte zu generieren oder ungewöhnliche Fragen zu beantworten, könnte ChatGPT besser geeignet sein.
Google Bard & Datenschutz
Grundsätzlich müssen sich Nutzende von Diensten wie Google Bard und ChatGPT dessen bewusst sein, dass sie mit jeder Unterhaltung und jeder Frage Informationen preisgeben – schließlich verfolgen sie mit jeder Anfrage ein bestimmtes Interesse.
Gut zu wissen: Google hat zum Start von Bard seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) abgeändert. Darin heißt es unter anderem, dass Informationen genutzt werden, um die eigenen Dienste zu verbessern sowie um neue Produkte, Funktionen und Technologien zu entwickeln, die den Nutzenden zugutekommen. Aber was für Informationen sind das genau?
Bei der Nutzung sammelt und speichert Google ganze Konversationen, Daten über die Art und Weise, wie Bard und andere Google-Dienste genutzt werden, Informationen über den Standort und die IP-Adresse sowie jegliches Feedback, das Nutzende zu Bard geben. Bis zu 18 Monate bleiben diese Daten in Verbindung mit dem jeweiligen Google-Konto auf den Google-Servern hinterlegt. Und nicht nur das: Auch menschliche Prüfer und Prüferinnen bekommen die Bard-Unterhaltungen zu Gesicht – zum Schutz der Privatsphäre aber losgelöst von den Google-Konten.
Auch auf dem Handy wäre die Integration von Google Bard in die Google-Suche praktisch. Bild: Pexels/Shantanu Kumar
Tipps: So schützen Sie Ihre Daten!
Fakt ist: Es gibt Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der rechtlichen Grundlage für die Verwendung von Bard-Daten gemäß den Datenschutzgesetzen der Europäischen Union. Es ist daher besonders für Unternehmen wichtig, bestimmte Maßnahmen zum Schutz vertraulicher Daten zu ergreifen. Hier kommen die drei wichtigsten Tipps:
- Seien Sie grundsätzlich vorsichtig damit, welche Informationen Sie mit der KI teilen. Vertrauliche Daten beispielsweise zu Geschäftspartnern und Kunden sind beispielsweise tabu. Sie sollten auch vermeiden, Informationen in Bard-Gesprächen zu nutzen, die zur Identifizierung von Ihnen oder anderen führen könnten.
- Sie sollten sich unbedingt Ihre Datenschutzeinstellungen ansehen und diese gegebenenfalls anpassen. Das ist unter https://myactivity.google.com/product/bard möglich. Hier lässt sich beispielsweise die Speicherung der Unterhaltungen deaktivieren und auch die Dauer der Datenspeicherung durch Google begrenzen.
- Stellen sie eine Richtlinie darüber auf, wie in Ihrem Unternehmen mit KI-Diensten wie Google Bard und ChatGPT umgegangen wird. Sollten Sie sich dazu entschließen, die Nutzung zu erlauben, sollten Sie Mitarbeitende unbedingt darauf hinweisen, worauf sie bei der Nutzung der Tools achten müssen.
Wichtig ist außerdem, dass Sie über aktuelle Entwicklungen im Bereich Datenschutz und KI informiert bleiben – zum Beispiel indem sie die neuen Beiträge in unserem Blog verfolgen!
Google-Universum von Profis einrichten lassen!
Es gibt in Ihrem Unternehmen keinen IT-Kenner, der sich mit wichtigen Datenschutzeinstellungen oder der Erstellung von Datenschutz-Richtlinien auskennt? Warum greifen Sie dann nicht einfach auf die Fachkenntnisse von echten IT-Experten zurück? Zu finden sind diese in den IT-Systemhäusern, die sich dem IT-SERVICE.NETWORK angeschlossen haben!
Die Experten aus dem IT-SERVICE.NETWORK wissen ganz genau, worauf Unternehmen bezüglich des Datenschutzes zu achten haben. Viele unserer IT-Dienstleister kennen sich auch mit Google-Umgebungen bestens aus und richten für ihre Unternehmenskunden Google Drive, Google Docs und Co. genauso ein, wie es für das Unternehmen am besten passt. Im selben Zuge schauen sie sich natürlich auch die Datenschutzeinstellungen an und nehmen sinnvolle Konfigurationen vor.
Weiterführende Links:
Google, Google, Google, Google, Tagesschau, Chip, Stuttgarter Zeitung, techtarget, Chip, t3n
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